„Tatort: Murot und das Paradies“: Glückssuche zwischen Traum und Albtraum

22.10.2023 um 10:30 Uhr
    Tatort | © HR/Bettina Müller
    Felix Murot (Ulrich Tukur) | ©HR/Bettina Müller

    Krimifans ahnen es schon: Wo Murot draufsteht, ist auch Murot drin. Wer also heute Abend den „Tatort“ einschaltet und einen klassischen Krimi erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Kommissar Murot hat es mit zwei skurrilen Mordfällen zu tun und ist äußerst philosophisch unterwegs.

    Nach Hoffnung und Karma dreht sich bei dem Wiesbadener LKA-Ermittler dieses Mal alles um Glück. Los geht es aber erstmal mit einer Depression. Daran arbeitet der Kommissar mit seinem Analytiker Dr. Wimmer (Martin Wuttke) gerade, als er zum Einsatz gerufen wird.

    Zwei Tote aus dem Umfeld der Frankfurter Bankenwelt liegen bei Dr. Dr. Kispert (Eva Mattes) auf dem Seziertisch. Als Gemeinsamkeit weisen die Leichen erstmal nur einen fehlenden Bauchnabel auf, an dessen Stelle eine künstliche Öffnung gesetzt wurde. Die weiteren Ermittlungen führen den Kommissar in eine verstörende Unterwelt, in der sich alle dem Paradies ganz nah wähnen. Am Morgen danach fehlt auch bei Murot der Bauchnabel ...

    Lohnt sich das Einschalten?

    Für Fans klassischer Krimis ist dieser "Tatort" nichts. Spätestens beim Weltraumausflug werden sie die Segel streichen. Wer allerdings schon damit gerechnet hat, dass es skurril wird, wird nicht enttäuscht. Darüber hinaus gibt es zwischen traum- und albtraumhaften Passagen eine spannende Auseinandersetzung mit dem Thema Glück. Wenn zwei Schauspielgrößen wie Tukur und Wuttke als Murot und Dr. Wimmer darüber philosophieren, wird dieser Krimi fast zum Kammerspiel und bekommt einen tieferen Sinn. Ein Beispiel:

    "Wie soll man bitte glücklich sein in einer Welt, die sich vor allem durch ihre Beschissenheit auszeichnet?", fragt der desillusionierte Kommissar seinen Analytiker. Dann dreht er sich zum TV-Publikum und zählt die lange Negativ-Liste auf: "Die Dummheit der Menschen, die absurde Zerstörung der Natur, grenzenlose Ungerechtigkeit, eine ganze Armada von narzisstischen Arschlöchern, die irgendwo Präsident sind und alles kaputtmachen [...]".

    Ob das der Grund für sein eigenes Unglück sei, will daraufhin der Therapeut wissen. Als Murot verneint, sagt Dr. Wimmer: "Wir glauben immer, dass das Suchen zum Finden führt. Aber das stimmt nicht wirklich. Beim Glück am allerwenigsten. Je mehr wir danach suchen, umso unwahrscheinlicher ist es, dass wir es finden. Das Glück muss uns finden. Unsere Aufgabe ist lediglich, es hereinzulassen, wenn es da ist."

    Ein weiterer Murot-Satz aus diesem Krimi könnte in Anbetracht der aktuellen Lage nicht passender sein. "Mich erstaunt immer wieder, was Menschen alles tun - und wozu. Warum können wir nicht einfach glücklich sein und in Frieden leben und gut is." Fast nichts ist dem hinzuzufügen, außer: Es wird knapp für den Kommissar - so viel sei verraten ...

    „Tatort: Murot und das Paradies“ läuft heute, 22. Oktober 2023, um 20.15 Uhr im Ersten.

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    Alle "Tatort"-Teams sind in der Saison 2023/24 mindestens einmal zu sehen. Mit den Ermittlern in Münster,  sollen sogar zwei Filme laufen, erzählt Jörg Schönenborn, ARD-Koordinator Fiktion. TV-Kommissar Nick Tschiller, gespielt von Til Schweiger, wird von der ARD allerdings weiterhin vom Dienst suspendiert - scheinbar für immer. Ein Artikel von Hörzu Chefreporter Mike Powelz Endlich fließt bald wieder Blut am Sonntagabend, zumindest aus Sicht der Krimifans. Am 3. September fällt der Startschuss für die neue „Tatort“-Saison. Den Aufakt macht diesmal die dienstälteste Kommissarin: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ermittelt in einem Fall, in dem der Schatz der Nibelungen eine wichtige Rolle spielt: „Gold“. Als prominenter Gast ist Heino Ferch dabei. Was tut sich sonst bei Deutschlands nach wie vor beliebtester Krimireihe? Gibt es neue Ermittlerteams, stehen Abschiede an, sind Events oder Mehrteiler geplant? Und wie bewertet die ARD die Tatsache, dass es nach 2022 in diesem Jahr mit den durchschnittlichen Einschaltquoten erneut abwärts ging? Exklusiv in HÖRZU legt der für den „Tatort“ zuständige ARD-Koordinator Fiktion, Jörg Schönenborn, die Karten auf den Tisch. Krimireihe unter Sparzwang Ein Dienstjubiläum, so Schönenborn, stehe in der Saison 2023/24 nur einmal an: „Ende November feiern wir mit ‚Borowski und das unschuldige Kind von Wacken‘ den 20. Geburtstag beim Kieler ‚Tatort‘.“ In die Feierlaune wird sich diesmal aber auch Wehmut mischen. „Auf eigenen Wunsch wird Axel Milberg aber nur noch bis 2025 im ‚Tatort‘ zu sehen sein und sich dann verabschieden.“ In Bremen wird weiter ohne den Dänen Andersen ermittelt - Dar Salim hat keine Zeit Sein Abgang ist nicht der einzige der Reihe: Dar Salim, der in den Bremen-Krimis den dänischen Polizisten Andersen spielt, ist nicht mehr dabei. „Seit seinem Einstieg im Bremer ‚Tatort‘-Team 2019 hat das internationale Interesse an Salim noch mal zugenommen“, so RadioBremen-Pressesprecher Mark Lührs zu TV DIGITAL. „Die Planung einer deutschen Produktion ist schwierig, wenn US-amerikanische Filmstudios und weltweit agierende Streaming-Anbieter anklopfen.“

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