Hunde richtig lesen: 8 wichtige Calming Signals, die viele missverstehen

19.12.2024 um 11:15 Uhr
    Ein langhaariger Collie mit beige-schwarzem Fell gähnt weit, vor einem herbstlichen Wald mit kahlen Bäumen im Hintergrund. | © Adobe Stock / Sabriel Smut
    Gähnen ist eines der am häufigsten fehlinterpretierten „Calming Signals“. | ©Adobe Stock / Sabriel Smut

    Wer wissen will, wie es seinem Vierbeiner geht, muss nur genau hinschauen. Denn Hunde teilen sich uns ständig mit. Es liegt an uns Zweibeinern, ihre Sprache zu lernen, um Missverständnisse in der Mensch-Tier-Kommunikation zu vermeiden. Wir haben die am häufigsten fehlinterpretierten Zeichen der Hundesprache für dich zusammengestellt.

    Wir alle kennen die niedlichen Videos von „sich schämenden“ Hunden auf TikTok, YouTube und Instagram, die uns zum Schmunzeln bringen. Ein Hund hat etwas „verbrochen“, wird ausgeschimpft und zeigt scheinbar „schuldbewusstes“ Verhalten – er wendet sich ab, vermeidet Blickkontakt, leckt sich die Lefzen, blinzelt oder macht sich klein. Doch was wie ein schlechtes Gewissen wirkt, ist tatsächlich der Versuch des Hundes, die für ihn unangenehme Situation zu entschärfen.

    Der „freche“ Vierbeiner bereut es nicht, das Kissen zerstört zu haben. Stattdessen spürt er die Verärgerung seiner Menschen, kann jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Tat und der Strafe herstellen. Um sich selbst zu beruhigen und die angespannte Stimmung zu entschärfen, zeigt er sogenannte Calming Signals – subtile Beschwichtigungssignale, die in der Hundekommunikation ganz normal sind, von uns Menschen jedoch häufig fehlinterpretiert werden.

    1. Stress-Schlecken

    Klar, Hunde schlecken sich Maul und Nase auch nach dem Fresschen ab oder wenn sie Appetit haben. Das „Züngeln“ wird aber auch als Calming Signal eingesetzt. Hunde lecken sich beispielsweise die Lefzen oder die Nase, wenn ihnen Artgenossen oder Menschen körperlich zu nahe kommen. Häufig zeigt sich die Zunge, wenn Hunde zu engen Körperkontakt erfahren, (von Fremden) umarmt oder von oben herab am Kopf getätschelt werden.

    2. Gähnen

    Hunde gähnen häufig als Reaktion auf Stress oder Unsicherheit, und nicht nur, weil sie müde oder gelangweilt sind. Das Gähnen dient in solchen Situationen dazu, Spannung abzubauen und sich selbst zu beruhigen. Es ist ein typisches Beschwichtigungssignal, das Hunde verwenden, um sich in unangenehmen Momenten zu entspannen.

    3. Wegschauen

    Hunde wenden den Blick, den Kopf oder sogar den ganzen Körper ab, wenn sie eine stressige oder unangenehme Situation entschärfen wollen. Sie zeigen damit, dass sie friedlich sind und keinen Konflikt wollen. Es wird oft als Desinteresse oder Ignoranz missverstanden, ist aber in Wirklichkeit eine höfliche Geste, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Wenn dein Hund wegschaut, sagt er damit: „Ich will keinen Ärger“. Lass ihm in solchen Momenten den Raum, den er braucht, um sich sicher zu fühlen.

    4.  Bewegungen in Zeitlupe

    Du ärgerst dich, weil sich der morgendliche Spaziergang in die Länge zieht, obwohl du eigentlich gleich im Büro sein solltest? Mit etwas zu viel Nachdruck in der Stimme forderst du deinen Hund auf, sich zu beeilen – aber er bewegt sich nur im Schneckentempo. Reg dich nicht auf! Dein Hund spürt deine Anspannung und will den Stress aus der Situation nehmen. Langsame Bewegungen können auch Begegnungen mit anderen Hunden entspannen. Hunde signalisieren durch langsames Gehen, dass keine Gefahr besteht.

    5. Blinzeln

    Hunde reagieren oft mit Blinzeln oder Zusammenkneifen der Augen, wenn wir sie anstarren. Direkter Augenkontakt (vor allem zwischen Fremden) gilt in der Hundewelt als äußerst unhöflich. Ein Blinzeln könnte also bedeuten: „Ich bin nicht bedrohlich und wünsche mir das Gleiche von dir“. Übrigens: Wenn der Hund einem freiwillig lange in die Augen schaut und ansonsten völlig entspannt wirkt, ist das ein sicheres Zeichen für Vertrauen und Zuneigung.

    6. Vorderpfote heben

    Wenn ein Hund eine Vorderpfote anhebt, signalisiert er damit Freundlichkeit. Bei Hundebegegnungen kann das Pföteln bedeuten: „Ich bin mir nicht sicher, was als nächstes passiert, aber ich will friedlich bleiben.“ Mit der Pfote fordern Hunde aber auch Aufmerksamkeit ihres Menschen ein – was das Pfotenheben im jeweiligen Moment bedeutet, hängt von der Gesamtsituation ab.

    7. Sich kratzen

    Hunde kratzen sich manchmal scheinbar grundlos, wenn sie gestresst sind. Dieses Verhalten hilft ihnen, die Anspannung in ungewissen Momenten abzubauen und gibt ihnen das Gefühl, etwas zu tun zu haben. Gleichzeitig soll es dem Gegenüber signalisieren: „Keine Sorge, ich bin völlig entspannt und absolut harmlos.“

    8. Boden beschnüffeln

    Hunde reagieren oft mit Beschnuppern des Bodens, wenn sie auf neue Artgenossen treffen. Sie zeigen damit, dass sie keine Bedrohung darstellen und friedlich sind. Das Schnüffeln dient auch als Beschwichtigungssignal gegenüber Menschen. Wenn Herrchen oder Frauchen ungeduldig nach ihrem Vierbeiner rufen, versucht er oft, die Situation zu entschärfen, indem er am Boden schnüffelt – als wolle er sagen: „Alles in Ordnung, bitte kein Stress!“

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