Nach 20 Jahren stetigen Wachstums steckt der Ökolandbau in der Krise. Im Jahr 2022 sank der Absatz von Bioprodukten in Europa um fast drei Prozent, in Frankreich mussten 2023 rund zehn Prozent der Bioläden schließen, was viele Landwirte in existenzielle Nöte stürzte. In Deutschland hingegen sind Biobetriebe mit mehr als 1.500 Milchkühen keine Seltenheit mehr. Doch die Massentierhaltung wurde durch zahlreiche Skandale aufgedeckt, die Bilder von verletzten Tieren und veralteten Anlagen sind alarmierend. Diese Missstände stehen in engem Zusammenhang mit neuen Akteuren auf dem Markt: Supermarktketten, die mittlerweile für die Hälfte des Gesamtabsatzes von Bioprodukten verantwortlich sind. Um die Produktionskosten zu senken, hat sich die Branche zudem internationalisiert. Eine Hochburg der Billigproduktion ist die spanische Region Almería. Hier gefährden die Bedingungen in den vermeintlich ökologischen Betrieben nicht nur die Böden, sondern auch die Menschen. Bio-Siegel garantieren zwar den Verzicht auf synthetische Ackergifte, der zunehmende Einsatz sogenannter natürlicher Pestizide wird jedoch kaum thematisiert. Dabei werden einige Inhaltsstoffe, vor allem die nicht deklarierten Zusatzstoffe, als neurotoxisch oder hormonaktiv eingestuft. Kein Wunder, dass sich nun auch andere Industrieriesen für den Biopestizid-Markt interessieren, der jährlich um zehn Prozent wächst und vier Milliarden Euro Umsatz generiert. "Biokrise - Masse statt Klasse?" beleuchtet die Schattenseiten der biologischen Landwirtschaft, stellt aber auch positive Initiativen vor. Fest steht: Die Biobranche muss sich schleunigst neu erfinden, um zukunftsfähig zu bleiben.