Anmutig, filigran und von bizarrem Reiz: Der Rotfeuerfisch begeistert alle Taucher. Doch der Jäger breitet sich in den Meeren dramatisch aus – und frisst ganze Riffe leer. „Supermann mit Flossen“ heißt eine neue TV-Doku über den Raubfisch bei 3sat.
Das Riff ist sein Laufsteg. Elegant gleitet der Rotfeuerfisch durchs Korallenparadies. Er ist eine echte Schönheit: mit filigranen schleierförmigen Flossen und einem verwirrenden Muster aus hellen und dunklen Streifen. Atemberaubend! Doch wie so oft im Leben gilt: Wo Schönheit blendet, lauert die Gefahr! „Er ist der coolste Fisch im Riff, unsichtbar für seine Beute, erfolgreich durch Geheimwaffen und schnell“, warnt der Naturfilmer Ulf Marquardt. „Dieser Fisch könnte die Weltmeere erobern!“ Für eine Doku ist Marquardt mit seinem Team den Spuren des erfolgreichen Jägers gefolgt.
„Wir haben auf den Philippinen, in Indonesien, Ägypten, den USA und Kuba gedreht“, erinnert er sich an die aufwendigen Unterwasseraufnahmen. Ein Schönling auf Weltreise Eigentlich leben die über 20 verschiedenen Feuerfischarten hauptsächlich in Korallen und Felsriffen des tropischen Indopazifiks und des Roten Meeres. Aber auf geradezu beängstigende Weise breiten sie sich aus. Vor allem der Indische und der Pazifische Rotfeuerfisch vermehren sich explosionsartig in neuen Meeresgebieten und drängen die ursprünglichen Riffbewohner zurück.
Der Rotfeuerfisch kann sich zudem auf eine Geheimwaffe verlassen: Die Stacheln seiner Flossen erhalten hochwirksames Gift! Es wird nicht beim Beutefang, sondern nur zur Verteidigung eingesetzt. Bei Gefahr strecken die Tiere dem Angreifer ihre toxischen Flossenstrahlen entgegen. Vor allem Acetylcholin schreckt Fressfeinde ab. Beim Menschen verursacht der Giftcocktail starke Schmerzen, Erbrechen und Krämpfe, ist aber nicht tödlich.
Tagsüber hingegen droht von den Rotfeuerfischen weniger Gefahr. Sie ziehen sich in Höhlen und zwischen Korallenstöcke zurück, um einfach nur zu dösen. Natürliche Feinde? Fehlanzeige. In ihrer Heimat sind es ab und zu Räuber wie etwa Zackenbarsche, denen das Gift nicht viel ausmacht. Sie schlucken die Schönlinge im Ganzen. Im Mittelmeer sowie in der Karibik und vor Floridas Küste haben sie noch weniger zu befürchten.
Die meisten potenziellen Opfer haben bislang keine Taktik gegen den Eindringling entwickelt. „Der Raubfisch mit den ausgeprägten Giftstacheln frisst große Mengen kleiner einheimischer Fische und Krebstiere. Sein Magen kann sich dabei bis zum 30-Fachen seines ursprünglichen Volumens ausdehnen“, wissen WWF-Experten und warnen vor dem Mittelmeerneuling: „Erfahrungen aus anderen Teilen der Welt zeigen, wie viel Schaden er anrichten kann: Auf den Bahamas wurde ein 40-prozentiger Anstieg des Rotfeuerfischbestands zwischen 2004 und 2010 mit einem 65-prozentigen Rückgang seiner Beutetierarten in Verbindung gebracht.“ Durch Überfischung großer Raubfische gibt es immer weniger Arten, die den Siegeszug dieses „Supermanns“ verhindern könnten.
"Supermann mit Flossen - Der Rotfeuerfisch": Mo, 12. Dezember, 21 Uhr bei 3sat und in der 3sat-Mediathek.