Streaming-Premiere: Neue Doku enthüllt Wahrheit über Milli Vanilli

25.10.2023 um 07:00 Uhr
    Die Musiker Rob Pilatus and Fab Morvan des Duos Milli Vanilli bei der Grammy Verleihung 1990 | © Getty Images/Ron Galella/Ron Galella Collection
    ©Getty Images/Ron Galella/Ron Galella Collection

    Das, was manche vom "Die singen ja gar nicht selbst"-Skandal wissen, ist nur die halbe Wahrheit. Die ganze gibt es in der heute zum Streamen bereitgestellten Doku "Milli Vanilli".

    Nur wenige Monate, nachdem sie 1990 den Grammy gewannen (siehe Foto oben), wurde auf einer Pressekonferenz zu Protokoll gegeben, dass Rob Pilatus and Fab Morvan vom zu der Zeit weltberühmten Duo Milli Vanilli tatsächlich nie wirklich in ihren Hits sangen, sondern "nur" tanzten und die Lippen synchron bewegten. 

    Das ist nach wie vor Fakt. Doch eben nicht die ganze Wahrheit. Der kommt man einen Schritt näher in diesem Film:

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    Zwei Jahre waren es eigentlich nur, in denen die beiden Musiker zu Pop-Idolen aufstiegen und den Ruhm genossen. Dann gab's bei einem Live-Konzert ein Technikproblem und es flog auf, dass die beiden mit Playback arbeiteten. Nach kurzer Skandalphase wurde das Duo - wie man es heute sagen würde - gecancelt. Überall waren die beiden der Gegenstand von Witzen und Empörung wegen des großen Betrugs. Fab Morvan hat das überlebt, Rob Pilatus nicht: Er starb 1998 an den Folgen einer Überdosis.

    Nun aber zu den in der Doku enthüllten Fakten, die zwar nie ein Geheimnis waren - so klar und bewegend aber vermutlich noch nicht auf den Tisch gelegt wurden:

    • Der in München geborene Pilatus und der in Paris geborene Morvan konnten singen, waren aber beim ersten Start ins Popbusiness nicht erfolgreich.
    • Der deutsche Produzent Frank Farian bot ihnen die Zusammenarbeit im Projekt Milli Vanilli an. 
    • Die beiden waren knapp über 20 bei Vertragsabschluss, hatten laut Morvan keinen Anwalt, der sich den Vertrag ansah, und kamen aus bescheidenen Verhältnissen.
    • Dass sie nie singen sollten, wurde den beiden - wie Morvan versichert - erst klar, als Farian ihnen nach ersten Studioversuchen den fertigen “Girl You Know It’s True"-Hit vorstellte. Mit anderen Stimmen als den ihren.
    • Danach stand fest: Die beiden sollten tanzen und gut aussehen, singen durften sie nicht. Das übernahmen andere Schwarze Künstler. 
    • Nach dem Skandal mussten die beiden die Folgen tragen. Farian? Weiterhin erfolgreich.

    Ob jeder immer eine subjektive Sicht auf Ereignisse hat? Klar. Ob die beiden wussten, was sie da tun? Ja. Ob es sehr wahrscheinlich ist, dass ein weißer, reicher erfolgreicher Produzent einen großen Teil der Verantwortung aber nur den kleinsten Teil der Folgen trägt, wenn er zwei Schwarze Kreative knapp über 20 engagiert und den Schwindel selbst inszeniert? Unbedingt. 

    Hier der Trailer zur Doku, der außer Morvan und (in Archivaufnahmen) Pilates auch andere Branchenkenner*innen und Beteiligte zu Wort kommen lässt:

    Wie gesagt: Die ganze Wahrheit, von der wir oben gesprochen haben, liegt weniger in brandneuen Fakten. Sondern im Bewusstsein, dass man damals ungerecht geurteilt hat und in einer unangemessenen Vehemenz. Eine Erkenntnis, die vielleicht leider auch erst heut möglich ist, nachdem viele von uns weißen Menschen sich in Sachen Rassismus und Diskriminierung weitergebildet haben.

    "Milli Vanilli"-Kinofilm in Kürze

    Die Doku ist übrigens nicht der einzige aktuelle Film, der sich mit den Ereignissen ums R&B-Popduo auseinandersetzt. Am 21. Dezember startet ein Kinofilm mit dem Titel "Girl You Know It's True". In dem werden Morvan und Pilatus von den Darstellern Tijan Njie aus Deutschland und Elan Ben Ali aus Frankreich gespielt.

    Als Frank Farian ist Matthias Schweighöfer zu sehen. Auch hier geht es um den Skandal, auch hier wird hoffentlich deutlich gemacht, was damals wie lief. Der Trailer verrät's noch nicht. Liegt aber vielleicht auch an Schweighöfer, den man sich als Nicht-Sympathieträger kaum vorstellen kann.

    Wir werden es sehen - hier ist der Trailer: