„Tatort: Im Wahn“: Kann die KI wirklich besser ermitteln als Falke und Schmitz?

21.04.2025 um 10:15 Uhr
    Ein ernster Mann in brauner Lederjacke hält eine junge, weinende Frau mit blondem Haar und gelber Jacke in herbstlicher Umgebung fest. | © NDR/O-Young Kwon
    Hat die KI einen Treffer gelandet? Die Schwester (Maria Dragus) eines Verdächtigen ist außer sich vor Wut. Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) versucht, sie zu beruhigen. | ©NDR/O-Young Kwon

    Heute wagt der „Tatort: Im Wahn“ ein spannendes Experiment: Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine Göttinger Kollegin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) bekommen Unterstützung – und zwar von einer Künstlichen Intelligenz. Die britische Software „Kroisos“ soll helfen, einen brutalen Messerangriff im Hauptbahnhof Hannover aufzuklären. Der Fall wird zur Zerreißprobe für das Ermittlerteam – und zur brisanten Zukunftsfrage: Ermittelt der Mensch bald nur noch im Schatten der Maschine?

    Heute ermittelt Falke (Wotan Wilke Möhring) mit der Göttinger Kommissarin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) und Peri Baumeister als Gast-Kommissarin. Ein Messerstecher hat im Bahnhof von Hannover zwei Menschen getötet. Eine KI soll den Fall aufklären.

    "Was wird das, eine Neuauflage von Kasparow gegen Deep Blue vor 30 Jahren?", wird Old-School-Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) gefragt. In den ersten Minuten vom "Tatort: Im Wahn" wird klar: Eine Künstliche Intelligenz soll per Sondergenehmigung bei der Aufklärung eines Verbrechens im Hauptbahnhof von Hannover helfen. Ein Unbekannter hat dort aus der Anonymität der Masse heraus zwei Menschen tödlich mit dem Messer verletzt. Er kam unerkannt davon. Das Computersystem soll nun per Big-Data-Analyse herausfinden, welche Personen aus der Menge als Täter am wahrscheinlichsten sind.

    Deep Blue war im Jahr 1997 übrigens der erste Computer, der einen amtierenden Schachweltmeister in New York unter Turnierbedingungen besiegte. Im Jahr davor in Philadelphia hatte Garri Kasparow den Wettkampf gegen den IBM-Computer noch mit 4:2 Punkten gewonnen. Nach 1997 hatten menschliche Schach-Champions gegen Maschinen kaum noch eine Chance. Steht nun auch eine Wachablösung in Sachen Verbrechensbekämpfung an? Diese Frage stellt der "Tatort" am Ostermontag, der auf ein wohl einmaliges Ermittler-Trio setzt.

    BKA-Direktorin Gabriele Seil (Anna Stieblich) hat sich eine Sondererlaubnis besorgt, um im Fall der Auswertung hunderter Handy-User am Bahnhof auf die britische Verbrechensbekämpfungs-KI "Kroisos" zurückzugreifen. In Deutschland ist sie eigentlich (noch) nicht erlaubt. Chefin Seil steht Finn Jennewein (Thomas Niehaus) zur Seite, der für Deutschland zuständige Mitarbeiter des Londoner KI-Konzerns. Auch Menschen dürfen mitermitteln. Neben Falke sind es Yael Feldman (Peri Baumeister) von der Kripo Hannover und die aus Göttingen bekannte Anaïs Schmitz (Florence Kasumba). Warum die Ex-Partnerin von Maria Furtwängler aus dem längst abgewickelten "Tatort"-Standort hier noch einmal auftaucht, bleibt ein wenig rätselhaft. Zur Handlung trägt die Figur eher wenig bei. Vielleicht galt es, noch einen vertraglich zugesicherten Film abzuarbeiten.

    Den "Schutz der Masse" gibt es nicht mehr

    Nichtsdestotrotz geraten die drei fleischlichen Ermittler schnell ins Hintertreffen. Die Software präsentiert zeitnah einen psychisch schwer angeschlagenen Mann als Täter. Alle Daten scheinen zu passen, auch wenn die Schwester des Überführten (Maria Dragus) verzweifelt von dessen Unschuld überzeugt ist. Dann befeuert eine weitere Tat die Skepsis Falkes gegen die Urteilskraft der Maschine. Er beginnt, in andere Richtungen zu ermitteln. Können Informationen des investigativen Journalisten Moritz Staub (Garry Fischmann) dabei helfen. Natürlich erzählt "Tatort: Im Wahn" auch davon, ob Falke und seine Mitstreiter im Kampf gegen das Verbrechen im Wettbewerb mit der KI bestehen werden. Oder geht es den Ermittler-Gehirnen aus Fleisch und Blut wie 1997 Garri Kasparow: Müssen Sie einsehen, dass der Mensch bei der Lösung komplexer Aufgaben das Feld lieber Schaltkreisen überlassen sollte?

    "Besser gläsern als tot", lobt eine Radiomoderatorin die KI, als der Täter im Film (Buch: Georg Lippert) schnell überführt zu sein scheint. Allein wegen der bis dahin spärlich verflossenen Spielzeit weiß man natürlich: Da kommt doch noch was! Der Krimi beginnt stark: Die 40-jährige Schweizerin Viviane Andereggen (Regie) erforscht in einer bedrohlichen Anfangssequenz die Menschenmenge am belebten Ort eines großstädtischen Hauptbahnhofs. Sie schaut in anonyme Gesichter und die scheinen - ungewöhnlich für einen Fiction-Film - zurückzublicken. Die meisten eher unfreundlich. Man fragt sich: Sind das alles mögliche Täter - oder Opfer? Wenig später hat ein Unbekannter mit beiläufig verabreichten, aber gezielten Stichen erst einen, dann zwei Menschen getötet. Der Schutz der Masse, man glaubt es schon länger in Deutschland zu wissen, scheint eher einem Gefühl von Bedrohtsein in der Masse zu weichen.

    "Die Wahrheit steht nicht zum Verkauf"

    Auch wenn der Krimi im Verlauf nicht das hohe atmosphärische Niveau der Anfangsminuten hält, der Fall ist dennoch spannend - was nicht nur an seinem Thema liegt, sondern auch an der besonderen Ausstrahlung von Peri Baumeister ("Das Signal"), die hier - einmalig oder nicht, man weiß es noch nicht - die Gastermittlerin gibt. Dass die filmischen Argumente rund ums Trendthema "Was darf KI?" ein wenig plakativ geraten sind - sei's drum. Dass die KI-Software "Kroisos" heißt, was ein bisschen nach Krösus und damit Geldmacherei um jeden Preis klingt, ist ein klassisches Drehbuch-Klischee. Ebenso wie jene Szene, in der ein Investigativjournalist 200 Euro verbrennt, die er durch den Erwerb einer Kroisos-Aktie verdient hat.

    "Die Wahrheit steht nicht zum Verkauf" heißt es und börsennotierte Wahrheitsfinder haben selbstredend moralische Schwächen gegenüber der unbestechlichen Gerechtigkeitsintelligenz eines Thorsten Falke. Er und das, wofür er steht, sollte im "Tatort" wie im echten Leben - der modernen Zeiten wegen - bitte noch lange nicht entsorgt werden.

    Quelle: teleschau / Eric Leimann

    Tatort: Im Wahn - Mo. 21.04. - ARD: 20.15 Uhr

    Wotan Wilke Möhring wird zum Prepper

    Job weg, Stromausfall und die Familie dreht durch: Thomas Wellmann, gespielt von „Tatort“-Wotan Wilke Möhring, erlebt in „Blackout bei Wellmanns" seinen ganz persönlichen Blackout und es gibt scheinbar nur einen Ausweg: Zurück zu den Wurzeln und ab in den Wald! Thomas Wellmann (Wotan Wilke Möhring) ist eigentlich ein Fan von Künstlicher Intelligenz, wird aber zum KI-Opfer: Wegen ihr hat er seinen Arbeitsplatz als Technischer Leiter beim Stromversorger einer rheinischen Kleinstadt verloren. Abgefunden mit einer stattlichen Geldsumme räumt der Familienvater sein Büro, da fällt im gesamten Versorgungsgebiet der Strom aus = Blackout. Wellmann hilft seinen unerfahrenen jungen Nachfolgern im Kontrollraum per Telefon und bringt so den Strom wieder zum Laufen. Als Dankeschön der Firma darf er eine Unterlassungserklärung unterschreiben.  Die Aussicht auf weitere Blackouts versetzt ihn in Panik: "Da bestimmen irgendwelche Algorithmen, ob wir Strom kriegen oder nicht. Lächerlich!" „Blackout bei Wellmanns": Fr, 8. März, 20.15 Uhr bei Arte Aufgrund dieser Erfahrung und ermutigt durch seinen neuen Bekannten Peter Leschke (Hannes Wegener), der sich als Profi-Prepper auf allerlei Katastrophen vorbereitet, schafft Wellmann unzählige Vorräte und Werkzeuge an. Er investiert mehrere Tausend Euro und plant mit Frau Eva (Jördis Triebel) und den Töchtern Paula (Daria Vivien Wolf) und Jenny (Josefine Keller) ein Survival-Wochenende im kühlen Wald zu erleben. Dch die drei sind von dieser Idee deutlich weniger begeistert und machen sich nun ernsthaft Gedanken um Ehemann und Papa, mit dem sie lieber einen erholsamen Urlaub verleben würden, statt sich in Weltuntergangshysterie zu verlieren.

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    "Tatort"-Rolle auserzählt: Überraschendes Aus bei der ARD-Krimireihe

    Das Hamburger „Tatort“-Team Grosz & Falke wird im Frühjahr 2024 seinen letzten gemeinsamen Fall lösen. Der NDR hat angekündigt, dass Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) in den nächsten beiden Fällen, die demnächst gedreht werden, nicht mehr in einem festen Team ermitteln wird. Im "Tatort: Was bleibt", geplant für das 1. Quartal 2024, wird Schauspielerin Franziska Weisz also zum letzten Mal als Falkes langjährige Partnerin Julia Grosz zu sehen sein. Wen Thorsten Falke in kommenden „Tatorten“ an der Seite haben wird, will der NDR zu einem späteren Zeitpunkt verraten. Die Rolle der TV-Ermittlerin Julia Grosz ist auserzählt Die Rolle habe über sieben Jahre eine spannende Entwicklung durchlaufen und sei nun auserzählt, begründet NDR-Fiction-Chef Christian Granderath das Aus für die Bundespolizistin Grosz. "Franziska Weisz hat ihrer Figur und damit den NDR-Tatorten der Bundespolizei einen ganz eigenen unverwechselbaren Charakter gegeben. Ich danke herzlich für dann 13 Fälle mit Kommissarin Julia Grosz, die bei Bedarf ohne Zögern über ihren Schatten springt“, so Granderath in der Mitteilung des NDR. "Wir freuen uns auf die Überraschungen, die Wotan Wilke Möhring (56) als Falke in den nächsten Tatorten bieten wird, und wenn es mit Franziska Weisz zukünftig zu weiteren gemeinsamen Projekten mit dem NDR kommt“, heißt es weiter. Die Österreicherin Franziska Weisz (43) hat sich zu dem Ende ihrer „Tatort“-Rolle bisher nicht geäußert. Franziska Weisz ermittelte seit 2016 als Nachfolgerin von Petra Schmidt-Schaller an der Seite von Wotan Wilke Möhring, der die Rolle des Thorsten Falke seit 2013 spielt. Von 2013 bis 2020 ermittelte zudem auch Til Schweiger als Kriminalhauptkommissar Nikolas Tschiller in Hamburg, beide Teams arbeiteten aber unabhängig voneinander. Fluktuation bei den Sonntagabend-Krimis im Ersten Zuletzt gab es zahlreiche Abgänge  bei den Sonntagabend-Krimis „Tatort“ und Polizeiruf 110“ im Ersten: Die Schauspieler*innen Charly Hübner, Lucas Gregorowicz, Aylin Tezel,  Nora Tschirner, Christian Ulmen, Anna Schudt, Verena Altenberger, Heike Makatsch, Meret Becker oder Dagmar Manzel  haben in den letzten zwei Jahren ihren Dienst quittiert. Axel Milberg („Tatort: Kiel“) hat bereits seinen Ausstieg mit viel Vorlauf für 2025 angekündigt. Das gilt auch für Karin Hanczewski, die aktuell noch in Dresden ermittelt. 

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    „Tatort“-Aus für das Team in Göttingen – so geht’s weiter für Charlotte Lindholm

    Nächste Veränderung beim „Tatort“ im Ersten: Nachdem gerade erst das Frankfurter Team den Dienst quittiert hat, hat auch das Ermittlerinnen-Duo in Göttingen keine Zukunft mehr. Kommissarin Charlotte Lindholm und ihre Kollegin Anaïs Schmitz werden nicht mehr gemeinsam ermitteln. "Tatort"-Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), bereits seit 2002 für den NDR im Einsatz, wird nach sechs Einsätzen in der Universitätsstadt wieder zum LKA in Hannover zurückkehren. Ihre Strafversetzung ist also beendet. Damit verabschiedet sie sich auch von ihren Kolleginnen und Kollegen in Göttingen, allen voran von ihrer Ko-Ermittlerin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba). Lindholm ermittelt zukünftig wieder in ganz Niedersachsen „Als Charlotte Lindholm nach ihrem misslungenen Einsatz in 'Der Fall Holdt' nach Göttingen strafversetzt wurde, war die zeitliche Befristung mitgedacht. Ihre Zeit dort wird mit einem großen Finale enden. Ihrer Rolle bleibt die eigenwillige Kommissarin treu - Teamwork ist noch immer nicht ihre Sache. Ihre Fälle im LKA in Hannover werden sie künftig wieder nach ganz Niedersachsen führen“, erklärt Christian Granderath, Fiction-Chef beim NDR. Maria Furtwängler fällt der Abschied aus Göttingen schwer: "Charlotte Lindholm bricht einmal mehr auf zu neuen Ufern und bleibt eine rastlose Ermittlerin, die es nicht lange an einem Ort hält. Der Abschied von Göttingen ist nicht einfach, die Zusammenarbeit mit Florence Kasumba und dem Team hat mir sehr viel bedeutet. Nun also wieder solo - ich bin gespannt, was Charlotte Lindholm auf ihrem Weg noch erlebt ..."

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