Cassians letzte Lebensjahre sind gezählt: Die zweite und finale Staffel von „Andor“ erzählt, wie aus einem Dieb ein legendärer Rebell wird.
Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Melanie Kroiss
Die Tragödien und Dramen, die dem Titelhelden Cassian Andor in „Andor“ begegnen, das Mit- und Gegeneinander von Gut und Böse bis zu selbstmörderischen Verzweiflungstaten und irren Wutexzessen veranlassten die Fans, die Serie nach der ersten Staffel als „Star Wars für Erwachsene“ zu feiern. Keine Space-Opera, keine Jedis, keine Stärke aus der mystischen Macht. Diese Tonalität würde in Staffel zwei, die jetzt bei Disney+ startet, unverändert beibehalten, verspricht Showrunner Tony Gilroy in großer Interviewrunde mit internationalen Journalisten: „Wir haben eine Art Vertrag mit dem Publikum geschlossen. Der besagt, dass wir alles von innen nach außen kehren, die Sache wirklich ernst nehmen und weder augenzwinkernd noch zynisch erzählen.“ Ein Konzept, das nicht zuletzt auch dem relevanten Thema geschuldet ist.
In der Vorgeschichte zu „Rogue One: A Star Wars Story“ liegt das Augenmerk auf einem ganz normalen Mann, „der sich zum Kämpfer und Scharfschützen, Verführer und Lügner, zum ultimativen Anführer entwickelt“, wie Gilroy Cassian Andor beschreibt. Er ist bereit, sein Leben und das anderer für den Widerstand gegen das Imperium, das die Planeten der Galaxie knechtet, aufs Spiel zu setzen. Gerade befindet sich eine Kampfstation mit nie da gewesener Feuerkraft in Bau, um im Auftrag von Imperator Palpatine Angst und Schrecken zu verbreiten und die Rebellion im Keim zu ersticken. Für die Rebellenallianz gibt es also vorrangig ein Ziel: diesen Todesstern zu zerstören.
Um der Dichte der Geschichte als Serie gerecht zu werden, traf Gilroy, der überwiegend Kinofilme wie den Politthriller „Michael Clayton“ (Magenta TV) schrieb und inszenierte, mit der Produktion die Entscheidung, die zwölf Folgen der zweiten Staffel nach je drei Folgen mit einem Zeitsprung zu versehen. Jeder der vier Drehbuchautoren, inklusive Gilroy selbst, schrieb die Bücher für drei zusammenhängende Episoden, die im Block als ein in sich abgeschlossener Film verstanden werden können.
Die gesamte Staffel umfasst inhaltlich die Geschehnisse von fünf Jahren. „Das wirklich Coole daran, in dieser seriellen Langform arbeiten zu können, ist, dass Du anfängst, für die Schauspieler hinter den Charakteren zu schreiben. Du pushst sie, du machst es schwieriger und härter für sie, und am Ende siehst du, wie sie sich mit ihrer Rolle erheben“, erklärt der Autor.
In besonders einflussreicher Form erhebt sich die Anführerin der Rebellenallianz, Senatorin Mon Mothma – seit „Star Wars: Episode III“ (2005) gespielt von der in Irland geborenen Australierin Genevieve O’Reilly. Sie taktiert zwar auf höchster politischer Ebene im Verborgenen, aber lebt ebenso gefährlich wie Cassian an der Basis. Dieser wird von Diego Luna dargestellt, Star aus „Narcos: Mexico“ (Netflix). Mit ihm wird erstmals ein Schauspieler als Galionsfigur eines prestigeträchtigen „Star Wars“-Franchise eingesetzt, der englisch mit spanischem Akzent spricht.
Obwohl das mit über 645 Millionen Dollar Produktionskosten teuerste „Star Wars“-Projekt in ein fantastisches Setting eingebettet ist, stellt es existenzielle Fragen. Wie kommen voneinander unabhängige Individuen auf die Idee, sich zu verbünden und gegen das überlegene System zu stellen? Noch dazu sind ihre Gegner keine hirnlosen Weltraummonster, sondern gewissermaßen auch nur Menschen. Selbst Fiesling Krennic (Ben Mendelsohn), der ehrgeizige Forschungsleiter für imperiale Waffen, kämpft sich durch den Alltag. Wie alle anderen hat er Sorgen und Sehnsüchte, die zur Triebfeder werden.
Die Schicksale aller Figuren sollen in den Episoden zehn, elf und zwölf, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen spielen, in ein Finale münden, das den Anfang von „Rogue One“ einläutet. „Ich wünsche mir, dass die Leute spüren, welche Gefühle wir in diese Serie investiert haben“, so Tony Gilroy. „Ich hoffe, sie finden das Ende erbaulich und motivierend und nehmen es mit Wohlwollen auf.“ Möge die erzählerische Macht mit ihm sein.
Andor – Staffel 2 startet am 23. April 2025 bei Disney+.