Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll verschlankt werden. Aktuelle Pläne der Bundesländer könnten unter anderem das Ende eines Kulturkanals bedeuten. Dagegen formiert sich in den sozialen Medien Widerstand.
Was darf öffentlich-rechtlicher Rundfunk die Gebührenzahler kosten - und wie viele Kanäle reichen aus, um dem Programmauftrag gerecht zu werden? Fragen wie diese werden verstärkt diskutiert, seit die Bundesländer ihren geplanten Reformstaatsvertrag für ARD, ZDF und Deutschlandradio veröffentlicht haben. Verschlankung der Strukturen mit einhergehender Kostenreduzierung sind das Ziel. Zwei etablierte Sender sind von den Plänen in besonderem Maße betroffen.
Von den beiden Kultursendern ARTE und 3sat ist nach den Leitlinien des Entwurfs einer zu viel. Zumindest in der jetzigen Form als Vollprogramm. Treffen würde es wohl die Programmmarke 3sat. Der gemeinschaftlich von ARD, ZDF, dem österreichischen ORF und der Schweizer SRG betriebene Kanal soll "teilweise oder vollständig" in das ARTE-Programm und dessen Digitalangebote "überführt werden", wie es in dem Schreiben heißt.
Faktisch dürfte das auf ein Ende von 3sat hinauslaufen. Zumal die Schweiz aus Kostengründen erwäge, "ihr Engagement bei 3sat zu reduzieren oder ganz auszusteigen", wie der Branchendienst "Meedia" berichtet.
Beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) haben die publik gewordenen Pläne scharfe Kritik ausgelöst. So schreibt etwa der ORF-Journalist Armin Wolf, Moderator der Nachrichtensendung "ZiB2": "3sat wäre ein extremer Verlust - bei weitem nicht nur, weil dort die ZiB2 auch von sehr vielen Menschen in Deutschland und der Schweiz gesehen wird."
Sarkastisch kommentiert die Schriftstellerin und EU-Abgeordnete Sibylle Berg das Vorhaben: "Es ist durchaus sinnvoll, einen der beiden brillanten linearen Sender einzustellen, die es noch gibt. Wer braucht Bildung, Kultur, Wissenschaft, gute Filme, wenn Sport und Liebesschnulzen geeigneter sind, um Menschen zu verblöden."
Auch nicht prominente Stimmen brechen für den bedrohten Kulturkanal eine Lanze. "Der Vorschlag, 3sat und ARTE zusammenzulegen, ist eine so unglaubliche Dummheit", schreibt ein X-User. "Er legt in der Tat die Axt an die Rechtfertigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks überhaupt an. Denn gerade das Kulturprogramm wird von den Privatsendern sträflich vernachlässigt." Ein anderer schlägt vor: "Man könnte auch die teuren Fußballrechte streichen, oder Florian Silbereisen, so als Idee."
Beschlossen ist das 3sat-Aus allerdings noch nicht. Der Entwurf des Reformstaatsvertrags geht zunächst in eine Anhörungsphase. Nach Angaben der Länder könnte die Reform im Sommer 2025 in Kraft treten. Betroffen wären dann auch weitere Spartenkanäle. So soll das Informationsangebot von Tagesschau24, Phoenix, ARD-alpha und ZDFinfo ebenso gebündelt werden wie die fürs junge Publikum konzipierten Kanäle ZDFneo und ONE.
Noch bis 11. Oktober können die Sendeanstalten, Verbände, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger Anmerkungen zur geplanten Reform hinterlassen. Quelle: teleschau