Beschreibung
Von der Bestsellerautorin zur Filmemacherin: Die aktuelle Mainzer Stadtschreiberin Julia Schoch dreht einen originellen Interview-Film über sich selbst - ganz ohne selbst aufzutreten. Die Mainzer Stadtschreiberin Julia Schoch hatte einen kühnen Einfall: Sie lässt an ihrer Stelle den Schauspieler Jörg Hartmann auftreten. Er spricht ihren Text, er spielt die Autorin in der Interviewsituation, aber zugleich spielt er, wer weiß, auch sich selbst. Eine Schriftstellerin sitzt vor der Kamera und gibt Auskunft. Über das Schreiben, ihre Bücher, ihre Herkunft, ihre Schlaflosigkeit. Aber wer spricht da eigentlich? Und von wem genau ist die Rede, wenn jemand "ich" sagt? Schlüpft man nicht automatisch in eine Rolle, sobald man auf einer Bühne sitzt oder vor einer Kamera? Warum also nicht gleich jemanden auswählen, der das Rollenspiel perfekt beherrscht, warum nicht einem bekannten Schauspieler die Worte in den Mund legen? Vielleicht verwandeln sie sich durch sein Spiel ja in etwas Wahrhaftiges. Die Mainzer Stadtschreiberin Julia Schoch hat für ihren Film, den sie zusammen mit dem ZDF und 3sat dreht, ein überraschendes Interview inszeniert, in dem der Schauspieler Jörg Hartmann ("Tatort", "Schuld") sie, die Schriftstellerin im Interview, spielt. Schoch: "Da war diese Idee eines Stellvertreters. Ich wollte mich durch jemanden ersetzen lassen, der das Spiel besser beherrscht. Der es besser kann - ein Interview geben, vor der Kamera posieren, kurz, der unterhaltsamer und anziehender ist als ich." Die "Bitte um Rückruf" ist dabei nur halb ironisch gemeint: Schriftsteller sind einsame Menschen. Schreibend versuchen sie, diese Einsamkeit zu überwinden. Mit ihren Büchern rufen sie fremden Menschen von ganz weit entfernt etwas zu, in der Hoffnung auf Antwort. Man könnte auch sagen: Sie sprechen ihnen aufs Band. Mit der Bitte um Rückruf. Bloß dass da keiner zurückruft, nie. Oder ... doch? Wie in ihren Romanen und Geschichten geht es Julia Schoch auch in ihrem Film um tiefe Fragen nach Identität. "In einem Fernsehinterview Auskunft über mich als Künstlerin zu geben, ist nicht leicht. Man öffnet sich, gibt etwas von sich preis, gleichzeitig trägt man eine Maske. Ein öffentlicher Auftritt bedeutet immer, eine Rolle zu spielen." Der Stellvertreter vor der Kamera macht das Dilemma deutlich. Die Grenzen verschwimmen. Was ist schon "authentisch"? Wer ist "Ich"? Und was heißt überhaupt "von sich erzählen"?