Die beiden Stuttgarter-Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) gehen in „Zerrissen“ zum insgesamt 32. Mal auf gemeinsame Verbrecherjagd. In ihrem heutigen Fall steht ein 13-jähriger Junge im Zentrum der Ermittlungen. Lohnt sich das Einschalten?
Im neuen Stuttgart-"Tatort" gerät der 13-jährige David in ein komplexes Netz aus Loyalitäten und Konflikten. Er befindet sich im Spannungsfeld zwischen seinen kriminellen Verwandten, seiner engagierten Sozialarbeiterin Annarosa und den Kommissaren Lannert und Bootz, die in ihm einen Schlüsselzeugen sehen. Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund eines dramatischen Juwelierüberfalls kurz vor Ladenschluss, bei dem der Ladeninhaber verletzt und eine Kundin getötet wird. Die Vorgehensweise der Räuber lenkt den Verdacht auf die verschwägerten Familien Maslov und Ellinger, deren erwachsene Mitglieder sich geschickt der Polizei entziehen.
David, in einem Jugendheim untergebracht, steckt in einem tiefen Dilemma: Er schwärmt für seine Betreuerin, die ihn verteidigt, abschottet und generell wenig von staatlichen Regeln hält. Gleichzeitig fühlt er sich seiner Familie verpflichtet, die ihn in kritischen Momenten braucht. Die Kommissare erkennen bald, dass David eine entscheidende Rolle in der Aufklärung des Falls spielen könnte. Sie stehen jedoch vor der Herausforderung, ihn zur Kooperation zu bewegen. Diese innere Zerrissenheit stellt nicht nur für die Ermittlungen eine Herausforderung dar, sondern birgt auch persönliche Gefahren für David selbst. Die spannende Frage, ob es den Kommissaren gelingen wird, David zur richtigen Entscheidung zu führen, bildet den Kern dieses fesselnden Krimis.
Ja, was vor allem an den gewohnt starken Schauspielern Richy Müller und Felix Klare und den beeindruckenden Episoden-Hauptdarstellern Caroline Cousin und Louis Guillaume liegt. Die vier versprühen über 90 Minuten hinweg einen großen Charme und tragen das nicht immer vor Spannung und Inhaltstiefe strotzende Drehbuch durch den Film. Die Geschichte wäre eigentlich in wenigen Minuten erzählt. Denn die Ermittler haben weniger das Problem, die Täterschaft zu identifizieren, sondern eher ihnen die Tat hieb- und stichfest nachzuweisen. Was möglicherweise durchaus einem realistischen Szenario entspricht, bremst jedoch das Tempo des Stuttgart-"Tatorts" in einigen Momenten deutlich aus.
Dennoch bleibt - bei aller Kritik - ein ordentlicher Sonntagabend-Krimi stehen, der nur wenige echte Längen hat und durchaus plausibel erzählt wird. Einzig die Überzeichnung einiger Mitglieder der kriminellen Familien und die teils übertriebene Naivität der Betreuerin hätte möglicherweise etwas glatt geschliffen gehört, um nicht zu sehr mit gängigen Klischees um sich zu schmeißen. Müssen die Gangster ständig kiffen, Crack rauchen und in jeder Sekunde einen Gossenjargon und Gewaltbereitschaft an den Tag legen? Natürlich zeichnet die Autoren somit eine gängige und nicht komplett absurde Milieustudie, die bestimmt auch in der echten Welt auf passende Verbrecher-Dubletten stößt. Doch auch für den "Tatort" sollte manchmal die Devise gelten: Weniger ist ab und an dann doch mehr.
„Tatort: Zerrissen“ läuft heute, 21. Januar 2024, um 20.15 Uhr im Ersten.