Afrika von oben: Von wegen nur dürre Landschaft!

17.03.2023 um 16:44 Uhr
    Afrika von oben Viktoriafälle | © IMAGO / Westend61
    Naturwunder: Mit über 100 Metern haben die Victoriafälle fast die doppelte Fallhöhe der Niagarafälle | ©IMAGO / Westend61

    Höchst beeindruckend: Die neue Dokumentation „Afrika von oben“ zeigt die Vielfalt des Kontinents aus der Vogelperspektive.

    An der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe donnert und grollt es ohne Unterlass: Aus über 100 Metern Höhe stürzt hier der Fluss Sambesi in eine Schlucht, die den Namen „Boiling Pot“ trägt – „Hexenkessel“. Bis zu zehn Millionen Liter Wasser sind es pro Sekunde. Die aufsteigenden Gischtwolken erinnern an Rauchschwaden eines gigantischen Feuers. Am besten zu erkennen ist das aus der Vogelperspektive, wie sich anhand der faszinierenden Doku „Afrika von oben“ feststellen lässt. Die Victoriafälle, ein Unesco-Weltnaturerbe, machen das Klischee eines trockenen, von Dürren geplagten Kontinents vergessen. „Während der Dreharbeiten entdeckten wir alle, dass sich Afrika nicht eingrenzen lässt“, fasst Regisseur Andrew Zikking die Erfahrungen zusammen, die er und sein Team bei der Entstehung des Films machten.

    Filmteam hat bereits einen Oscar gewonnen

    Der Brite und seine Mitstreiter von der Firma Off the Fence, die mit der Netflix-Doku „Mein Lehrer, der Krake“ 2021 einen Oscar gewann, setzten auf das Wissen lokaler Produktionsteams. Insgesamt waren über 100 Personen im Einsatz. In zehn Ländern schickten sie Kameras in die Luft, um Afrika aus einem neuen Blickwinkel zu zeigen. Das war schwieriger als gedacht: „Dass es an jeder Straßenecke Drohnen zu kaufen gibt, mag den Eindruck erwecken, der Dreh sei einfach gewesen“, so Zikking gegenüber HÖRZU. „Aber in einem Klima politischer und militärischer Konflikte erschweren die Vorschriften den Flug einer Drohne für kommerzielle Zwecke erheblich.“

    Weltkulturerbe: Ehemalige Karawanenstadt der Berber aus Lehm: Aït-Ben-Haddou in Marokko | ©IMAGO / Shotshop

    So seien Crews in Kenia und Äthiopien verhaftet worden, obwohl sie alle erforderlichen Genehmigungen besaßen. Dazu machten Einreiseverbote durch die Coronapandemie einige Vorhaben zunichte: Dreharbeiten, die seit Monaten geplant waren, mussten in letzter Minute durch Motive in einem anderen Land ersetzt werden. Deshalb hofft der Dokufilmer, noch einmal für eine Fortsetzung zurückkehren zu können. Die fliegenden Augen waren immer in Bewegung und lassen die Doku zu einem dynamischen Erlebnis werden.

    Sie waren in 120 Metern Höhe unterwegs, aber auch 125 Meter unterhalb des Meeresspiegels in der Danakil-Senke in Äthiopien, dem heißesten Ort der Erde. Die höchsten Aufnahmen stammen von den Kameras an Bord der Internationalen Raumstation „ISS“: Sie nehmen den ganzen afrikanischen Kontinent in den Blick. Aber auch die tierischen und menschlichen Bewohner Afrikas werden von oben beobachtet. Etwa 1,5 Millionen Gnus auf ihrer Wanderschaft im Grasland von Tansania und Kenia. Oder ein Kajakfahrer, der in den Stromschnellen des Nil in Uganda atemberaubende Manöver vollführt. Geoffrey Cabiliar, der sich dafür auf eine der gefährlichsten Wildwasserstrecken der Welt begab, sagt darüber in der Dokumentation: „Meine Familie war noch nie an dem Fluss. Sie sagen, ich sei verrückt.“

    Marokko schafft seine Klimaziele durch Ingenieurskunst

    Neben einzigartigen Naturwundern zeigt die visuelle Flugreise auch eindrucksvolle Ingenieurleistungen. So geht es etwa zur größten Diamantenmine der Welt: Karowe in Botsuana, fast einen Kilometer breit, über 150 Meter tief und die einzige Mine, in der drei Steine mit mehr als 1000 Karat gefunden wurden. Einer von ihnen ist über 50 Millionen Euro wert. Außergewöhnlich ist auch eine riesige Solarfarm in der Sahara: das marokkanische Noor-Kraftwerk. Baukosten: mehr als zwei Milliarden Euro. Hunderte hausgroßer Spiegel bündeln das Licht in einem 250 Meter hohen Obelisken. Die erzeugte Energie versorgt über zwei Millionen Haushalte. Marokko ist damit eines der wenigen Länder weltweit, die ihr Klimaziel für 2030 erreichen werden. Für Anfang April sind noch weitere „Rundflüge“ geplant: Dann will Arte im Rahmen einer zehnteiligen Reihe mehr Material von Zikking und seinen Kollegen zeigen. Pro Folge wird jeweils ein afrikanisches Land von oben betrachtet: „Es ist, als würde man die zehn besten Urlaubsreisen seines Lebens unternehmen“, verspricht der Filmemacher.

    Am 18. März läuft die Doku „Afrika von oben“ um 20.15 Uhr auf Arte.