Unter Hunden gilt Anstarren nicht nur als unhöflich, sondern kann auch als Herausforderung oder Drohung aufgefasst werden. Es ist eine Art stummer Wettkampf, ein Kräftemessen, bei dem die Frage lautet: „Wer ist hier der Stärkere?“ Wenn sich zwei Hunde intensiv anstarren, versuchen sie oft, die Dominanz des anderen einzuschätzen. Das Drohstarren kann sogar in eine körperliche Auseinandersetzung münden, wenn keiner nachgibt.
Auch gegenüber Menschen zeigen Hunde eine klare Körpersprache: Sie weichen dem direkten, langen Blick oft aus, um Konflikte zu vermeiden. Das Abwenden des Blicks ist eine beschwichtigende Geste, die so viel bedeutet wie: „Ich möchte keinen Ärger.“ Daher sollte man bei fremden Hunden auf intensiven Augenkontakt verzichten, um Missverständnisse zu vermeiden.
Mit ihren Bezugspersonen jedoch ist das anders. Ihrem geliebten Mensch schauen Hunde oft tief und ausdauernd in die Augen – und auch das hat eine ganz besondere Bedeutung.
Na toll, du hast die Verabredung schon wieder platzen lassen! Pünktlich um 20 Uhr ist es Zeit für das Betthupferl, erinnerst du dich? Hat sich dein Vierbeiner an eine Snack-Routine gewöhnt und du lässt das Häppchen am Abend einfach ausfallen, kann es sein, dass er dich so lange anstarrt, bis du endlich den verdammt leckeren Kauknochen rausrückst. Ähnlich aufdringlich können die flauschigen Freunde auch sein, wenn für Menschen aufgetischt wird. Hunde lernen schnell, dass ihr intensiver „Ich will was von deinem Essen“-Blick oft zum Erfolg führt.
Du hast den ganzen Tag am Computer gesessen und wichtige To-dos abgearbeitet, das verstehen wir! Dein Vierbeiner hingegen hat wenig Verständnis für Menschenarbeit. Er ist heute zu kurz gekommen und bettelt nun um deine Aufmerksamkeit. Kuscheln, Spielen, Gassi gehen – am besten alles und zwar jetzt! Ein tiefer Blick in deine Augen kann sein Weg sein, dir mitzuteilen, dass es Zeit ist, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Lass dich nicht lange bitten!
Neue Situationen wie ungewohnte Umgebungen, fremde Menschen oder Artgenossen können Hunde verunsichern. In solchen Momenten kann es vorkommen, dass ein Hund häufiger den Blickkontakt zu seiner Bezugsperson sucht. Dahinter steckt das Bedürfnis nach Schutz und Orientierung. Ein ruhiger Blick und deine gelassene Ausstrahlung können ihm dann helfen, sich zu beruhigen. Dein Hund verlässt sich in solchen Momenten darauf, dass du ihm als Rudelführer den richtigen Weg zeigst.
Manchmal schaut dich dein Hund intensiv an, weil er dir etwas sagen will. Vielleicht geht es ihm nicht gut. Hunde kommunizieren oft über ihre Körpersprache und Blickkontakt ist ein stiller Hilferuf, den du beachten solltest. Wenn dein Hund dich also anstarrt und unruhig wirkt, kann es sein, dass er deine Hilfe braucht. Vielleicht hat er sogar ein gesundheitliches Problem? Achte dann darauf, was er sonst noch zeigt und ob er fit wirkt: Zittert er, leckt er sich über die Schnauze, wirkt er angespannt oder hechelt er häufiger?
Dein Hund wirkt völlig entspannt und dir fällt kein Grund mehr ein, weshalb er dich so eindringlich anstarrt? Dann muss es Liebe sein! Blickkontakt gilt als Zeichen von Vertrauen und Zuneigung und ist somit eine echte Bestätigung eurer Beziehung. Studien haben gezeigt, dass der Oxytocinspiegel auf beiden Seiten ansteigt, wenn sich Hund und Mensch lange in die Augen schauen. Das Kuschel- oder Liebeshormon stärkt die emotionale Bindung und steigert das Wohlbefinden. Ein echter Seelenstreichler, so ein Hundeblick!
*Affiliate Links