Under the Waves: Abtauchen in die Welt der Gamekunst!

30.08.2023 um 10:30 Uhr
    Unten links im Bild ist ein U-Boot zu sehen, das mit Scheinwerfern ein Flugzeug-Wrack anleuchtet. Das liegt zwischen Wasserpflanzen auf dem Meeresgrund- Im Hintergrund ziehen ein paar Haie ihre Bahn. | © Quantic Dream
    Was hat es mit dem Wrack des Flugzeugs auf sich? Stan muss es herausfinden. | ©Quantic Dream

    Spiele, die unter Wasser spielen, sind eher selten. Aber wenn sie es tun, kommen manchmal ganz besondere Optiken zum Vorschein, die Gamer sonst nicht zu sehen bekommen. Auch Under the Waves macht deutlich, dass Spiele mehr sein können als reine Unterhaltung.

    Das französische Entwickler-Studio Quantic Dream hat schon immer Spiele gemacht, die den Rahmen sprengten. Games wie Heavy Rain oder Beyond: Two Souls wollten mehr sein als einfache Unterhaltung zum Wegspielen, sie stellten Fragen nach größeren Themen. Wie gehe ich mit Schuld um? Was ist menschlich? Diesen Kurs behält das Studio offenbar auch bei, seit es ebenfalls als Publisher fungiert – wie im Fall von Under the Waves.

    Allein mit der Trauer

    Im Spiel übernimmst du die Rolle des Taucher-Experten Stan, der in einer alternativen Zeitlinie im Jahr 1979 auf dem Grund der Nordsee in einer kleinen Station lebt und für seinen Arbeitgeber verschiedene Aufträge erledigen muss. Mal gilt es, eine Reparatur durchzuführen, mal soll er einfach nur nach dem Rechten sehen. Im Verlauf des Spiels erfährst du immer mehr über den Protagonisten. Beispielsweise, dass seine Vergangenheit bleischwer auf ihm liegt und er schrecklich einsam ist. Under the Waves erzählt das wie ein Film, in dem manche Dinge nur indirekt erzählt oder gezeigt werden und du als Spieler dir vieles selbst erschließen musst.

    Das sind jedoch nur Nebenschauplätze, den Hauptteil des Spiels machen die Rätsel aus, die Stan lösen muss, um Maschinen wieder zum Laufen zu bringen. Und die haben es durchaus in sich. Mal muss Stan Teile in der eigenen Station herstellen, um voranzukommen, mal muss er Wege durch Höhlen oder andere gefährliche Regionen der Nordsee finden, um seinen Job zu erledigen. Dazu muss er einen Weg finden, um mit sich selbst ins Reine zu kommen, weiterzumachen, zu wachsen.

    Das Spiel packt diese innere Reise in brillante Bilder der Schönheit des Meeres und verzaubert mit in der Ferne schwimmenden Walen und dem flackernden Licht der Oberfläche auf dem Meeresgrund. Aber Under the Waves geht auch hier den Schritt konsequent zu Ende, indem es auch den Müll und die Zerstörung zeigt, die der Mensch in den Ozeanen verursacht. Durch die Kooperation mit einer Umweltschutz-Organisation konnten die Entwickler sogar korrekte Daten und Fakten in ihr Spiel integrieren. Was du hier über den Zustand der Meere hörst, entspricht den Tatsachen.

    Under the Waves ist also nicht einfach nur ein Adventure über einen Taucher, der auf dem Grund der Nordsee stationiert ist, sondern eine vielschichtige, interaktive Erzählung über Menschen und Natur, in der sowohl klare Botschaften wie auch komplexe Emotionen eine Rolle spielen. So lässt sich diese auch optisch faszinierende Indie-Perle durchaus als Pendant zu einem Arthouse-Kinofilm sehen. Und warum sollte nicht auch ein Spiel Kunst sein?

    Under the Waves erschien am 29. August für den PC sowie die beiden letzten Generationen Playstation und Xbox.

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    Auch cool:

    Legendäre Games: Tomb Raider

    Ihren Namen kennen selbst Leute, die mit Spielen gar nichts am Hut haben: Lara Croft gehört zu den Ikonen der Popkultur – schon seit ihrem ersten Auftritt 1996. Dabei sollte sie ursprünglich gar nicht so aussehen. Der britische Entwickler Toby Gard erfand die kämpferische Archäologin für sein Studio Core Design. Und bis heute hält sich der Gerücht, das Laras ehemals üppige Oberweite (inzwischen sieht die junge Frau ganz anders aus) ein Versehen in der Grafik war, bei der ein Wert viel zu hoch eingestellt war. Man entscheid sich, es so zu lassen. Ob das aber wirklich der Grund für den dauerhaften Erfolg der Spiele war, darf doch bezweifelt werden. Rennen, kämpfen, Rätsel lösen Denn viele Fans waren tatsächlich mehr am Gameplay interessiert als an der Körbchengröße von Lara Croft. Durch alte Tempelanlagen laufen, Rätsel lösen, zum Teil unter Zeitdruck, und immer wieder auch gegen Schurken und Monster kämpfen – das kam gut an im Gamerlager. Tatsächlich waren die beiden ersten Teile der Serie lange Zeit die bestverkauften Spiele für die Playstation. Allerdings bewies Core Design mit den weiteren Spielen auch, dass Erfolg satt und zufrieden machen kann. Nachdem die Spiele immer schwächer wurden, erreichte das Franchise mit dem 2003 erschienenen und völlig verbuggten Tomb Raider: Angel of Darkness den Tiefpunkt – und Publisher Eidos, der sich längst die Rechte an Tomb Raider gesichert hatte, suchte sich ein neues Studio, das Tomb Raider-Spiele umsetzen sollte – Crystal Dynamics. Core Design versuchte sich danach noch an zwei Titeln, die floppten und schloss 2012 seine Tore für immer.

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    Viewfinder: Hast du den Blick fürs Wesentliche?

    Spiele, in denen es statt auf Action oder Aufbau auf genaues Hinsehen und gute Ideen ankommt, gibt es leider viel zu selten. Mit Viewfinder ist nun ein neues Spiel im Handel, das vieles ganz anders macht. Physik und Realitäten aushebeln – das haben schon einige Spiele recht erfolgreich geschafft. Ein Paradebeispiel ist Portal 2, das mit seinen Physik-Rätseln Millionen von Spielern ebenso begeistert wie zur Verzweiflung getrieben hat. Denn nur die eine, richtige Idee bringt dich weiter. Ganz ähnlich funktioniert das Prinzip von Viewfinder, nur dass statt einer Portalkanone hier eine ganz normale Sofortbild-Kamera genügt. Schaffe neue Realitäten Der Abgrund ist zu groß, du kommst nicht auf die andere Seite! Wirklich nicht? Du machst ein Foto von einer Schräge, hältst das Bild in der richtigen Perspektive vor den Abgrund – und hast plötzlich eine Brücke, auf der du weiterkommst. Dieses kleine Beispiel erklärt das Spielprinzip hinter Viewfinder. Du brauchst die richtige Idee und das richtige Motiv, um die Rätsel des Spiels zu lösen und voranzukommen. Und je länger du es spielst, desto versierter und besser wirst du im Finden der richtigen Bilder und Perspektiven, denn Übung macht gerade bei solchen Spielen den Meister. Die Entwickler, die Sad Owl Studios, stammen zwar aus Schottland, aber mit dem dortigen sprichwörtlichen Geiz haben sie zumindest in Sachen Ideen nichts zu tun. Denn Viewfinder glänzt mit Einfällen und erlaubt sogar mehrere Spielweisen. Die seltsam anmutende Umgebung ist sowohl Platz für zahlreiche Rätsel, die du mit deiner Kamera lösen kannst, als auch Heimat einer Geschichte, der du nachspüren kannst, wenn du willst. Du hast als Spieler die Wahl. Optisch zeigt sich Viewfinder ebenfalls von sehr unterschiedlichen Seiten. So gibt es Bereiche, die sich eher an realistischen Optiken orientieren, aber auch Gegenden, die wie von Kinderhand gezeichnet aussehen. Das verändert zwar die Grundidee des Spiels nicht, wohl aber manchmal die genaue Ausführung der richtigen Aktion im richtigen Blickwinkel.

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    Lies of P: Pinocchio mal ganz anders!

    Die Geschichte der Holzpuppe, die unbedingt ein echter Junge werden wollte, ist schon einige Male erzählt worden – aber garantiert noch nicht so wie in Lies of P! Als der italienische Schriftsteller Carlo Collodi die ersten Geschichten von Pinocchio zu Papier brachte, hätte er sich wohl nicht träumen lassen, was aus seinem hölzernen Jungen alles werden würde. Ein berühmter Zeichentrickfilm, ein oscarprämierter Stop-Motion-Film und nun sogar ein Soulslike! Pinocchio als düsterer Held Auf den ersten Blick erinnert nichts an die bekannte Geschichte: Ein Held wie aus einem Final Fantasy-Spiel taucht in einer seltsamen Stadt auf, die optisch ein wenig an das späte 19. Jahrhundert in Paris erinnert. Und doch tauchen immer wieder auch Figuren auf, die du mit etwas gutem Willen der Pinocchio-Story zuordnen kannst. Im Spiel übernimmst du die Rolle von Pinocchio, der größten Schöpfung, die Puppenmacher Gepetto je gelang. Und du reist nach Krat, einer Stadt, in der lange Jahre Reichtum und Erfolg zuhause waren, galt die Stadt doch Ort der besten Puppe und Puppenmacher der Welt. Doch irgendetwas lief schief und die Puppen liefen Amok und halten die Stadt seitdem in ihrem hölzernen oder stählernen Klauen. Gepetto könnte etwas darüber wissen, was geschehen ist – doch der alte Mann ist verschwunden. Und so sollst du als seine Schöpfung dich auf den Weg durch Krat machen, um ihn zu finden und nach seinem Wissen zu verlangen. Dabei wirst du die zahlreichen Waffen brauchen, die dir auf deinem Weg durch Krat begegnen. Denn dein Ziel ist klar: endlich ein Mensch werden!

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    Oxenfree 2 – Lost Signals: Ein Abenteuer wie eine Akte X-Folge!

    Riley ist zurück: Die Heldin aus dem ersten Teil kommt fünf Jahre nach ihrem Abenteuer zurück in ihre Heimatstadt Camena, weil es erneut ein Rätsel zu lösen gibt. Kannst du helfen? Klassische Adventures wurden schon oft totgesagt, gestimmt hat es nie. Ob die feinen Spiele von Daedelic, wie die Deponia-Reihe, oder Evergreens wie Return to Monkey Island – klassische Abenteurspiele funktionieren noch immer, seien sie nun lustig, spannend oder gruselig. Nun hat das Mystery-Adventure Oxenfree einen Nachfolger bekommen. Und der dauerte sogar noch länger als Rileys Heimkehr. Gefährliches Spiel mit der Zeit Denn während Riley nur fünf Jahre brauchte, um den Weg nach Hause zu finden, nahm sich Entwickler Night Scholl Studio ganze sieben Jahre Zeit, um einen zweiten Teil fertigzustellen. Hat sich die Wartezeit gelohnt? Alles sieht danach aus. Erste Wertungen des Adventures, das am 12. Juli erschienen ist, feiern den neuen Teil als stimmige Fortsetzung der ersten Geschichte und loben die Kontinuität der Serie. Wieder bekommt es Riley mit Zeitrissen zu tun, diesmal steckt allerdings möglicherweise ein Kult dahinter, der diese Phänomene forciert, um etwas aus diesen Zeitrissen zu befreien – aber was? Die Story: Riley kommt nach Jahren wieder heim, weil dort merkwürdige Dinge vor sich gehen. Elektrische Geräte schalten sich selbst ein und aus, Flugzeuge bekommen keine Radaranzeigen mehr, Radiosender können plötzlich nicht mehr senden. Riley hat so ihren Verdacht, was sich nach jahrelanger Pause in ihrem Heimatort erneut abspielt – und beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Kann sie die Geheimnisse von Camena mit deiner Hilfe lösen?

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