Luxusurlaub mit Leiche: „Knives Out“-Fortsetzung“ startet bei Netflix
In der „Knives Out“-Fortsetzung "Glass Onion" mit Ex-Bond Daniel Craig als Meisterdetektiv Benoit Blanc wird die Krimikomödie zu einer wilden Achterbahnfahrt.
Doch bevor Daniel Craig mit „Keine Zeit zu sterben“ (2021) James Bonds Tom-Ford-Anzüge endgültig an den Nagel hängte, vollzog der 54-jährige Brite eine mehr als modische Kehrtwende. In Rian Johnsons Krimispaß „Knives Out: Mord ist Fami - liensache“ gab Craig in bunten Socken, Tweedsakko und floraler Seidenkrawatte sein verblüffendes Debüt als exzentrische Spürnase Benoit Blanc, der mit dickem Südstaaten-Slang und arrogantem Scharfsinn einen rätselhaften Mordfall löste. Das augenzwinkernde Ensemblestück wurde derart umjubelt, dass Netflix in einem Bie - terwettstreit 469 Millionen Dollar für zwei weitere Filme mit der US-Antwort auf Hercule Poirot bezahlte.
Eine lohnenswerte Investition, wie das formidable erste Sequel jetzt eindrucksvoll beweist. Luxusurlaub mit Leiche Tech-Milliardär Miles Bron (Edward Norton) lädt seine besten Freun - de zu einem Erlebniswochenende auf sein griechisches Privatinsel-Anwesen Glass Onion ein, wo sie in einem von ihm kon - zipierten Cluedo-Spiel einen fingierten Mord aufklären sollen.
Zur Überraschung von Mode-Ikone Birdie (Kate Hudson), Influencer Duke (Dave Bautista), Senatorin Claire (Kathryn Hahn) und Forscher Lionel (Leslie Odom Jr.) sind zwei un - erwartete Gäste dabei: Miles’ ehemalige Geschäftspartnerin Cassandra „Andi“ Brand (Janelle Monáe), die er vor Jahren aus der gemeinsamen Firma gedrängt hatte, und Benoit Blanc. Dass der berühmte Meisterdetektiv zwar ebenfalls eine der elaborierten Rätselein - ladungen erhalten hat, Gastgeber Miles diese aber nicht verschickt haben will, ist nur das erste von zahlreichen Geheimnis - sen, die es unter der strahlenden Sonne des Mittelmeers zu lösen gilt. Denn als ein echter Mord die ausgelassene Urlaubsstimmung erschüttert, wird nach und nach deutlich, wie zerrüttet der angebliche Freundeskreis in Wahrheit ist.
Fazit: Manchmal ist mehr wirklich mehr
Von der ersten Sekunde an macht Autorenfilmer Johnson deutlich, dass „Glass Onion“ als Kontrast zum eher klassischen Kammerspiel des Vorgängers in Sachen Komik, Figurenzeichnung und Inszenierung nicht kleckert, sondern klotzt und so eine entfesselte Grandezza entfaltet, der man sich nicht entziehen kann. Genauso ansteckend wirkt die Spielfreude des durch die Bank begeisterten Casts, an dessen Seite das Publikum durch eine turbulente und extrem twistreiche Mörderhatz geführt wird, bei der nicht nur der Fall gelöst, sondern auch die wortwörtliche Dummdreistigkeit des neureichen Geldadels satirisch entlarvt wird. Wenn Johnson & Co. dieses Unterhaltungsniveau aufrechterhalten können, hat Craig seine nächste Paraderolle gefunden.
„Glass Onion: A Knives Out Mystery“: Ab 23. Dzember bei Netflix verfügbar
