Zeitreise und Hommage: Geschickt mit Originalszenen spielend zeichnet der Film ein Bild von Franz Beckenbauer als charmantem Schlitzohr.
Exakt zum Final-Wochenende der Fußballweltmeisterschaft 2022 geht bei WOW „Der Kaiser“ an den Start. Regisseur Tim Trageser („Der weiße Äthiopier“, Magenta TV) erzählt nach dem Drehbuch von Martin Rauhaus („Die Eisläuferin“, Freevee) wie der naive achtzehnjährige Franz Beckenbauer, der nur Fußball spielen will, zum ersten Mal bei Bayern München aufläuft und jüngster Nationalspieler wird, zum selbstbewussten „Kaiser“ des deutschen Fußballs reift. Dabei sieht Trageser Franz Beckenbauer „immer so ein bisschen als ,Monaco Franze‘, als jemanden, dem man einfach nicht böse sein kann – auch wenn er Fehler macht“. Dementsprechend ist der Film über den legendären Ballkünstler „im strengeren Sinne kein Biopic, sondern eher eine Hommage an Franz Beckenbauer“, gibt Tim Trageser zu.
„Auch wenn viele der Dialoge aus dem Privatleben erfunden sind – worauf ein Text am Anfang des Films hinweist –, lässt sich bis 1990 alles sehr gut und genau recherchieren, da es diverse Biografien und viele Interviews gibt, die das, was wir erzählen, belegen“, betont Trageser. „Zu den Hintergründen um die Vergabe der WM 2006 gibt es jedoch zu wenig belegbares Recherchematerial, und es hätte auch den Rahmen für diesen Film gesprengt“, erklärt der Regisseur seine Wahl der Zeitspanne. Dass die hinreichend bekannte Geschichte trotzdem nicht öde wird, ist auch der gekonnten Verschmelzung von Originalaufnahmen der Weltmeisterschaften in England, Mexiko, Deutschland und Italien mit in Prag gedrehten Spielszenen geschuldet.
„Ich wollte auf keinen Fall, dass der Film wie Dokufiktion wirkt“, erklärt der Regisseur. „Natürlich sind das ikonische Bilder, wenn Beckenbauer & Co. 1974 den Pokal hochheben“, weiß er, „da gibt es Fernsehbilder, die wir so genau wie möglich nachstellten.“ Ebenso verfährt er mit der Szene 1990, wenn Beckenbauer nach Gewinn der Weltmeisterschaft über den Rasen geht. „Diese Bilder wollte ich selber drehen, da wollte ich nur Klaus Steinbacher als Beckenbauer im Bild haben.“
Um diesen Szenen den originalgetreuen Look zu verpassen, verließ sich Trageser nicht nur auf Kostüm und Maske. „Es musste selbst der Rasen von Wembley 1966 zerstörter sein als bei den anderen Weltmeisterschaften, und wir haben extra Korn auf das Material gegeben und es noch mal zusätzlich verschmutzt, um alles einzupassen“, beschreibt Tim Trageser seine Bemühungen. „Ich hatte großen Respekt vor der Aufgabe, weil wir aus der Totale mit der Original-Spielszene entweder vor oder nach einem Tor direkt in die Situation reingehen“, berichtet er. „Dafür musste klar sein, wo welcher Spieler zu dem Zeitpunkt war, damit wir das Originalmaterial mit den Spielszenen vermischen konnten.