Spiele, die unter Wasser spielen, sind eher selten. Aber wenn sie es tun, kommen manchmal ganz besondere Optiken zum Vorschein, die Gamer sonst nicht zu sehen bekommen. Auch Under the Waves macht deutlich, dass Spiele mehr sein können als reine Unterhaltung.
Das französische Entwickler-Studio Quantic Dream hat schon immer Spiele gemacht, die den Rahmen sprengten. Games wie Heavy Rain oder Beyond: Two Souls wollten mehr sein als einfache Unterhaltung zum Wegspielen, sie stellten Fragen nach größeren Themen. Wie gehe ich mit Schuld um? Was ist menschlich? Diesen Kurs behält das Studio offenbar auch bei, seit es ebenfalls als Publisher fungiert – wie im Fall von Under the Waves.
Im Spiel übernimmst du die Rolle des Taucher-Experten Stan, der in einer alternativen Zeitlinie im Jahr 1979 auf dem Grund der Nordsee in einer kleinen Station lebt und für seinen Arbeitgeber verschiedene Aufträge erledigen muss. Mal gilt es, eine Reparatur durchzuführen, mal soll er einfach nur nach dem Rechten sehen. Im Verlauf des Spiels erfährst du immer mehr über den Protagonisten. Beispielsweise, dass seine Vergangenheit bleischwer auf ihm liegt und er schrecklich einsam ist. Under the Waves erzählt das wie ein Film, in dem manche Dinge nur indirekt erzählt oder gezeigt werden und du als Spieler dir vieles selbst erschließen musst.
Das sind jedoch nur Nebenschauplätze, den Hauptteil des Spiels machen die Rätsel aus, die Stan lösen muss, um Maschinen wieder zum Laufen zu bringen. Und die haben es durchaus in sich. Mal muss Stan Teile in der eigenen Station herstellen, um voranzukommen, mal muss er Wege durch Höhlen oder andere gefährliche Regionen der Nordsee finden, um seinen Job zu erledigen. Dazu muss er einen Weg finden, um mit sich selbst ins Reine zu kommen, weiterzumachen, zu wachsen.
Das Spiel packt diese innere Reise in brillante Bilder der Schönheit des Meeres und verzaubert mit in der Ferne schwimmenden Walen und dem flackernden Licht der Oberfläche auf dem Meeresgrund. Aber Under the Waves geht auch hier den Schritt konsequent zu Ende, indem es auch den Müll und die Zerstörung zeigt, die der Mensch in den Ozeanen verursacht. Durch die Kooperation mit einer Umweltschutz-Organisation konnten die Entwickler sogar korrekte Daten und Fakten in ihr Spiel integrieren. Was du hier über den Zustand der Meere hörst, entspricht den Tatsachen.
Under the Waves ist also nicht einfach nur ein Adventure über einen Taucher, der auf dem Grund der Nordsee stationiert ist, sondern eine vielschichtige, interaktive Erzählung über Menschen und Natur, in der sowohl klare Botschaften wie auch komplexe Emotionen eine Rolle spielen. So lässt sich diese auch optisch faszinierende Indie-Perle durchaus als Pendant zu einem Arthouse-Kinofilm sehen. Und warum sollte nicht auch ein Spiel Kunst sein?
Under the Waves erschien am 29. August für den PC sowie die beiden letzten Generationen Playstation und Xbox.
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