„Die Innenministerkonferenz“ von und mit Jan Böhmermann

16.12.2022 um 17:59 Uhr
    Die neue Bundesinnenministerin (Lena Dörrie) muss auf der Innenministerkonferenz einen brutalen Mord aufklären. Ihre 16 Kollegen sind dabei keine Hilfe. | © ZDF
    Die neue Bundesinnenministerin (Lena Dörrie) muss auf der Innenministerkonferenz einen brutalen Mord aufklären. Ihre 16 Kollegen sind dabei keine Hilfe. | ©ZDF

    Jan Böhmermann enthüllt in seiner Satireshow „ZDF Magazin Royale“ regelmäßig Skandale. Wie brisant wird sein Special „Die Innenministerkonferenz“?

    Schlag auf Schlag präsentiert er brisante Enthüllungen: Vor einigen Wochen machte Jan Böhmermann geheime NSU-Akten öffentlich, die der hessische Verfassungsschutz um jeden Preis unter Verschluss halten wollte. Wenig später war er möglicher Vetternwirtschaft im NDR-Landesfunkhaus Hamburg auf der Spur und schoss dabei eine verbale Breitseite gegen die Strukturen der öffentlich-rechtlichen Sender.

    Noch spektakulärer klingt sein nächster Coup: Deutschlands bester Satiriker wird bei einem Treffen von Spitzenpolitikern in einen Mordfall verwickelt, ist möglicherweise sogar selbst tatverdächtig. Die Ankündigung des ZDF klingt kryptisch und lässt vieles im Dunkeln. Klar ist nur: Jan Böhmermann wechselt das Genre – von Fakten zur Fiktion. Sein 45-minütiges „Magazin Royale“-Special mit dem Titel „Die Innenministerkonferenz“ ist so etwas wie „Crime-Comedy“ (Fr, 16.12., 23.15 Uhr im ZDF).

    Die Handlung des Specials ist fiktiv, aber doch fest verortet in der politischen Kultur Deutschlands: Kaum ist die neue Bundesinnenministerin (Lena Dörrie) im Amt, ereignet sich auf der Innenministerkonferenz ein brutaler Mord. Da die Sitzung irgendwo in der bayerischen Einöde stattfindet, sind die teilnehmenden Politiker mangels Handyempfang weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Größtes Problem der überforderten Bundesministerin ist jedoch, dass sie bei der Aufklärung des Verbrechens keinerlei Unterstützung von den 16 Innenministern der Länder erhält. So weit die Fakten.

    WOMIT WILL BÖHMERMANN DIE ZUSCHAUER DIESMAL ÜBERRASCHEN?

    Nimmt sein Special allein das amateurhafte Krisenmanagement und die Phrasendrescherei von Politikern aufs Korn? Oder gibt es auch eine investigative Komponente? HÖRZU fragte beim Satiriker nach. Seine Antwort: „Für das traditionsreiche, mystische Format der Innenministerkonferenz interessiere ich mich schon seit langer Zeit und freue mich deshalb außerordentlich, gemeinsam mit Drehbuchautorin Carla Kaspari, Regisseurin Janna Nandzik, einem tollen Schauspielerensemble und einer hervorragenden Produktionscrew eine lange verschlossene Tür aufzustoßen. Dass wir dabei auch noch Zeugen eines schrecklichen Mordes werden, ist aus dramatischer Perspektive natürlich ein Glück!“ Eine typische Politikerantwort, die mit vielen Worten wenig sagt.

    Dürfen sich die Zuschauer bei der „Innenministerkonferenz“ auch auf Auftritte realer Politiker freuen? Jan Böhmermann bleibt vage: „In diesem Punkt muss ich leider schweigen und bis zur Ausstrahlung um Geduld und Verständnis bitten – schließlich geht’s um nichts Geringeres als die Innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland.“ Etwas auskunftsfreudiger wird der Satiriker erst, als ihn HÖRZU nach der bislang geheimen Besetzung der Rollen fragt: „Mit dabei sind unter anderem rem Bayerns Innenminister Ullrich Mayer, gespielt von Christoph Zrenner, NRW-Innenminister Dr. Manuel Stirner, gespielt von Ole Fischer, und Bernhard Schütz als Hamburgs Innensenator Dr. Paul Stanze.“ Drei Schauspieler also, die den Zuschauern bereits aus ZDF-Krimireihen wie „Die Rosenheim-Cops“ (Zrenner), „SOKO Leipzig“ (Fischer) und „Spreewaldkrimi“ (Schütz) bekannt sind. Auch Hauptdarstellerin Lena Dörrie („Mordsschwestern“) ist krimiaffin.

    Jan Böhmermann wird als Vertreter des kleinsten Bundeslands zu sehen sein: „Ich spiele Michael Gloistein, Senator für Inneres der Freien Hansestadt Bremen.“ Haben die Darsteller konkrete Vorbilder unter aktuellen Politikern? Böhmermann will sich nicht festlegen: „Auch hierzu muss ich leider schweigen.“ Da der Entertainer aber gern provoziert, ist mit allem zu rechnen.

    SCHWEIGEN GEHÖRT ZUM KONZEPT DES „ZDF MAGAZIN ROYALE“

    Das gehöre, wie er gegenüber HÖRZU erklärt, zum Konzept des „ZDF Magazin Royale“: „Wir bauen unseren ohnehin schon starken Investigativzweig noch aus. Das heißt wir machen eine Tür auf, beleuchten ein Thema und verweisen anschließend gern auf Kollegen, die dieses Thema professionell beziehungsweise journalistisch nachhaltig untersuchen.“

    Bleibt noch eine persönliche Frage: Warum hat Böhmermann, anders als etliche Ex-Kollegen, bisher dem Lockruf der Privatsender widerstanden, die doch angeblich höhere Gagen zahlen? „Weil Geld“, so der Satiriker, „nie der Hauptgrund für Entscheidungen sein sollte, sondern immer, ob etwas richtig oder falsch ist. Meine Liebe zum ZDF ist so groß, eigentlich müsste ich den Sender dafür bezahlen, dass er mit mir zusammenarbeiten will.“ Im Oktober hat der Satiriker seinen Vertrag beim Zweiten übrigens um drei Jahre verlängert. So wird er den Fans des „ZDF Magazin Royale“ auf jeden Fall bis Ende 2025 viel Freude machen. Auch dafür: Respekt!

    "Die Innenministerkonferenz": Fr, 16.12., 23.15 Uhr im ZDF und in der ZDF-Mediathek