Stolze 21 Jahre lang spielte Rolf Schimpf den Kriminalhauptkommissar Leo Kress in der ZDF-Serie "Der Alte". Als Kress mit 65 in Pension ging, war Schimpf bereits 83. Am heutigen Donnerstag feiert der Berliner Schauspieler seinen 100. Geburtstag.
Er war der Alte. 21 Jahre lang spielte Rolf Schimpf den Kriminalhauptkommissar Leo Kress in der ZDF-Serie "Der Alte". Nach 222 Folgen war Schluss: Leo Kress ging mit 65 in Pension. Da war Schimpf bereits 83. Wenn man so will, wurde "Der Alte" das zweite Ich des Schauspielers, quasi sein biologisches Alter Ego, denn er ist in der Tat sehr alt geworden. Am heutigen 14. November feiert Rolf Schimpf seinen 100. Geburtstag.
Das Alter spielte in seinem Leben stets eine große Rolle. Richtig bekannt, ja berühmt, wurde er erst in seiner zweiten Lebenshälfte. Zuvor hatte der gebürtige Berliner und Sohn eines Marineoffiziers, zu dessen Vorfahren der schwäbische Komponist Christian Fink (1831-1911) gehört, vorwiegend Nebenrollen in TV-Serien wie "Hafenkrankenhaus" (1968), "Soko München" (1978-1986) oder "Die Schwarzwaldklinik" (1986), wirkte auch sieben Mal im "Tatort" mit.
Eigentlich wollte er Arzt werden, bekam keinen Studienplatz und fand nach dem Zweiten Weltkrieg und einer kaufmännischen Ausbildung bei der Essig-Firma Hengstenberg zum Theater. "Da war's dann gelaufen, da wusste ich, wo ich hingehöre", sagte er später.
Er absolvierte eine Schauspielschule in Stuttgart und ging zum Theater und trat unter anderem auf renommierten Bühnen wie dem Württembergischen Staatstheater Stuttgart oder dem Hamburger Kammerspielen auf. Im satirischen TV-Film "Der Sheriff von Linsenbach" hatte er 1983 hatte er seine erste große Hauptrolle, seine ruhige und besonnene Art gefiel dem Produzenten Helmut Ringelmann (1926-2011) so gut, dass er ihm die Titelrolle in seinem ZDF-Sechsteiler "Mensch Bachmann" (1984) gab. Da wurde Schimpf 60.
Zwei Jahre später besetzte Ringelmann mit ihm die Hauptrolle in "Der Alte". Schimpf verkörperte einen väterlich wirkenden Polizisten, so wie er selbst als Privatperson ist.
"Ich wollte so sein, wie ich bin", sagte er 2007 dem "Deutschlandfunk". "Ich habe mir vorgestellt, ich bin Kriminalbeamter, und wie würde ich jetzt reagieren, wie würde ich mich benehmen, wie würde ich mit meinen Kollegen umgehen, wie würde ich mit den Verdächtigen umgehen, wie würde ich mich verhalten, wenn ich einen Menschen überführt habe. Das alles entspricht meiner Art, wie ich mit den Menschen umgehen würde." Er empfand die über 20-jährige Mord-und-Totschlag-Phase seines Berufslebens als "eine sehr harmonische Zeit", er habe sich in dieser Rolle "sehr wohlgefühlt".
Dass der Schauspieler Schimpf längst das Pensionsalter für Kriminalbeamte überschritten hatte, sah ihm keiner an. Schließlich hörte er 2006 auf. "Es gibt Entscheidungen, die man mit dem Herzen trifft und Entscheidungen, die mit dem Kopf getroffen werden. Diese zählt zu letzteren. Es musste sein, es soll ja glaubwürdig wirken, wenn ich einen Kommissar spiele. Ich halte es deshalb für richtig, jetzt damit aufzuhören", so Rolf Schimpf der "Bild am Sonntag".
"Wir respektieren seine Entscheidung, aber wir tragen Trauer", sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut, für die TV-Zuschauer war es ein kleiner Schock, dass "Der Alte" nun ein anderes Gesicht hatte, der 18 Jahre jüngere Kollege Walter Kreye (82) wurde Schimpfs Nachfolger. Auf ihn folgte Jan-Gregor Kremp (62). Mittlerweile agiert mit Thomas Heintze (60) der fünfte Darsteller als "Der Alte"; der erste war Siegfried Lowitz (1914-1999).
Rolf Schimpf tauchte 2009 noch mal als pensionierter Leo Kress in der Episode "Taximörder" in der erfolgreichen Krimireihe auf, schließlich ging auch er nach über 120 Filmen und TV-Produktionen 2010 in den Ruhestand als Schauspieler. Im gleichen Jahr zog er mit seiner zweiten Frau, der Schauspielerin Ilse Zielstorff (1935-2015), in das komfortable Münchner Seniorenstift Augustinum.
Das Alter ist bei Rolf Schimpf in den letzten Jahren nicht gut verlaufen. Seine Frau, die Liebe seines Lebens, wurde dement. "Sie erkannte die Pfleger nicht, wollte sich nicht waschen lassen, schlug um sich und brüllte nur: 'Wer sind Sie?'", schilderte der Schauspieler seine Situation in der "Münchner Abendzeitung". Irgendwann habe es keine Alternative mehr gegeben. Seine Frau Ilse brauchte immer intensivere Pflege, die sie nicht zulassen wollte. Das ging nur in einem Pflegeheim. Schweren Herzens entschloss sich Rolf Schimpf zu diesem Schritt.