Ein schräger Vogel, der aufs Fliegen pfeift: Neuseelands Nationalvogel geht lieber zu Fuß – und führt auch sonst ein außergewöhnliches Leben. Eine TV-Doku stellt ihn und weitere schräge Laufvögel vor.
Woran erkennt man einen Vogel? Er hat Federn, fliegt und zwitschert mehr oder weniger harmonisch. Auf den Kiwi trifft das nicht zu. Neuseelands inoffizielles Wappentier geht lieber zu Fuß. Das Gefieder ähnelt Haaren, seine Rufe klingen wie eine schlecht geölte Tür – oder wie gestresste Ferkel. Trotzdem wird der Sonderling in seiner Heimat geliebt: „Kiwis sind ein bedeutendes nationales Symbol, das von allen Kulturen Neuseelands gleichermaßen geschätzt wird“, betonen die Experten vom Department of Conservation, einer Regierungsbehörde, die sich um das natürliche und historische Erbe des Landes kümmert.
Vor allem die Maori, Neuseelands Ureinwohner, sehen in dem schrägen Vogel einen sogenannten „Taonga“ – einen Schatz! Mit zahlreichen Projekten soll das Aushängeschild des dortigen Artenschutzes vor dem Aussterben bewahrt werden. „Es gibt nur noch rund 68.000 Kiwis“, beklagen die Behördenvertreter in ihrer aktuellen Bilanz. „Wir verlieren jedes Jahr zwei Prozent unserer nicht geschützten Kiwis, das sind etwa 20 pro Woche.“
Früher hatten die fünf verschiedenen Kiwiarten wenig zu befürchten. Auf Neuseelands Inseln gab es keine größeren Raubtiere. In die Lüfte flüchten? Nicht nötig. Ob die nachtaktiven Vögel im Verlauf der Evolution jemals fliegen konnten, darüber streiten die Forscher. Fest steht: Die Flügel sind heute nur noch sinnlose Stummel. So sehen Kiwis eher aus wie puschelige Bälle auf Beinen. Niedlich, aber wehrlos. Das erwies sich als fatal, als mit den Europäern auch fremde Räuber auf die abgelegenen Inseln kamen: Hunde, Katzen, Ratten, Hermeline, Frettchen. Vor allem die Jungvögel leiden.
„Kiwiküken sind dem Angriff der Hermeline schutzlos ausgeliefert, bis sie ein Gewicht von etwa einem Kilogramm erreicht haben“, erklärt das Department of Conservation. „Ab diesem Zeitpunkt können sie sich in der Regel selbst verteidigen.“ Dabei haben die Küken sogar einen unschätzbaren Vorteil: Sie kommen nicht nackt und blind auf die Welt, sondern schlüpfen als perfekte Miniaturausgabe der Erwachsenen. Sie müssen nicht mal gefüttert werden und suchen sich nach einer Woche schon selbst Nahrung. Also kein Stress für die Eltern? Doch. Denn die eigentliche Arbeit kommt vor dem Schlüpfen.