Dieser Herzensbrecher macht immerzu dicke Backen. Aber wer könnte dem Charme eines Hörnchens widerstehen, das durchs hohe Gras hüpft und seine Backentaschen mit Nüssen vollstopft? Der Verwandte unseres heimischen Eichhörnchens lebt in den Wäldern der amerikanischen Ostküste sowie im Hinterland von Kanada und den USA. Eastern Chipmunks werden die kleinen Nager dort genannt, bei uns sind sie besser als Streifen-Backenhörnchen bekannt. Possierlich? Ja. Süß? Ja. Ein ideales Haustier? Nein!
Obwohl Streifenhörnchen gern als solche gehalten werden, raten etwa die Experten der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ dringend davon ab: „Streifenhörnchen sind keine Kuscheltiere! Eine artgemäße Haltung ist kaum möglich.“ Das wird klar, wenn man sich den Alltag der Nager genauer ansieht. Streifen-Backenhörnchen sind Einzelgänger, leben aber trotzdem in Kolonien. Das ist kein Widerspruch: Jedes Tier duldet die Nachbarn im mehrere Quadratkilometer großen Hörnchenreich, beansprucht darin jedoch sein eigenes Revier, das es erbittert gegen Eindringlinge verteidigt. Dort graben sich die Chipmunks unterirdische Single-Wohnungen mit Schlaf- und Vorratskammer sowie separater Toilette, Abfalltunnel und Fluchtwegen. Trautes Heim, Glück allein!
Anders als unsere Eichhörnchen leben Chipmunks zwar im Wald, aber nicht in den Bäumen. Auf der Suche nach Futter klettern und hüpfen sie mal auf den Ästen herum, die meiste Zeit verbringen sie jedoch am Boden oder unter der Erde. In der kalten Jahreszeit ziehen sie sich für eine ausgiebige Winterruhe ganz in ihre Höhle zurück, in den warmen Monaten wird dort nachts ausgiebig geschlafen.
Tagsüber geht’s dann rund. Der Bewegungsdrang der Nager ist enorm. Immer flink, immer im Stress, immer auf der Jagd nach Nüssen, Samen, Früchten, Insekten – genau so, wie wir Streifen-Backenhörnchen aus Zeichentrickserien wie Disneys „Chip und Chap“ oder „Alvin und die Chipmunks“ kennen. Wer in freier Wildbahn derart hyperaktiv ist, braucht auch in Gefangenschaft viel Platz. „In freier Natur leben Streifenhörnchen in Territorien von bis zu einem Hektar“, stellen die Experten von „Vier Pfoten“ klar. „Für ein Tier sollte eine Voliere mit einer Grundfläche von vier bis fünf Quadratmetern und einer Höhe von zwei Metern zur Verfügung stehen.“ Im Vergleich mit den ausgedehnten Wäldern und Parks der Heimat ist das immer noch mickrig.
Besonders aggressiv werden die Streifen-Backenhörnchen im Herbst. Kurz vor der Winterruhe sammeln sie alles, was sie an Futter finden können, und transportieren es in ihren dehnbaren Backentaschen zum Versteck. Wehe, jetzt kommt ihnen ein Artgenosse zu nahe! Es könnte ja ein Futterdieb sein. Nicht mal die Weibchen sind vor heftigen Beißattacken sicher. Erst ab Frühling ist Zeit für traute Zweisamkeit. Ganz kurz nur, bevor nach 30 Tagen Tragzeit der Nachwuchs auf die Welt kommt.
Die meist drei bis fünf Jungtiere werden rund fünf Wochen gesäugt, bleiben aber noch bei der Mutter, bis sie sich eigene Reviere suchen. In der Kolonie der Einzelgänger geht es manchmal laut zu. Sehr abwechslungsreich scheinen die Äußerungen der Chipmunks dabei nicht zu sein – aber sie wirken. Schrilles Pfeifen heißt: Ich bin aufgeregt! Mit mehrfachem Gurren zeigen die kleinen Nager an, dass sie sich gerade gestört fühlen. Zur Paarungszeit zwitschern sie fast wie Vögel. Neidisch muss der Mensch auf dieses Repertoire nicht sein. Dafür hätten wir gern eine andere Gabe der Hörnchen: Ihre Nagezähne regenerieren sich ein Leben lang.
Passend zum Thema: Die Doku „Die verrückte Welt der Hörnchen“ läuft am 25. März um 16.00 Uhr im NDR.