Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) stößt in ihrem neuen Fall emotional an ihre Grenzen und auch für die Zuschauer ist der Film eine echte Herausforderung. Ein zehn Jahre alter Junge, der in einem Kinderheim untergebracht ist, verschwindet spurlos. Die Ermittlerin bekommt es unter anderem mit einer verzweifelten Mutter und ihrem gewalttätigen Freund zu tun. Außerdem holt sie ihre eigene Vergangenheit ein.
Allein die Tatsache, dass in der Geschichte, die der „Polizeiruf 110“ heute erzählt, ein zehnjähriges Kind spurlos verschwindet, ist bedrückend und angsteinflößend. Doch Ronnys Schicksal erschüttert schon vorher. Er sitzt im Kinderheim auf dem Bett und spricht seiner Mutter traurig eine Nachricht aufs Band: „Du wolltest mich doch eigentlich abholen. Ich habe heute Geburtstag.“
Der Film ist noch keine Minute gelaufen und es stehen einem schon die Tränen in den Augen. Da hilft es auch nicht, dass die anderen Kinder und die Betreuer dem Jungen eine kleine Feier ausrichten. Er bekommt ein Fahrrad geschenkt, mit dem er sich sofort auf den Weg zu seiner Mama macht.
Er wird freudig begrüßt, aber als der Freund der Mutter dazukommt, wird es eisig im Raum. Er fühlt sich von Ronny gestört und geht aggressiv auf ihn los. Die Mutter rührt sich nicht, obwohl ihr Sohn um Hilfe schreit. Ronny kehrt an diesem Tag nicht mehr ins Kinderheim zurück. Eine nervenaufreibende Suche beginnt, bei dem der gewalttätige „Stiefvater“ nicht der einzige Verdächtige bleibt.
Hauptkommissarin Doreen Brasch geht dieser Fall besonders nahe. Sie ist selbst Mutter und hat einen ähnlichen Fall schon einmal erlebt. Unter diesem Druck gerät sie mit ihrem Kollegen Lemp (Felix Vörtler) bei den Ermittlungen aneinander.
Schauspielerin Claudia Michelsen erklärt den Hintergrund so: „Eine Erinnerung an einen anderen Fall kommt hoch, die schmerzhaft ist, weil sie damals falsch agiert haben und dadurch das Kind nicht retten konnten. Eine Last, die man nie mehr los wird. Die Angst steht nun im Raum, jetzt das Richtige zu tun, daher geraten sie aneinander, weil man eben auch manchmal nicht weiß, was das Richtige ist.“
Der Film ist vom Anfang bis zum Ende sehr schwer zu ertragen. Die schauspielerische Leistung aller Beteiligten ist großartig, die Spannung wird über weite Strecken gehalten, die Bildsprache ist genial, aber eine so sachliche Einschätzung wird dem Thema nicht gerecht. Es bleibt das quälende Gefühl, dass es Menschen und Schicksale, wie sie in dieser Geschichte beschrieben werden, wirklich gibt.
„Polizeiruf 110 – Ronny“ läuft heute, 19. März 2023, um 20.15 Uhr im Ersten.