"Wilsberg": Leonard Lansink stellt zum Jubiläum der ZDF-Krimireihe seinen Drehort Münster vor

13.01.2024 um 13:15 Uhr
    Das Antiquariat von „Wilsberg“ befindet sich in der Frauenstraße 49. | © ZDF
    Das Antiquariat von „Wilsberg“ befindet sich in der Frauenstraße 49. | ©ZDF

    Leonard Lansink liebt den Drehort seiner Erfolgsserie „Wilsberg“ auch privat. Hier verrät er Lieblingsorte und gibt Geheimtipps für eine kleine Städtetour.

    Ein Artikel von HÖRZU-Chefreporter Mike Powelz

    Quizfrage: Welche Stadt ist Deutschlands Hochburg des Verbrechens? Berlin – würden viele sagen. Und liegen falsch – zumindest wenn’s um Einschaltquoten im TV geht. Krimikenner wissen es längst: Unangefochten auf Platz 1 liegt das westfälische Münster – nicht nur dank der „Tatort“-Stars Jan Josef Liefers und Axel Prahl, die bis zu 14,56 Millionen Zuschauer begeistern. Auch wegen Serienheld Leonard Lansink alias „Wilsberg“. Bereits seit 1998 ermittelt Lansink als Privatdetektiv, eigentlich Antiquar, aber notorischer Pleitier, vor bis zu neun Millionen Fans. In dieser Woche jagt der knorrige Kauz einen besonders raffinierten Mörder – und feiert obendrein Jubiläum: seinen 80. Einsatz.

    Im 80. "Wilsberg"-Fall „Ein Detektiv und Gentleman“ (Sa, 13. Januar, 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek) wird Privatdetektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) mit einem ermordeten Taxifahrer konfrontiert. Etwa zeitgleich erscheint der britische Historiker John Cross (August Zirner, li) in Wilsbergs Antiquariat. | ©ZDF

    HÖRZU traf den TV-Star zum Interview in Münster und erfuhr dabei Erstaunliches über die Studentenstadt, liebe - voll auch „Westfalenmetropole“ genannt, über ihre Menschen, ihre kriminellen Highlights – und Lansinks Lieblingsorte. Alles richtig gemacht „Münster ist eine Stadt von außergewöhnlicher Schönheit“, schwärmt der Schauspieler beim Blick auf den beeindrucken - den Domplatz. „Im Gegensatz zu anderen Städten, wie beispielsweise Köln, wo nach dem Krieg und der Zerbombung vieler Häuser rasch moderne Wohngebäude errichtet wurden, hat Münster, wo ebenfalls fast alles kaputt war, einen anderen Weg eingeschlagen. Trotz der Zerstörungen des Kriegs entschied man sich, die Stadt in ihrer ursprünglichen Form wieder aufzubauen. Dies war ein entscheidender Vorteil.“

    Um das zu veranschaulichen, führt Lansink HÖRZU zum historischen Prinzipalmarkt, „Münsters guter Stube“. Dort zeigt er auf unzählige Giebelhäuser und erklärt: „Man sieht es kaum, aber diese Gebäude sind neu, ihre imposanten Renaissance-Fassaden Nachbildungen der Originale.“ Auf dem Weg zum „Gasthaus Stuhlmacher“, Lansinks Lieblingsplatz am Prinzipalmarkt, müssen wir permanent Radfahrern ausweichen. Lansink nimmt das sportlich: „Münster ist eine Fahrradstadt, geprägt von 44.500 Studenten unter rund 315.000 Einwohnern. Deren jugendliche Energie ist überall spürbar.“ So fände man nicht nur als Ermittler, sondern auch als Tourist und Besucher ein „lebendiges Nachtleben, zahlreiche Bars, Kneipen und Discos – eben alles, was das Herz begehrt“.

    Der Prinzipalmarkt in der Stadtmitte ist auch eine attraktive Einkaufsmeile. | ©Imago

    Wie gestaltet er selbst seine Freizeit, wenn er für Dreharbeiten in Münster ist? Pro Episode sind das immerhin fünf Tage. „Allen, die wie ich gerne an der frischen Luft sind, empfehle ich einen Spaziergang oder eine Fahrradtour über die sogenannte Promenade.“ Dabei, so Lansink, handle es sich um die „grüne Lunge“ der Stadt, „einen 4,5 Kilometer langen Ring, der einmal um die Innenstadt führt“. Wer noch mehr Natur suche, könne die Promenade am Aasee verlassen. Der nämlich sei Münsters zentralstes Naherholungsgebiet und böte eine „wunderbare Gelegenheit, die natürliche Schönheit der Umgebung zu genießen“.

    Apropos Aasee: In zahlreichen Münster-Krimis, beispielsweise dem „Tatort: Mörderspiele“ mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl, fanden die Ermittler schon Mordopfer an und in diesem Gewässer. Natürlich gab es auf dem See auch schon spektakuläre Verfolgungsjagden – etwa in der „Tatort“-Folge „Schwanensee“ in einem schwanenförmigen Tretboot. Kein Wunder, dass der 40 Hektar große Stausee ganz oben auf der Liste der Schauplätze steht, die die Stadt Münster auf ihrer Homepage als „Krimiführer“ zum Download bereitstellt. Dort findet sich ebenfalls der Allwetterzoo, laut Leonard Lansink ein besonders „familienfreundlicher Ort“. Und natürlich auch das „Antiquariat Solder“ in der Frauenstraße 49, wohin uns Lansink als Nächstes führt. (s.o.)

    Münsters zentralstes Naherholungsgebiet ist der Aasee. Er ist nur 15 Fußminuten vom Prinzipalmarkt entfernt. | ©Imago

    Im Film ist dieser Laden Wilsbergs Dreh- und Angelpunkt, im wahren Leben mochten die Filmemacher von „Wilsberg“ das Antiquariat so gern, dass es kurzerhand den Briefmarkenladen ersetzte, in dem der brummige Ermittler getreu der Romanvorlage von Jürgen Kehrer noch in der ersten Folge arbeitete.

    Lansink zu HÖRZU: „Für Fernsehserien- und Buchliebhaber ist ein Abstecher zu Wilsbergs Laden natürlich eine schöne Idee. Der Antiquar Michael Solder bietet dort gerne kurze Führungen an.“ Münster – ganz oben! Vom Antiquariat schlendern wir weiter zum „Großen Kiepenkerl“ und zum „Kleinen Kiepenkerl“, Lansinks Lieblingsrestaurants am Spiekerhof 45–47 im Herzen der Stadt. „Hier“, so der Schauspieler, gäbe es „großartige lokale Küche“. Im Sommer, wenn man dort unter freiem Himmel speisen kann, ist der hervorragende Blick auf Münsters geschichtsträchtige Lambertikirche inklusive. Die sei als Wahrzeichen nicht nur berühmt, sondern auch berüchtigt: An der Südseite des Turms hängen drei eiserne Körbe, im Volksmund „Wiedertäuferkäfige“ genannt. Laut Legende stellte Bischof Franz von Waldeck dort 1536 die geschundenen, gefolterten Körper von drei Wiedertäufern aus – als Warnung. Von unten aus betrachtet ein schauriger Anblick.

    Und wo hat man von oben den besten Blick auf die Stadt? Lansink, der als TV-Detektiv im Lauf von 25 Jahren fast alle Geheimnisse Münsters gelüftet hat, weiß natürlich auch das und antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Vom Stadtcafé ‚1648‘ aus, das in der 11. und 12. Etage eines früheren Verwaltungsgebäudes in der Heinrich-Brüning-Straße 5 untergebracht ist.“ Die Aussicht dort sei „atemberaubend“: über die Dächer der Stadt, das neue Hafenviertel und den barocken Erbdrostenhof, Lansinks historischen Lieblingsort.

    Mehr noch: „Was dieses Café außerdem besonders macht, ist das inklusive Konzept beim Personal. Hier arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, was dem Café eine besondere Atmosphäre verleiht. Das ‚1648‘ ist nicht nur ein wunderbarer Aussichtspunkt, sondern auch ein Beispiel für soziales Engagement.“