„Letzte Generation“-Gründerin spricht im ZDF: „Ich denke darüber nach, ob ich damit aufhören muss“

    Carla weiß manchmal nicht, wie lange sie noch so weiter machen kann. | ©

    Sie riskieren ihre Freiheit, ihre Gesundheit und ihre Zukunft – wofür? Die „Letzte Generation“ polarisiert seit 2022 mit ihren Protestaktionen. Eine ZDF-Doku hat einige der Aktivisten begleitet und zeigt, wie brenzlich es für sie wird…

    Carla Hinrichs ist Mitbegründerin der „Letzten Generation“ und hat dafür ihr eigenes Leben auf Eis gelegt. Statt weiter Jura zu studieren, klebt sie sich regelmäßig auf Straßen fest und versucht mit anderen Aktivisten verzweifelt die Regierung zu einer strikteren Klimapolitik zu zwingen. Sie denke trotzdem darüber nach, ob sie aufhören sollte. „Weil ich daran kaputt gehe.“, sagt die Aktivistin ernst.

    Die Proteste sind nicht ungefährlich – das zeigt die Dokumentation von „37 Grad“ eindrücklich. Aktivisten, deren Namen bekannt werden, erhalten Morddrohungen und Hass-Nachrichten. Auch die Mutter der 26-jährigen Aktivistin zeigt sich besorgt: „Ich habe jeden Tag Angst um Carla.“ Die Twitter Kommentare könne sie nicht mehr lesen. Und vor allem habe sie Angst, dass irgendwann ein Autofahrer durchdrehe und einfach durch die Blockade fährt.

    Aggressiver Autofahrer (l.) will einen Aktivisten der Letzten Generation (r.) wegtreten. | ©ZDF/Broka Herrmann/Marc Nordbruch

    Denn die Reaktionen auf der Gegenseite sind heftig. Passanten versuchen die Protestierenden von der Straße zu schleifen, pöbeln und drohen mit Gewalt. Carla rollen bei einer Demo Tränen über die Wange. Sie zittert und ist deutlich verängstigt. „Wieso müssen wir so etwas machen?“ fragt sie in die Kamera. Sie habe Angst vor all dem und trotzdem sei die Angst vor einer Klimakatastrophe und einem Kampf um Nahrung und Wasser noch viel größer.

    „Ich bekomme mein Baby! Ich muss hier durch!“

    Und spätestens als eine junge Frau schreiend aus ihrem Auto steigt, zeigt sich das Ausmaß dieser Blockade. „Ich bin schwanger! Ich muss ins Krankenhaus! Ich bekomme mein Baby! Ich muss hier durch!“ Ihre Stimme überschlägt sich. Ob ihr geholfen wird, bleibt in der Dokumentation unbeantwortet. Für eine Rettungsgasse in der Menschenkette hatte die Gruppe allerdings gesorgt. Fest steht: An diesem Wintermorgen in Berlin Mitte geht niemand als Gewinner nach Hause.

    Lina (l.) gehört zu den Aktivisten der Letzten Generation, sie wurde festgenommen. Nach ihrer 30-tägigen Haft ist sie wieder zu Hause. | ©ZDF/Broka Herrmann/Marc Nordbruch

    Auch „Letzte Generation“-Aktivistin Solvig Schinköthe nehmen die Eindrücke ihres Protestes sichtlich mit. In ihren Aktivismus ist die gesamte Familie eingebunden. Ihr Mann hält ihr den Rücken frei, während sich die 41-Jährige mit ihrer ältesten Tochter an Straßen festklebt. Mutter und Tochter saßen deshalb auch schon gemeinsam im Gefängnis. Dazu kommen tausende Euro Strafe. Das alles setzt ihr zu, nicht immer kann ihre Psyche das aushalten. Wie weit kann und darf sie noch gehen?

    Die gesamte Protest-Geschichte von Carla, Solvig und weiteren Mitgliedern der Klimagruppe wird in "Radikal, gehasst, verzweifelt – Die letzte Generation" am 20. Juni um 22.15 Uhr im ZDF gezeigt.