Ist das alles nur eine Erfindung des Drehbuchautors Berno Kürten oder gibt es die „Trauma-Übertragung“ wirklich? Diese Frage wird sich so mancher Krimi-Fan stellen, wenn er sich die neue Folge von „Nord Nord Mord“ anschaut. Kommissar Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) und Therapeutin Tabea Krawinkel (Victoria Trauttmansdorff) nehmen an einem Online-Seminar teil, in dem es um eben dieses Thema geht. Feldmann zieht daraus merkwürdige Schlüsse.
„Man hat herausgefunden, dass ein Mensch, eine unerklärliche panische Angst vor dem kleinsten Feuer hatte, weil der Großvater als Kind im letzten Augenblick aus einem brennenden Haus gerettet wurde“, erklärt Feldmann seinem wenig interessierten Chef. Selbst als auch Tabea andeutet, dass das Thema der vererbten Traumata für die Kriminalistik interessant sei, winkt Sievers ab. Er hält das alles für Hokuspokus. Hat er Recht?
Ganz so einfach und klar, wie Hinnerk Feldmann die Weitergabe von Traumata an die Nachkommen beschreibt, ist es dann doch nicht. Aber es gibt das Fachgebiet der Epigenetik. Hier wird unter anderem untersucht, welche Spuren traumatische Erlebnisse im Erbgut hinterlassen. Prof. Dr. Alon Chen vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie erklärte in einem Interview mit der Deutschen Welle:
„Wenn wir uns beispielsweise die dritte Generation von Holocaust-Überlebenden ansehen oder die Enkelkinder von Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg, sehen wir noch immer epigenetische Spuren der Traumata. Diese führen schließlich dazu, dass diese Menschen ängstlicher oder anfälliger für stressbedingte Krankheiten sind.“
In einem Video auf YouTube erklärt die Max-Planck-Gesellschaft das Thema auch für Laien am Beispiel von Essgewohnheiten.
Da der ZDF-Krimi „Nord Nord Mord“ aber Unterhaltung und keine wissenschaftliche Dokumentation ist, darf Hinnerk Feldmann getrost davon ausgehen, dass in den Genen seiner Kollegin etwas gespeichert ist, das dafür sorgt, dass sie keine Beziehung mit ihm will. „Das ist für mich die einzig plausible Erklärung“, sagt er. Außerdem ist er davon überzeugt, dass seine Großmutter ihr Leben lang unter einer nicht erwiderten Liebe gelitten hat. Das habe sich auf ihn übertragen und deshalb sei er in Ina verliebt, obwohl sie ihn nicht will. Zum Glück haben die beiden einen Fall zu lösen, der ihn ein wenig von diesem Thema ablenkt.
Niemand weiß, ob ein mächtige Knall, der über die Insel schallte, etwas mit dem Tod von Friedel Tanner zu tun hat. Der Mann wird ermordet neben seinem Oldtimer gefunden. Maria, eine junge Gärtnerin aus Russland, hat ihn gefunden. Sie ist die Freundin von Lasse, der mit seinem Bruder Rico einen Gartenservice für edle Feriendomizile betreibt. Ina Behrendsen und Carl Sievers finden eine Verbindung zwischen dem Toten und einem Vorfall auf hoher See, bei dem zwei blinde Passagiere von einem Tanker über Bord geworfen worden waren. Sie kamen aus demselben Ort wie Maria. Ist das ein Zufall?
„Nord Nord Mord - Sievers und der große Knall“ läuft heute, 27. Februar 2023, um 20.15 Uhr im ZDF. Die Folge ist bereits in der ZDF-Mediathek abrufbar: