Das ZDF feiert Geburtstag: Vor 60 Jahren, am 1. April 1963, ging das Zweite Deutsche Fernsehen aus einem kleinen Studio in Eschborn bei Frankfurt/M. an den Start.
Längst hat sich das Zweite als führender Sender etabliert, zuletzt war es elfmal in Folge Marktführer. In Anlehnung an den legendären Hans Rosenthal: Das ist spitze! Sein Quiz „Dalli Dalli“ war ebenfalls spitze, es ist auch Thema in „Die Show der Shows“ am Sa, 1. April ab 20.15 Uhr: Prominente ZDF-Köpfe messen sich in einer unterhaltsamen Mischung aus fünf beliebten Show-Klassikern, darunter "Der große Preis" und "Wetten, dass..?".
1963 war der perfekte Zeitpunkt für den Start, denn das Fernsehen war seit Beginn des Jahrzehnts stark im Aufwind. Hatten Anfang des Jahres 1963 knapp sechs Millionen Menschen hierzulande ein TVGerät, so waren es zehn Jahre später bereits 18 Millionen. Bis Mitte der 1970er-Jahre besaßen 93 Prozent aller Haushalte in Westdeutschland einen Fernseher. Nach dem Start konstituierte sich das ZDF auf Anhieb als konservatives Gegenprogramm zur ARD.
Denn obwohl es hauptsächlich um Unterhaltung ging, verhalfen dem Sender politische Gründe zur Geburt. Entstanden ist er auf Initiative des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (CDU), der den kritischen Journalisten der ARD ein regierungsfreundlicheres Programm entgegensetzen wollte. Einen ersten Volltreffer landete der Sender mit „Das aktuelle Sportstudio“. Ab Herbst 1963 überzeugten die kompetenten Moderatoren mit originellen Einfällen und boten viel Hintergründiges zum Sportgeschehen.
Weniger glücklich lief es für die Nachrichtensendung „heute“, die der Konkurrenz der „Tagesschau“ um zehn Jahre hinterherhinkte. Ein Coup gelang aber 1971, als das ZDF mit Wibke Bruhns die erste Nachrichtensprecherin des deutschen Fernsehens präsentierte. „Wir wollten gern vor der ARD sein“, sagte der damalige Chefredakteur Wolf Dietrich. Ansonsten sicherte sich das Zweite durch seine Shows viel Aufmerksamkeit.
Für den ersten großen Erfolg sorgte Peter Frankenfeld mit seinem Quiz „Vergißmeinnicht“. Beliebt war auch Lou van Burg mit „Der goldene Schuß“. Aber der Holländer sorgte für den ersten Skandal, als die Liebe zu seiner Assistentin öffentlich wurde. Daraufhin entschied Intendant Karl Holzamer, ein Mann mit Nazivergangenheit, dass der Showmaster Anstand und Sitte verletzt habe: „Die Visitenkarte des Zweiten Deutschen Fernsehens wurde beschmutzt, sie muss und soll sauber bleiben.“ 1967 wurde Lou van Burg durch Vico Torriani ersetzt.
Für Skandale gut war auch „Wünsch Dir was“ mit Dietmar Schönherr und seiner dänischen Ehefrau Vivi Bach. Die durchsichtige Bluse einer jungen Kandidatin und ein Unfall, als Taucher eine Frau aus einem Auto unter Wasser befreien mussten, sorgten 1970 und 1971 für Aufregung. Und als Dietmar Schönherr mit Bart moderierte, empörten sich Zuschauer – und ein TV-Journalist fragte, ob er „Quizmaster oder Pennbruder“ sei.
Solche Aufreger gab es beim netten Publikumsliebling Peter Alexander nicht. Er erreichte mit seinen Shows über 70 Prozent Sehbeteiligung. Sein Produzent Wolfgang Rademann bescherte dem ZDF goldene Zeiten mit zwei weiteren Ideen: Erst schickte er 1981 das „Traumschiff“ auf Reisen, dann kombinierte er die Genres Heimatfilm und Arztserie 1985 zur „Schwarzwaldklinik“. Zwei der erfolgreichsten Fernsehformate aller Zeiten.
Familienprogramm bot auch „Wetten, dass ..?“. Mit der Samstagabendshow gelang Frank Elstner 1981 ein Coup. Sie wurde zum Lagerfeuer der Nation und sorgte stets für Gesprächsstoff. Als Elstner die Moderation 1987 an Thomas Gottschalk abgab, kam der ideale Gastgeber dazu. Wolfgang Lippert, der ab 1992 für ein Jahr moderierte, konnte da nur scheitern. Und als Gottschalk 2011 nach dem schweren Unfall von Samuel Koch aufhörte, blieb auch Nachfolger Markus Lanz glücklos.
Zu den Highlights der Show, die inzwischen wieder einmal im Jahr mit Gottschalk zu sehen ist, gehören musikalische Weltstars. International besetzt waren auch ab 1968 die „Starparade“ mit Rainer Holbe und „Disco“ mit Ilja Richter von 1971 bis 1982. Die „ZDF-Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck verhalf dem deutschen Schlager ab 1969 viele Jahrzehnte zu Höhenflügen.
60 Jahre ZDF: Das steht für viele große TV-Momente. Heimliche Stars aber sind die Trickfiguren, die das Programm von der Werbung trennen. Denn seit ihrem ersten Auftritt am 2. April 1963 sind die Mainzelmännchen das unverzichtbare Markenzeichen des Senders. Und das dürfte wohl noch lange so bleiben.