Das Faszinosum des menschlichen Gesichts - seit jeher weckt es künstlerische Leidenschaften. Deshalb ist das Gesicht wahrscheinlich auch die meistgemalte "Landschaft" in der bildenden Kunst. "Gesichtslandschaften" sind unerschöpflich, denn kein Mensch sieht ganz genauso aus wie ein anderer. Wir richten den Blick auf Künstlerinnen, die vor allem in den letzten 200 Jahren mit ihrer eigenwilligen Gestaltung von Porträts brillierten. Zwei Jahrhunderte, in denen sich Frauen allmählich gegen die Widerstände im männlich geprägten Kunstbetrieb durchsetzen. Künstlerinnen der klassischen Moderne wie Frida Kahlo oder Paula Modersohn-Becker zeigen in Porträts und Selbstporträts, wie vielfältig der weibliche Blick auf das Gesicht sein kann: intime Nähe oder befremdliche Distanz. Mit Bildern erzählen sie Geschichten, auch die ihrer Zeit. Die Wirren des 20. Jahrhunderts lassen sich in den Porträts von Lotte Laserstein lesen, deren wechselvollem Leben wir von Berlin ins schwedische Exil folgen. Über 70 Jahre widmete sich die Malerin dem Gesicht und schrieb, das sei "die schönste Aufgabe der Kunst". Ein Exkurs in die Renaissance offenbart, wie sehr diese Kunst in der ferneren Geschichte verwurzelt ist. Gelang es doch vor 600 Jahren dem Niederländer Jan van Eyck zum ersten Mal, mit Licht, Schatten und maltechnischer Raffinesse lebensechte Porträts zu schaffen, die uns noch heute faszinieren. Doch es war noch ein langer Weg, bis endlich weibliche Porträtistinnen beruflich ernstgenommen wurden. Dabei schlugen Frauen schon vor 150 Jahren mit Hammer und Meißel faszinierende Porträts aus hartem Marmor - noch dazu Abbildungen von berühmten Männern!