Das Geschichtenerzählen ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Eine beliebte Erzählform sind Sagen. Sie stellen ein bedeutendes kulturelles Erbe dar. Alleine in Niederösterreich gibt es um die 800 überlieferte Sagen. Während die offizielle Geschichtsschreibung oft die Perspektive der Reichen und Mächtigen widerspiegelt, gewähren Sagen Einblick in das Leben und die Kultur der einfachen Menschen. Zudem berichten uns Sagen von Problemen und Sehnsüchten jener Zeit. Dieses "Erlebnis Österreich" aus dem ORF Landesstudio Niederösterreich (Gestaltung: Marco Schleicher, Viktor Perdula & Daniela Perdula Kamera: Christian Haake) beleuchtet folgende Sagen genauer: Der Rattenfänger von Korneuburg ist eine klassische Wandersage, die quer durch Europa verbreitet und immer wieder regional angepasst wurde. Daher ist diese Geschichte an vielen Orten zu finden. Historisch vermittelt diese Sage, dass man mit Rattenplagen gerade im urbanen Raum über Jahrhunderte zu kämpfen hatte. Mit dem Verschwinden der Kinder werden Verlustängste thematisiert. Vor der Einführung eines Pensions- und Gesundheits-systems galten Kinder nicht zuletzt als soziale Absicherung im Alter. Kulturvermittlerin Melanie Lopin zeigt, wie man sich Korneuburg als reiche Handelsstadt im Mittelalter vorstellen kann und welchen Stellenwert die Schifffahrt in dieser Gegend hatte. Richard Löwenherz in Dürnstein behandelt reale historische Ereignisse. 1192 wurde Richard Löwenherz in der Nähe von Wien gefangen genommen und nach Dürnstein gebracht. Der österreichische Herzog Leopold V. ließ den englischen König, aufgrund einer angeblichen Ehrenbeleidigung während des Dritten Kreuzzuges, einsperren. Bei der Spurensuche auf der Burgruine Dürnstein beschreibt Erlebnisführerin Christine Emberger, dass Richard Löwenherz wohl nicht - wie in vielen Erzählungen behauptet - in einem dunklen Verlies eingesperrt wurde, sondern eher in warmen Stuben im Ort Dürnstein untergebracht war.