„Stralsund“: Ein Mord, ein Sportidol – und die Abgründe des DDR-Staatsdopings

12.04.2025 um 10:45 Uhr
    Ernst blickender Mann mit gezogener Pistole zielt in Wohnung, daneben steht junge Frau mit Pony und Waffe in grüner Jacke. | © ZDF/Sandra Hoever
    Kommissar Karl Hidde (Alexander Held, rechts) staunt nicht schlecht, als er und Kollegin Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) den Hausmeister des Ferienhauses befragen wollen: Es ist Andy Block (Andreas Anke), ein ehemaliger Sportstar der DDR. | ©ZDF/Sandra Hoever

    Der neue „Stralsund“-Krimi im ZDF greift ein dunkles Kapitel deutscher Sportgeschichte auf: das Staatsdoping in der DDR. In „Der letzte Sieg“ geraten Karl Hidde und Jule Zabek in einen Fall, der sie nicht nur mit einem Mord, sondern auch mit den langanhaltenden Folgen eines perfiden Systems konfrontiert.

    Kommissar Karl Hidde (Alexander Held) und seine Kollegin Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) werden in ihrem vierten gemeinsamen "Stralsund"-Fall mit der DDR-Vergangenheit und dem Thema Staatsdoping im Spitzensport konfrontiert. Dabei wird mehr als deutlich, dass sie aus unterschiedlichen Generationen stammen.

    "Staatsplanthema 14.25": Hinter diesem Tarnnamen verbirgt sich das staatlich gelenkte Dopingprogramm der DDR. Sport spielte in der DDR bekanntlich eine zentrale Rolle, zahlreiche Leistungssportlerinnen- und -sportler wurden - oft unwissentlich - gedopt. Vor diesem Hintergrund spielt der Krimi "Stralsund - Der letzte Sieg" am Samstagabend im ZDF. Es ist der vierte gemeinsame Fall für den alten Hasen Karl Hidde (Alexander Held) und seine junge Kollegin Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf).

    Eine Leiche wird im Morgennebel aus dem Strelasund gezogen: der Sportjournalist Arne Ammer (Christian Bruhn). Am Abend zuvor war er noch mit einer jungen Frau in einer Kneipe gesichtet worden. In Ammers Hotelzimmer findet Jule Zabek einen versteckten Umschlag voller Geld. Den hatte offenbar auch die mit einem Motorradhelm getarnte Person auf der Überwachungskamera des Hotels gesucht, allerdings erfolglos.

    Kommissar Hidde trifft sein Sportidol

    Den Tatort vermuten Zabek und Hidde in einem Ferienhaus am Wasser. Als sie den Hausmeister (Andreas Anke) aufsuchen, staunt der Kommissar nicht schlecht: "Sind Sie Andy Block? DER Andy Block?" So ehrfürchtig kennt man Hidde gar nicht. "Er war Olympiasieger, '88!", erklärt er seiner sichtlich verwirrten Kollegin. "Im Gewichtheben, Schwergewicht! Sie waren damals hier eine Art Legende!"

    Im Ferienhaus stoßen Jule und Hidde - dank Luminol - auf einen riesigen Blutfleck auf dem Boden. Eindeutig der Tatort! Hiddes Sportidol Andy Block wird damit zum Tatverdächtigen Nummer eins: Er hatte den Schlüssel zur Wohnung, und er ist wegen Körperverletzung aktenkundig, wie Jule herausfindet. "Ich habe den Eindruck, sie wollen es ein bisschen zu sehr, dass er es ist", wirft Hidde ihr vor. Nicht der letzte Punkt, an dem die beiden aneinandergeraten.

    Block gibt den Mord an Arne Ammer plötzlich sogar zu. Allerdings beschreibt er den vermeintlichen Tathergang so unglaubwürdig, dass klar ist: Er schützt jemanden. Die Unbekannte, mit der Ammer in der Kneipe war?

    Staatsdoping als Mordmotiv?

    Dann ergibt sich eine neue Spur: Die unbekannt junge Frau (Irina Potapenko) hat sich im Landesarchiv jede Menge Material über die DDR-Schwimmerin Kornelia Hildebrandt besorgt. Sie starb 1989 mit nur 19 Jahren, angeblich an einem Herzfehler. Auch über Andy Block hat sie sich informiert sowie generell über Spitzensportler der DDR und das Thema "Systematisches Staatsdoping". Waren sowohl Hildebrandt als auch Andy Block Dopingopfer und in Hildebrandts Fall ging es tödlich aus?

    Die junge Frau entpuppt sich als Silvana, die Tochter von Kornelia Hildebrandt. Aber was hatte der ermordete Sportjournalist mit der Sache zu tun, was hat es mit dem Geldumschlag auf sich - und wer ist der Unbekannte mit dem Motorradhelm?

    Karl Hidde und Jule Zabek haben in diesem wie immer düster-atmosphärisch in Szene gesetzten "Stralsund"-Krimi (Regie: Lars Henning, Kamera: Carol Burandt von Kameke) jede Menge Fragen zu klären. Während Hidde das Thema Staatsdoping mit Plattitüden à la "Das war hier noch ein anderes Land damals" herunterspielt, macht Jule Zabek, um 1990 geboren, die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit einfach nur wütend. Anders als ihr Chef hat sie die DDR nicht erlebt.

    Wie eine deutsche Lisbeth Salander

    Manchmal erinnert diese charismatische junge Ermittlerin - ein echter Gewinn in der deutschen Krimilandschaft - an Lisbeth Salander aus Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie - optisch und in ihrem Auftreten, aber auch in ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Der ist ihr in "Stralsund - Der letzte Sieg" zeitweise sogar wichtiger als ihr Job, so scheint es. Die Sprüche ihres Chefs - "Für Gerechtigkeit sind wir leider nicht zuständig" oder "Wir haben hier eine Aufgabe, da hilft es nicht, den Blick für das Wesentliche zu verlieren" - halten sie nicht etwa ab, sondern spornen sie erst recht an. Dabei sieht man ihr gerne zu.

    Quelle: teleschau / Susanne Bald

    "Stralsund - Der letzte Sieg" - Sa. 12.04. - ZDF: 20.15 Uhr