Doppeltes Jubiläum für Maybrit Illner: Am 24. Oktober läuft ihr gleichnamiger Polittalk zum 1000. Mal. Fast zeitgleich ist die 59-jährige Moderatorin 25 Jahre auf Sendung. HÖRZU traf Illner zum Gespräch.
Ein Artikel von Mike Powelz
HÖRZU: Frau Illner, wird die 1000. Ausgabe etwas ganz Besonderes?
MAYBRIT ILLNER: Wenn meine Redaktion nicht mitgezählt hätte, ich hätte es nicht mal bemerkt. Aber die 1000 beeindruckt auch mich. In allererster Linie steht hinter so einer Zahl eine super Mannschaft. Dass wir auf dem „Spielbein“ auch 25 werden und gefühlt alle eine Silbernadel ans Revers bekommen, ist doppelt schön.
Steht das Thema der 1000. Ausgabe angesichts der zwei Wochen später stattfindenden US-Wahl bereits fest?
Nicht ganz. Aber es wird eine besondere Sendung. Wenn nichts mehr dazwischenkommt, wird der Bundeskanzler unser Gast sein. Den frage ich dann vieles, nicht nur zur US-Wahl.
Meilensteine Ihres Polittalks waren ...?
Da denkt man irgendwie immer an die naheliegendsten, etwa jene aus diesem Jahr: Wir wollten unbedingt noch mal über Corona reden, und Christian Drosten traf auf Jan Josef Liefers, der damals beim Künstlerprotest #allesdichtmachen dabei war. Wir wollten verstehen, was in der Pandemie falsch gelaufen ist. Haben Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gelernt aus dieser furchtbaren Zeit? In den Jahren
zuvor waren Michail Gorbatschow, Condoleezza Rice und Colin Powell, der Dalai Lama oder Helmut Schmidt zu Gast – Menschen, die Geschichte machten.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal in Abgrenung zu anderen Polittalks?
Wir besprechen das Thema der Woche mit den Gästen der Woche. Wenn Sie so wollen, sind wir jede Woche wie die Titelgeschichte von „Spiegel“, „Focus“ oder „Zeit“ – und der Zuschauer ist beim Entstehen live dabei.
Was sind für Sie die größten Herausforderungen, um die Oberhand bei der Gesprächsrunde zu behalten?
Das Gespräch im Griff zu haben ist immer erst mein zweiter Gedanke. Ich finde zunächst mal viel wichtiger, dass die Leute im Studio Bezug aufeinander nehmen, dass eine echte Debatte stattfindet.
Bekommen Sie noch ab und zu ein Moderationscoaching?
Das hab ich länger nicht gehabt – aus blankem Zeitmangel. Ich sollte mir aber meinen ausgestreckten Zeigefinger endlich abgewöhnen.
Streitthema AfD: Gefühlt werfen AfD-Politiker in Talkshows den Gastgebern oft vor, voreingenommen zu sein. Macht es vor diesem Hintergrund Sinn, sie trotzdem einzuladen?
Sendungen mit AfD–Politikern sind besonders, nicht nur weil man lange braucht, um sich allein auf die Fakten zu verständigen. Wir laden AfD-Politiker ein, wenn wir das wichtig und richtig finden. Das war zuletzt so zwei- oder dreimal im Jahr.
Was ist aus Ihrer Sicht spannend an Ihrem Polittalk?
Aktualität und Relevanz. Wir diskutieren selten lange geplante Themen. Es passiert einfach zu viel. An einem Tag geschieht heute so viel wie früher in einem Quartal. Da immer dranzubleiben, das Wichtigste herauszuarbeiten und es dann mit relevanten Gästen zu besprechen – das ist zentral. Wer hat Antworten auf die Fragen, die die Bürger beschäftigen? Von der Migrantin bis zur Ministerin und vom Kranfahrer bis zum Kanzler sind da alle willkommen.
Wie lange wollen Sie noch weitertalken?
Ich möchte nicht die sein, die beweist, dass Frauen auf dem Bildschirm so alt werden dürfen wie Heiner Bremer. Natürlich können sie das. Sagen wir so: Wenn es die erste Sendung gibt, in der ich mich langweile, sage ich gern „Jetzt ist mal gut“.
Was schätzen Sie am ZDF? Und wie oft wollten Sie andere Sender abwerben?
Da plaudere ich nicht aus dem Nähkästchen. Aber ich bin 1000 Prozent glücklich im ZDF. Es war und ist ein großartiges, freies, gutes bis grandioses Zusammenarbeiten mit den Kollegen, Kolleginnen und Häuptlingen auf dem Lerchenberg.
Wie muss man sich ZDF-Feste vorstellen, etwa Weihnachtsfeiern? Sitzt da Illner neben Jan Böhmermann, bekommt Glühwein von den Bossen, und als Deko gibt’s zu Weihnachtswichteln umgestylte Mainzelmännchen?
So ’ne Art ZDF-„Wintergarten“? Ein hübsches Bild. Beim ZDF und bei unserer Truppe gibt’s natürlich richtige Feste – nicht nur alle 1000 Sendungen. ZDF steht ja für „Zentrum der Freude“.
Würden Sie karrieretechnisch wieder alles so machen, wie es war?
Ich habe eine Arbeit gefunden, die ich nicht als Arbeit empfinde, die alles andere als nur ein Job ist. Das ist toll und selten. Ich darf ungestraft neugierig sein und auf alles eine Frage haben. Und die Happyness-Skala? Eine glatte Zwölf von zehn.
Schlussfrage: Mögen Sie eher den „Tatort“ oder Herzschmerz-TV?
Ich bin eher eine „Tatort“-Guckerin. Ansonsten bleibe ich Fan-Girl vom „heute journal“, von Oliver Welkes „heute-show“ und … – reicht das?
Am 24. Oktober läuft die 1000. Ausgabe des Polittalks „Maybrit Illner“ um 22.15 Uhr im ZDF.