„Allein zwischen den Fronten“: So sieht Polizeiarbeit wirklich aus - herausragender TV-Krimi!

18.11.2024 um 14:45 Uhr
    „Allein zwischen den Fronten“: So sieht Polizeiarbeit wirklich aus | © ZDF
    Dem Polizisten Jan Vogt (Justus Johanssen) wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. | ©ZDF

    Eine eskalierende Demo, rechts gesinnte Chatgruppen innerhalb der Polizei und gelöschte Beweise: Der komplexe ZDF-Krimi „Allein zwischen den Fronten“ beleuchtet den Alltag von Polizeiarbeit anhand eines konkreten Beispiels. Der HÖRZU-Filmtipp des Tages!

    Ein Artikel von HÖRZU-Chefreporter Mike Powelz

    Hat der Polizist Jan Vogt (Justus Johanssen) während einer friedlichen Demo einen Pflasterstein in die Menschenmenge geworfen und so den Tod eines Familienvaters verursacht? Ein im Internet verbreitetes Video spricht für seine Schuld. Doch Jan gibt an, er habe den Stein nur aus der Gefahrenzone befördert, um eine Gefährdung auszuschließen. Sein Verteidigungsversuch lässt Charlotte Stauffer (Brigitte Hobmeier), interne Ermittlerin des Innenministeriums, aufhorchen. Soll Jan am Ende als Sündenbock für einen hochrangigen Kollegen herhalten? Lügt die Journalistin, die den Steinwurf gefilmt haben will? Ist alles bloß eine tödliche Kettenreaktion gewesen?

    In klassischer Detektivmanier befragt Stauffer der Reihe nach sämtliche Zeugen und setzt sukzessive ein Puzzle zusammen, das den Zuschauer schließlich vor die Frage stellt, wem er die Schuld geben würde. Realistisches Krimidrama Rechtsextreme Chatgruppen innerhalb der deutschen Polizei, gelöschte Beweismittel, sich widersprechende Zeugenaussagen von Demonstranten und Einsatzkräften – all diese Zutaten verwebt der Film „Allein zwischen den Fronten“ (Mo, 18. November, 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek)geschickt zu einem topaktuellen Krimidrama, das von Minute zu Minute mehr zu fesseln weiß.

    Aber zeichnet es wirklich ein realistisches Bild der Polizei, „dem Auge des Gesetzes“, unserem „Freund und Helfer“? Ja, meint der Kriminologe Prof. Dr. Thomas Feltes, der Fachberater der Produktion war: „Der Film ist ein echter Versuch, hinter die Kulissen zu schauen, wie Polizeieinsätze ablaufen. Zudem wurde sehr auf die Details geachtet und die Abläufe real dargestellt, so wie wir sie aus Demos von Gorleben bis heute beobachten können. Und obwohl es sich um Fiktion handelt, bewegt der Film sich dank seiner Genauigkeit im Grenzbereich zur Dokumentation über die Dynamik bei Polizeieinsätzen.“

    ZDF-Redakteurin Karina Ulitzsch ergänzt: „Unser Film soll den Alltag von Polizeiarbeit anhand eines konkreten Beispiels genauer beleuchten. Schon bei den ersten Recherchen wurde das Konfliktfeld der Polizisten deutlich: ihre brisanten Einsätze, die häufige Unvereinbarkeit von Job und Privatleben, die eigene Haltung zum Beruf, die ständige gesellschaftliche Diskussion um ihre Arbeit. Eine schiefgelaufene, eskalierte Demonstration zum Thema Mietpreis wie im Film soll diese vielschichtigen Herausforderungen zeigen. Wir entschieden uns für eine Multiperspektive, die differenzierter erzählen kann!“

    Anatomie einer Eskalation

    „Unser Regisseur Nicolai Rohde hat es geschafft, diesen Balanceakt in eine grandiose Bildsprache umzusetzen“, schwärmt Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier im Gespräch mit HÖRZU. Am Polizeidrama schätzt die 48-Jährige aber auch ganz andere Aspekte: „Im Augenblick ist ja diese Art, sich möglichst schnell eine Meinung zu greifen, eine Position einzunehmen und diese dann auf Teufel komm raus zu vertreten, ein Normalzustand unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Unser Film zwängt sich zwischen die Meinungen, Positionen und unterschiedlichen Blickwinkel auf die Wirklichkeit – und seziert den Ausnahmezustand eines jungen Polizisten sowie seiner Truppe.“

    Eine Einschätzung, die im Anschluss an den Krimi auch die Doku „Allein zwischen den Fronten: Die Dokumentation“ (ab 21.45 Uhr) festigt. Sie beleuchtet die Realität, die Polizisten in riskanten Einsätzen erleben: Wie beeinflusst sie das radikalisierte soziale Klima – im Dienst und privat? Welche Spuren hinterlässt die zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte in ihrer Psyche? Wie gut bereitet sie die Ausbildung darauf vor? Wo ist die Grenze zwischen angemessenen Maßnahmen und übermäßiger Härte? Krimi wie Doku verdienen gleichermaßen