Die perfekte Verwandlung: In der ARD-Komödie „Meine Freundin Volker“ überrascht Axel Milberg als Dragqueen.
Ein Artikel von Redakteurin Mirja Halbig.
Mit Glitzerkleid im Rampenlicht: Schauspieler Axel Milberg setzt sich in seinem neuen Film so in Szene, wie ihn die Zuschauer noch nie gesehen haben. In der ARD-Komödie „Meine Freundin Volker“ verwandelt sich der 66-Jährige in die Dragqueen Vivian Bernaise, Star des Hamburger Szeneviertels St. Pauli.
Als sie dort Zeugin eines Mafiamordes wird, muss sie untertauchen. Aber wo? Vivian flieht aufs Land und zieht als Untermieterin bei der Alleinerziehenden Katja (Kim Riedle) und ihren beiden Kindern ein. Von einem Tag auf den anderen wird sie zu Volker. Milberg verriet, wie viel Kraft diese Verwandlung auch ihn kostete und warum für ihn damit ein Traum wahr wurde.
Der Star musste nicht lange überlegen, als das Angebot für die Rolle der Vivian kam: „Ich war ja immer neugierig, und Verkleiden, Travestie, Ausprobieren, Grenzen überschreiten sind schauspielerische Vorgänge. Was wünscht man sich mehr?“ Er erinnert sich aber schmunzelnd: „Es war eine längere Nummer, bis ich auf hohen Absätzen so sicher gehen konnte, dass es nicht aussah wie bei ,Charleys Tante‘.
Ich habe sechs Monate vor Drehstart immer ein Paar hohe Schuhe bei mir gehabt, um in Hotelzimmern zu üben. Im Internet fand ich endlich das eine Tutorial, das mir erklärte, wie ich mit 1,86 Metern und 90 Kilo entspannt auf diesen Schuhen laufe.“
Das Ergebnis ist auf jeden Fall erstaunlich. Man muss immer wieder hinsehen, um hinter der Maske Milberg zu erkennen. Am Ende hilft nur ein Blick in die Augen. „Mein Make-up war ein großes ,Wow!‘. Die Straffung des Gesichts – es wird ja alles nach hinten gezogen und unter der Perücke festgezurrt –, dann die künstlichen Wimpern, an deren Spitzen Steine befestigt waren. Das war schon top!“, sagt Axel Milberg. „Wir hatten viel Material aus Amerika, was man so bei uns gar nicht kriegt. Maskenbildner Oliver Hildebrandt hat es mit großer Professionalität und Sicherheit an mir ,verbaut‘. Es war unfassbar, aber meine Maske dauerte kaum länger als eine Stunde.“
Die berührendste Geschichte hinter der Verwandlung ist die Freundschaft, die Volker zum Sohn seiner Vermieterin entwickelt: Lukas (Bruno Thiel) ist zehn Jahre alt und wird an seiner Schule in einer Kleinstadt Schleswig-Holsteins immer wieder gemobbt. Volker, der ohne sein Kostüm überraschend schüchtern wirkt, bestärkt Lukas, so zu sein, wie er sich fühlt, und gibt ihm mehr Selbstvertrauen. Als Volker an der Schule die Musical-AG übernimmt, will Lukas unbedingt dabei sein.
Der Ausstrahlungstermin für „Meine Freundin Volker“ ist kein Zufall: Die ARD zeigt ihn ganz bewusst am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. Mit dem Familienfilm will sie jungen Menschen Mut machen. „Dragqueens sind ja immer bedroht und mit falschen Vorurteilen konfrontiert, auch in Deutschland“, sagt Axel Milberg. „In vielen Ländern der Welt werden Drags verfolgt, eingesperrt und ermordet. Es ist gruselig. Wir wollten davon auch in unserer Geschichte erzählen. Selbst in unserer offenen Gesellschaft wird uns die Freiheit nicht einfach so geschenkt.“
„Meine Freundin Volker“ läuft am 17. Mai um 20.15 Uhr im Ersten.