Schon nach wenigen Minuten gibt es im neuen "Dänemark-Krimi" zwei Tote: Ein junger Mann stirbt durch eine Polizeikugel, eine unschuldige Frau stürzt in den Tod. Eine vereitelte Vergewaltigung, wie es scheint. Doch die Polizistin Ida Sörensen glaubt, dass mehr dahinter steckt - und sie wird recht behalten.
Es muss ja nicht immer Italien, Spanien oder Kroatien sein. Das gilt für den Urlaub ebenso wie für den Fernsehkrimi. Gemordet wird schließlich überall. Nach Galway, Usedom oder auch Island wird im Auftrag der ARD daher mittlerweile auch in der ältesten Stadt Dänemarks ermittelt: Ribe. Der "Dänemark-Krimi: Das Mädchen im Kirchturm" (Regie: Florian Schott, Buch: Timo Berndt), am Donnerstag, 7. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten zu sehen, ist der dritte Einsatz für Ida Sörensen (Marlene Morreis) und Magnus Vinter (Nicki von Tempelhoff). Respektable 6,56 respektive 5,27 Millionen Menschen sahen bei den ersten beiden Filmen im Oktober 2021 und April 2023 zu. Im dritten Dänen-Fall spielt Tobias Oertel mit, der vielen Krimi-Fans noch aus dem ARD-"Bozen-Krimi" im Gedächtnis sein dürfte, wo er von 2015 - 2020 als Commissario Capo Matteo Zanchetti zu sehen war. In der Wikingerstadt Ribe spielt er einen zwielichtigen Ganoven - passt auch ganz gut zu ihm.
Was beim "Dänemark-Krimi" wie bei den meisten nördlich verankerten Reihen des "DonnerstagsKrimi im Ersten" auffällt: Hier wird die Landschaft nicht in sommerlich-kitschigen Postkartenmotiven eingefangen, die zum nächsten Dänemark-Urlaub anregen - wer das möchte, sollte besser bei "Dan Sommerdahl" im Zweiten einschalten. Im Gegenteil, die Bildsprache ist zum Großteil wieder so düster und deprimierend, wie es sich für ein Skandi-noir-Krimidrama gehört.
Die Bilder der mittelalterlichen Gassen der alten Wikingerstadt und die karge südjütländische Spätherbstlandschaft, deren Ödnis in weiten Blenden geradezu zelebriert wird, unterlegt mit der passenden atmosphärischer Musik, das ist einmal mehr gut gelungen. Der Rest des Films gefällt dagegen leider nicht so sehr.
Eine junge Frau flüchtet nachts vor einem Verfolger panisch in den Dom von Ribe - "das bedeutendste frühmittelalterliche und einzige fünfschiffige Bauwerk des Landes", wie es im ARD-Ankündigungstext heißt. Die Streifenpolizisten Ida Sörensen hört Hilferufe und eilt mit ihrer jungen Kollegin Emma (Zoë Valks) zum Dom. Hoch oben im Turm ist Bente Bruun (Franziska Brandmeier) mittlerweile in der Gewalt von Finn Eriksson (Elmo Anton Stratz). Wenige Momente später ist nicht nur Finn tot - erschossen von Emma -, sondern auch Bente, die daraufhin in die Tiefe stürzte. Für die hinzugezogene Kommissarin Frieda Olsen (Katharina Heyer) ist der Fall klar und damit erledigt: "Schusswaffengebrauch im Dienst", um eine Vergewaltigung zu verhindern.
Doch Ida wäre nicht Ida, wenn sie nicht das Gefühl hätte, dass an der Sache etwas faul ist. Finn hatte Bente im Dom zugerufen: "Versteck dich nur, am Ende finde ich dich immer!" Die beiden kannten sich also, doch warum verfolgte er sie? Und so beginnt die Streifenpolizistin einmal mehr, heimlich Ermittlungen anzustellen, zum Leidwesen ihres Partners Magnus, der ihr natürlich dennoch zur Hilfe kommt. "Er versteht sich als Teamplayer. Es muss nicht immer Regelkonform sein, doch 'gemeinsame' Alleingänge sind ihm lieber", erklärt Schauspieler Nicki von Tempelhoff.
Ida findet nicht nur heraus, dass Bente regelmäßigen Kontakt zur Drogentherapeutin Frederike Toft (Lina Hoppe) und deren Suchthilfegruppe hatte, sondern auch, dass sie im Altenheim von Laerke (Therese Hämer) und Owe Bundgaard (Alexander Hörbe) ein Praktikum machte, das sie vor zwei Wochen abbrach. Warum wollte Bente, die aus Kopenhagen kommt, ausgerechnet im kleinen Ribe dieses Praktikum machen? Idas Suche konzentriert sich bald auf Bentes verschwundenes Notebook. Hinter diesem sind auch Konrad Gram (Tobias Oertel), zwielichtiger Chef einer Cateringfirma, und sein Gehilfe Viggo (Lukas Zumbrock) - Finns Bruder - her. Sie scheinen irgendwelche unlauteren Geschäfte mit Laerke Bundgaard, der Heimleiterin, laufen zu haben. Und offensichtlich hatte Bente davon erfahren und wollte es öffentlich machen ...