Kommissar Frank Thiel und Professor Karl Friedrich Boerne betreten heute Abend für sie weitgehend unbekanntes Terrain. Sie müssen den Mord an einer Momfluencerin aufklären und begegnen Personen, für die das Internet nicht nur Freizeitvergnügen, sondern auch Business ist.
Wenn der Tatort aus Münster auf dem Programm steht, erwartet niemand knallharte Actionszenen oder nüchterne Ermittlungsarbeit, und doch beschweren sich Krimifans immer wieder, dass Thiel und Boerne es mit dem Klamauk übertreiben. Wie sieht es mit dem neuen Fall „MagicMom“ aus? Schafft der Krimi diesmal die Balance zwischen Humor und Spannung?
Influencerin „MagicMom“ hat sich erhängt. So sieht es zumindest aus. Doch Professor Boerne stellt schnell fest, dass Evita Vogt, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, bereits tot war, als sie aufgeknüpft wurde. Da Boerne nicht herausfindet, woran die Influencerin gestorben ist, begibt er sich an den Tatort, wo er die Kamera der Toten entdeckt.
Er lässt die letzte Aufnahme abspielen. Darauf ist zu sehen, wie Evita Vogt ein Telefongespräch führt, in dem sie erpresserische Drohungen ausspricht. Plötzlich bekommt sie Atemnot und rennt die Treppe zur Küche hinunter, wo sie – den Geräuschen nach zu urteilen – im Kühlschrank nach etwas sucht, bevor sie zusammenbricht und verstummt. Was ist passiert?
Bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage, witzeln sich Thiel und Boerne quer durch die Social-Media-Welt. Der Krimi versucht, alle nicht so Internet-affinen Zuschauern und Zuschauerinnen durch Erläuterungen mitzunehmen. So erklärt Nachbarin Thekla Cooper bei ihrer Befragung nebenbei, was eine Momfluencerin ist: „Die hat alles gefilmt – das Haus, den Garten, die Kinder, wenn die eingekauft hat, wenn die in Urlaub gefahren sind und alles. Das hat die alles ins Netz gestellt und damit massig Kohle verdient.“
Im weiteren Verlauf der Geschichte lernt Thiel, dass es bei Begriffen wie „Beef“ nicht zwangsläufig ums Mittagessen geht, dass 650.000 Follower eine ganze Menge sind und dass es Hater gibt. Als kleiner Gag zwischendurch erläutert Boerne in Form von TikTok-Videos verschiedene Begriffe. Die Studentin der Rechtsmedizin vertritt die andere Seite und erklärt als Followerin, dass ihr „MagicMom“ mit ihren Videos sehr geholfen hat, als sie als junge Mutter nicht weiter wusste. Auch die im Internet verstärkt anzutreffende Wokeness wird thematisiert.
So darf Assistent Schrader seinen Schreibtisch verlassen und muss tollpatschig und überfordert im Außeneinsatz Polizeiarbeit verrichten. Thiel spielt den Oberlehrer. Dabei gibt es jede Menge fragwürdige Witze, bei denen der homosexuelle Schrader die mahnende Position einnimmt und vieles nicht lustig findet, was Boerne und Thiel von sich geben. Zum Beispiel, dass er SchraderIn genannt wird. Gleichzeitig kämpft Silke Haller gegen Sexismus und will Sensibilitätsbeauftragte werden.
Es gab schon bessere Fälle aus Münster, aber in der zweiten Hälfte des Films lässt das Witzeln ein wenig nach und der durchaus spannende Fall rückt in den Mittelpunkt. Trotzdem gibt es ein Ungleichgewicht zwischen Krimi und Klamauk. Weniger ist manchmal mehr.
„Tatort Münster – MagicMom“ läuft heute, 5. März 2023, um 20.15 Uhr im Ersten. Der Film ist nach der Ausstrahlung drei Monate lang in der ARD-Mediathek abrufbar.