Eigentlich sollte die 100 Jahre alte „Häschenschule“* nur in eine neue Zeit hüpfen, doch dafür erntet Anke Engelke jetzt einen Shitstorm. Die Komikerin und Schauspielerin hat die ursprünglich von Albert Sixtus erdachte Geschichte umgeschrieben. Ein bisschen zu sehr, wie einige Vertreter der Landwirtschaft und viele Eltern finden. So lebt der Fuchs vegan und die Landwirtschaft muss als Feindbild herhalten.
„Die Häschenschule“ ist ein Bilderbuch, das seit seiner Erstveröffentlichung vor 100 Jahren Kinder und Erwachsene begeistert. Die Ostergeschichte begleitet Hasengretchen und Hasenhans auf ihrem Weg zur Häschenschule im Wald. Dort werden sie von dem alten Lehrer empfangen, der ihnen eine Vielzahl von Fähigkeiten beibringt, die für das Leben eines Hasen unerlässlich sind. Dazu gehören nicht nur Pflanzenkunde und Gartenarbeit, sondern auch das Hakenschlagen und wichtige Lektionen, wie man sich vor dem gefährlichen Fuchs schützen kann.
Zum Leben erweckt wird die Geschichte durch Verse von Albert Sixtus und liebevolle Zeichnungen von Fritz Koch-Gotha. Im Laufe der Zeit wurde das Buch auch kritisiert, weil es ein veraltetes Lehrerbild vermittle. Der Rohrstock, den der Lehrer ursprünglich in der Hand hielt, verschwand mit einer Neuauflage.
In Anke Engelkes Neuinterpretation der Häschenschule* hat sich fast alles verändert. Der Fuchs ist nicht mehr der Feind der Hasen, denn er ernährt sich vegan. Anke Engelke bringt das Thema „Freundschaft über Grenzen hinweg“ ins Spiel, denn die Hasen und der Fuchs kommen sich näher. Auf der Amazon-Produktseite wird sie dazu mit diesen Worten zitiert:
„Bilderbuchklassiker sind etwas Feines, weil oft eine Wahrhaftigkeit mitschwingt, die Zeiten überdauert. Andererseits dreht die Welt sich weiter, alles ist in Bewegung. Wie denken und fühlen wir heute, wie gehen wir miteinander um? Diese Fragen haben mich während des Schreibens beschäftigt, und ich hoffe, dass die neue Häschenschule auf neue Weise Humor, Respekt und Offenheit vermitteln kann.“
Da der Fuchs in der neuen „Häschenschule“ zum Freund wird, musste ein neues Feindbild her. Der Mensch - genauer gesagt die Landwirtschaft - ist nun der Gegner Das stößt nicht nur bei Bäuerinnen und Bauern, sondern auch bei Eltern auf Protest. In den Rezensionen auf Amazon heißt es zum Beispiel:
Ein veganer Fuchs? Menschen sind eine Gefahr? Hasen leben in Getreidefeldern? Mähdrescher sind böse? Welche Lehren sollen der Geschichte entnommen werden? Es ist so schön gezeichnet. Schade. Offenbar liegt bei der Autorin keine größere Kenntnis über das wirkliche "Landleben" vor.
oder
Das Buch vermittelt falsche Botschaften an die Kinder. Ein Fuchs wird niemals Veganer! Der Bauer ist böse und tötet die süßen Hasen - bitte bei der Realität bleiben. Man muss doch schon bei Kindern eine sachlich richtige Aufklärung betreiben und sie nicht in einer "Wünsch dir was Blase" erziehen.
Die neue Bilderbuchausgabe wurde von Mareike Ammersken illustriert.
Die zeitgemäße Interpretation der ursprünglichen Geschichte trifft also nicht nur auf Zustimmung. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann sich das Bilderbuch zulegen, oder aber zum Kopfhörer greifen. Die neue Version der „Häschenschule“ wird durch ein Hörbuch* und musikalische Untermalung ergänzt, gesprochen von Annette Frier - und mit Musik von Oliver Versch (rein digitale Fassung).
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