Schauspieler Ulrich Matthes spricht im Interview über seine Rolle als Tanzlehrer in der neuen Tragikomödie „Winterwalzer“.
Ein Interview von HÖRZU-Chefreporter Mike Powelz
Er hasst den Hund seiner Nachbarin, pflegt kaum Kontakt zu seiner Tochter und redet allabendlich mit dem Porträt seiner verstorbenen Gattin: Ja, Tanzlehrer Albert (Ulrich Matthes, 64) ist einsam und schwer depressiv. Doch gerade als er sich umbringen will – der Strick liegt bereits um seinen Hals –, spielen zwei Frauen Schicksal. Gemeinsam stellen sie die Weichen für Alberts Leben neu – mit viel Geschick, aber ohne sein Wissen. Der tiefe Fall scheint vorprogrammiert. Im Interview spricht Schauspieler Ulrich Matthes über seine sehenswerte Tragikomödie „Winterwalzer“ (Fr, 8. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten) – und erzählt auch, wie er selbst einmal den Weg aus einer „düsteren Phase“ seines Lebens fand.
Was hat Sie an der Rolle des schwermütigen Witwers Albert gereizt?
ULRICH MATTHES: Die Bandbreite der Rolle. Ich fand es sehr schön, dass ich von depressiv über vital bis zu Lebensfreude und Charme alle Facetten spielen konnte. Außerdem wird mir das Genre der Komödie – mit „Tragi-“ davor oder nicht – so selten angeboten, dass ich mich darauf ganz besonders gefreut habe.
Welchen Denkanstoß gibt der Film?
Dass es immer möglich ist, aus Tälern wieder herauszukommen – sei es durch Zufälle oder auch durch eigenen Antrieb. Wir sollten uns daher stets unsere Hoffnung und Zuversicht bewahren. Außerdem sensibilisiert „Winterwalzer“ dafür, dass wir aufmerksam für die Menschen in unserer nahen Umgebung sein sollten – und dass wir uns um sie kümmern, wenn wir spüren, dass es ihnen nicht gut geht. Leider gibt es diesbezüglich manchmal falsche Scheu. Mein Appell: Kümmert euch, traut euch!
Darf man sich aus Sorge wie im Film auch heimlich einmischen?
Eindeutig ja! Ob trickreich oder ganz direkt, ist erst mal absolut wurscht. Hauptsache, man kümmert sich.
Welches von Alberts Problemen ist aus Ihrer Sicht sein größtes?
Ganz einfach: Der Film handelt von der Überwindung einer Depression. Und wenn man es nicht für kitschig halten könnte, würde ich jetzt sagen: „Das Leben ist schön!“ Oh, da hab ich es ja doch gesagt.
Sind Ihnen Depressionen persönlich fremd – oder kennen Sie das auch?
Ja, die kennt doch jeder. Ich bin aber grundsätzlich seelisch so stabil, dass ich da auch recht bald wieder rausfinde – meiner Kindheit und meinen Eltern sei Dank! Im zweiten Coronajahr hatte ich beispielsweise mal eine etwas längere düstere Phase, aber da habe ich mir langsam selbst wieder rausgeholfen.