„Haus aus Glas“: Spannender Sechsteiler über die Geheimnisse einer Familie

04.01.2024 um 13:00 Uhr
    Familie Schwarz | © ARD/Sofie Silbermann
    (v.l.n.r.): Morgane Ferru (Leo), Merlin Rose (Felix), Sarah Mahita (Emily), Stefanie Reinsperger (Eva), Götz Schubert (Richard), Juliane Köhler (Barbara). | ©ARD/Sofie Silbermann

    Sie trinken schon morgens Champagner, sie schwimmen in Geld, sie leben alle unter einem Dach – in einer Hochglanzvilla, selbstredend mit Pool.

    Ein Artikel von HÖRZU-Chefreporter Mike Powelz

    Dank einer florierenden Firma scheint das Leben der Industriellenfamilie Schwarz beneidenswert – auf den ersten Blick. Auf den zweiten wird klar, dass Richard (Götz Schubert), Barbara (Juliane Köhler) und ihre vier erwachsenen Kinder in einem goldenen Käfig gefangen sind, den sie sich selbst gebaut haben.

    Als wäre das noch nicht genug, leiden die einzelnen Familienmitglieder auch noch unter psychischen Krankheiten wie Alkoholismus, Tablettensucht oder einer alles überwältigenden Angst vor dem Leben. Dass die sechsteilige Serie „Haus aus Glas“ trotz dieses allzu bekannt wirkenden Konstrukts kein x-ter Abklatsch von „Dallas“ ist, verdankt sie einem klugen Drehbuch. Seine Stärke: Es analysiert scharfsinnig, wie innerhalb eines Familiengeflechts Neurosen erblühen können.

    Erst Party, dann Psycho

    Die Geschichte des Mehrteilers: Millionärstochter Emily (Sarah Mahita), die als Kind entführt und tagelang in einer vergrabenen Kiste gefangen gehalten wurde, will heiraten. Schon am Tag nach der Vermählung überschlagen sich die Ereignisse: Bei der Reise in die Flitterwochen verschwindet Emilys frisch angetrauter Gatte Chris (Aram Arami) spurlos aus dem Nachtzug. Familienoberhaupt Richard wittert sofort eine erneute Entführung, seine Ehefrau wird hysterisch.

    Auch die Geschwister der Braut reagieren hilflos: Felix (Merlin Rose) beginnt wieder zu trinken, Leo (Morgane Ferru) kommt nur mit Schlaftabletten zur Ruhe. Emily selbst bricht mehrmals zusammen. Einzig die älteste Schwester Eva (Stefanie Reinsperger) scheint die Nerven zu behalten, doch auch sie erwartet Unheil.

    Als bei allen alte, kaum verheilte Wunden aufbrechen, stellt sich die Frage: Warum sind alle Familienmitglieder psychisch so labil? Erst der Blick in die eigenen seelischen Abgründe und die Offenbarung eines jahrelang unter Verschluss gehaltenen Geheimnisses bringen den Befreiungsschlag – wenn auch einen schmerzlichen

    Schauspielstar Juliane Köhler berichtet: „Bei der Recherche zu meiner Figur habe ich viel über die sogenannte Kriegsenkelgeneration gelernt, etwa über die Kälte, mit der sogenannte Kriegskinder ihre eigenen Kinder erzogen. Man sorgte dafür, dass sie ein Dach über dem Kopf und genug zu essen hatten. Über Gefühle wurde nicht gesprochen, Berührungen waren eher selten. Barbara und Richard haben dieses Modell fortgeführt.“

    Auch ihr Kollege Götz Schubert kam beim Dreh ins Nachdenken. „Ich habe meine Erfahrung bestätigt bekommen, dass man zwar aus Fehlern lernen kann, aber absurderweise immer wieder die gleichen macht“, bekennt der TV-Star. „Warum das so ist, bleibt ein Rätsel.“

    5 Fragen an Hauptdarstellerin Juliane Köhler

    Warum ist die Serie sehenswert?

    Das Besondere an „Haus aus Glas“ ist, dass man Familienstrukturen wiedererkennt, und für jede der Figuren Sympathie hegt, sie versteht. Die Serie ist sehenswert, weil sie sehr detailliert und fein die Komplexität einer sechsköpfigen Familie zeigt.

    Wie tickt Ihre Figur, Barbara Schwarz?

    Barbara Schwarz ist bemüht um die Harmonie in der Familie, kann sich aber vorerst nicht aus ihren eigenen Ängsten befreien.

    Was ist der größte Fehler der Industriellenfamilie?

    Der größte Fehler der Familie Schwarz ist, dass nie wirklich offen gesprochen wird, dass die Gefühle der Kinder nicht aufgefangen werden.

    Was kennzeichnet Richards und Barbaras Ehe? 

    Barbaras und Richards Ehe ist eigentlich nicht kaputt. Da ist eine tiefe Liebe und eine Anziehung. Aber auch hier wird nicht über Gefühle gesprochen.

    Der Denkanstoß der Serie ist …

    Der Denkanstoß der Serie ist für mich Mut zur Offenheit und Ehrlichkeit in Familien, Mut zur Empathie, zum Verzeihen.   

    „Haus aus Glas“ startet heute, 4. Januar 2024, um 20.15 Uhr bei arte. Ab dem 9. Januar 2024 wird sie zur Primetime in Doppelfolgen im Ersten ausgestrahlt.