"Deine Tage sind gezählt": Himmelschreiender Hass  gegen Schwarze Stars in beliebten Sagas

18.07.2024 um 18:00 Uhr
    Denzel Washington sitzt in eine antike Robe gekleidet auf einem prächtigen Stuhl in einer Szene aus dem Kinofilm "Gladiator II" | © 2024 Paramount Pictures Denzel Washington in "Gladiator II" | ©2024 Paramount Pictures

    Gerade wird der Trailer der "Gladiator"-Fortsetzung mit bösen Kommentaren geflutet - zumindest einige von ihnen rassistisch motiviert. Leider keine Ausnahme.

    Bei "Gladiator II" richtet die massive Abwertung u.a. gegen die im Trailer verwendete Musik - Jay-Zs und Kanye Wests "No Church in the Wild" -  die von vielen der Kommentator*innen als völlig unpassend für einen Film über historische Ereignisse verspottet wird.

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    Ein bisschen kann man verstehen, dass eingeschworene Fans des ersten Films mit Russell Crowe sich ein Comeback des gefeierten Komponisten Hans Zimmer gewünscht hätten. Warum allerdings der (großartige) Soundtrack eines weißen Mannes - der NICHTS mit authentischer Musik aus dem alten Rom zu tun hat (oder zu tun haben muss) - angemessener sein soll, als ein mit seiner düsteren Stimmung zu den dramatischen Trailerbildern passender Hip-Hop-Track von zwei Schwarzen Musikern? 

    Hinzu kommt, dass sich Kommentator*innen außerdem darüber "wundern", wie man Oscarpreisträger Denzel Washington in einem Film über Roms Gladiatorenkämpfe besetzen kann. Mal abgesehen davon, dass es Schwarze Menschen (und nein, nicht nur Sklaven) im antiken Rom gab: Wenn man sich so an der Hautfarbe eines fantastischen Schauspielers in einem Unterhaltungsfilm stört, liegt das Problem mit großer Wahrscheinlichkeit bei einem selbst. 

    Der Trailer des Anstoßes: "Gladiator 2"

    Hier der Originaltrailer zum Film mit Paul Mescal in der Hauptrolle. Die Originalfassung, weil hier die Hauptkritikwelle stattfand. Aber auch unterm deutsch synchronisierten Video sind so hübsche Dinge wie "woke Geschichtsklitterung" zu lesen. Kinostart ist am 14. November 2024:

    "Bridgerton" ja - "Star Wars" nein?

    Verwunderlich, dass "Bridgerton" mit einer Schwarzen Queen und anderen Schwarzen Charakteren beliebt und gefeiert ist- und dieselben Besetzungsentscheidungen für mehr Repräsentation afroamerikanischer Darsteller*innen mist Hasswellen und Drohungen abgestraft werden? Einerseits ja. Andererseits macht es wohl einen Unterschied, ob das diverse Casting in einer neuen Romantikserie stattfindet - oder in einem jahrzehntealten Franchise mit einer eingeschworener Fangemeinde. Eventuell hat's auch was mit überwiegend weiblichen oder männlichen Anhänger*innen zu tun? Aber das ist Spekulation.

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    Ethan Hawke schreitet ein bei Hass gegen Co-Star

    Das drohende Zitat aus dem Titel jedenfalls ging an Moses Ingram, Darstellerin in der "Star Wars"-Serie "Obi-Wan Kenobi", weil sie als Schwarze Frau eine zentrale Rolle als Inquisitorin Reva Sevander spielt und das offensichtlich so untragbar für manche war, dass sie diverse - von Ingram in Instagtam-Stories geteilte Hassnachrichten erhielt. Unter anderem eben diese: "Your days are numbered."

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    Wie viele andere zeigte sich auch Ingrams Co-Star und Obi-Wan-Darsteller entsetzt und drehte ein Video, in der er verlauten ließ: 

    "Ich möchte als einer der Hauptdarsteller und ausführender Produzent der Serie nur sagen, dass wie an Moses Seite stehen, dass wir Moses lieben und wenn ihr ihrsolche Nachrichten schickt, seid ihr in meinen Augen keine 'Star Wars'-Fans"

    Ethan Hawkes Video:

    Todesdrohungen auch gegen "The Acolyte"-Hauptdarstellerin

    Die neueste "Star Wars"-Serie bei Disney+ zeigt die talentierte Amandla Stenberg in einer Doppel-Hauptrolle in einem spannenden Jedi-Kriminalfall. Neben ihr im Hauptcast ein südkoreanischer und ein philippinisch-kanadischer Kollege und weitere People of Color. Offensichtlich in der "Star Wars"-Welt derart untragbar, dass man einer bezaubernden jungen Frau Todesdrohungen und schlimmste rassistische Kommentare schickt, wie Stenberg kürzlich in der US-Talkshow "The View" berichtete.

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    Natürlich können Elben Schwarz sein

    In Sachen vernichtende Massenkommentare erinnern wir uns auch noch an die Veröffentlichung des Trailers zur ersten Staffel der Prime-Video-Hitserie "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" 2022, in der u.a. die Besetzung von Elb Arondir (Ismael Cruz Córdova) und Zwergenprinzessin Disa (Sophia Nomvete) durch Schwarze Darsteller*innen für kaum verhohlene Empörung und rassistische Anfeindungen sorgte. Auch hier das Argument, dass das unmöglich und unpassend sei - gerade bei einer Fantasystory (und sei sie auch noch so berühmt) besonders absurd. "Herr der Ringe"-Star Elijah Woods (Frodo) und seine Filmhobbit-Kollegen antworteten darauf übrigens mit einem bei Twitter geposteten Bild, auf dem sie alle drei Shirts mit Elb*innnenohren in allen Nuancen und dem Satz auf Elbisch "Ihr seid hier alle willkommen" tragen.

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    "Die Ringe der Macht" - Der Trailer zu Staffel 2 (Start der Season am 29. August)

     

    Was wir tun können (ganz konkret)

    Dass das gar nicht geht. Dass das eine himmelschreiende Ungerechtigkeit gegen Mitmenschen ist. Dass das zutiefst rassistisch ist - das alles sollte klar sein. Wie wir in kleinen und auch in ganz konkreten Schritten für eine bessere Welt, Gerechtigkeit und Freundlichkeit bewegen können:

    1. Wie wär's damit, dem Impuls, sich im Web über Ungewohntes aufzuregen, nicht gleich nachzugeben, sondern erst einmal zu überlegen, warum es einen so zornig macht, dass ein spannender Charakter in einer geliebten Fantasywelt von einem Schwarzen Menschen - oder einem Südkoreaner oder einer Philippina gespielt wird. Selbstreflektion und Weiterbildung sind etwas, dass jedem und jeder gut tun - egal auf welchem Teil des persönlichen Weges.

    2. Schaut Euch die hier aufgelisteten Serien und Kinofilme mit Schwarzen Stars an (und natürlich auch andere). Habt Spaß beim Streamen, kritisiert sachlich, empfehlt sie weiter. Und freut Euch bitte mit, wenn sich in einem Raum, der aus unguten Gründen viel zu lange vorrangig weißen Personen vorbehalten war (und immer noch ist), ein paar Türen öffnen und endlich auch andere mehr und angemessen repräsentiert werden.

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