Markante Gesichtszüge, krasse Tattoos – im aktuellen Bremer Tatort fällt der Neffe des Mordopfers sofort auf. Gespielt wird der zwielichtige Autotuner von Adrian But. Und ähnlich wie seine Rolle, hatte der Schauspieler auch keine leichte Kindheit…
Als das Angebot für die Tatort-Rolle kam, kannte er den Fernsehklassiker noch gar nicht. Mit 12 Jahren kam das Nachwuchstalent mit seiner Mutter nach Deutschland. Den gebürtigen Rumänen prägten nicht die typisch deutschen Abende, an denen die ganze Familie sonntags den Tatort schaut. Stattdessen wuchs er in Armut und in schwierigen Familienverhältnissen auf.
„Ich möchte da nicht so gerne ins Detail gehen“, erklärt er. Er wolle nicht rumheulen und lieber die Vergangenheit akzeptieren, die schließlich diesen Mann aus ihn gemacht habe. Auf jeden Fall solle es seinen Kindern mal besser gehen, so der 24-jährige. Und dafür arbeitet er hart. Neben seiner jungen Schauspielkarriere geht er einer zweiten großen Leidenschaft nach: Der Musik. Schon mit 14 Jahren verliebt er sich in Hip-Hop und beginnt zu rappen. Mit gerade einmal 18 Jahren hat er sich genug durch Nebenjobs zusammengespart, um nach New York City zu fliegen und dort Songs aufzunehmen. Unter dem Künstlernamen „AdyB“ hat er bereits zwei Alben veröffentlicht, ein drittes soll bald folgen.
Der aktuelle Tatort spielt in Bremerhaven und fordert sein Opfer an einem der größten Automobilumschlaghäfen Europas. Dort wird ein Mitarbeiter tot im Kofferraum gefunden. Schnell stößt das Ermittler-Team, bestehend aus Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), Linda Selb (Luise Wolfram) und dem Bremerhavener Kollege Robert Petersen (Patrick Güldenberg), auf drei Autotuner. Besonders Georghe (Adrian But), der Neffe des Mordopfers wirkt für die Polizei verdächtig. Der Zuschauer sieht jedoch mehr als nur Tattoos und Vorstrafen und bekommt schnell eine Ahnung, dass der Junge eine zarte Seite hat.
Für den Charakter Georghe benötigte er kaum Vorbereitung, sagt But. Die kulturelle Nähe von Rumänien, seiner Heimat, und Moldawien, die Heimat seiner Rolle, habe es ihm leicht gemacht. Auch der Charakter erinnere ihn an sich selbst: „Harte Schale, weicher Kern“, lacht er. So wie er. Nur die Interessen der beiden gehen auseinander: „Ich habe gar nichts mit der Autotuner-Szene zu tun.“
Der Bremer Tatort ist seine erste große Filmproduktion. Schon länger begeisterte ihn die Schauspielerei. Erst übernahm er Komparsenjobs, dann sparte er für die Identity School of Acting in London, von der er in einem Video mit Damson Idris (Snowball) gehört hatte. Drei Monate ging er dafür allein nach Großbritannien. Und es hat sich gelohnt: Die Anfrage von der Tatort-Produktion kam schon eine Woche nachdem er bei seiner Agentur unterschrieben hatte. Was für eine Karriere!
Mittlerweile weiß das junge Talent, dass mehrere Millionen seine Schauspielkunst im Fernsehen anschauen werden. Er hat sich die alten Tatort-Episoden angeschaut und meint: „Ich denke, dass dieser Film sehr heraussticht.“ Auf die Kritiken sei er schon gespannt. Und obwohl er den Film bereits mehrmals gesehen hat, wird er es sich nicht nehmen lassen, zusammen mit seinen Kumpels am Sonntag vor dem Fernseher zu sitzen. Wie so viele andere Familien in Deutschland.
„Tatort: Donuts“ läuft heute, 2. April 2023, um 20.15 Uhr im Ersten.