"Die Spreewaldklinik" startet: Muriel Baumeister spielt einen unempathischen Eisblock

25.08.2024 um 18:30 Uhr
    Muriel Baumeister spielt Dr. Barbara Berg in der neuen SAT.1-Vorabendserie. | © Sat.1
    Sie ist die Chefin in der "Spreewaldklinik": Muriel Baumeister spielt Dr. Barbara Berg in der neuen SAT.1-Vorabendserie. | ©Sat.1

    Mit "Die Spreewaldklinik" sorgt SAT.1 nach dem Staffelfinale für „Die Landarztpraxis“ direkt für Nachschub aus dem beliebten Genre Arzt-Serie, in der Fachsprache auch Medical Drama genannt. Serien-Star Muriel Baumeister spielt dabei eine Chefärztin und sprich im Interview über die Dreharbeiten, ihre Rolle und ihre eigene Krankengeschichte.

    "Mein Leben hat sich schon so oft verändert, und dann passiert das Nächste", sagt Muriel Baumeister. Tatsächlich musste die 52-Jährige schon einige Tiefschläge in ihrem Leben verkraften: 2016 verursachte sie einen Unfall unter Alkoholeinfluss und begab sich anschließend in den kalten Entzug. Sechs Jahre später erhielt die dreifache Mutter die Diagnose Brustkrebs. Sowohl die Sucht als auch den Krebs hat Baumeister inzwischen überwunden.

    In der neuen SAT.1-Serie "Die Spreewaldklinik" (ab Donnerstag, 29. August, montags bis freitags, 19 Uhr) spielt Muriel Baumeister die Rolle der Chefärztin Dr. Barbara Berg. Im Interview spricht Baumeister, die durch die Familienserie "Ein Haus in der Toscana" (1990 bis 1994) bekannt wurde, über die Dreharbeiten im Spreewald, Influencer, die sich als Schauspieler versuchen und die allgemeine Faszination für Arzt-Serien.

    Laut Ihrem Instagram-Account sind Sie kürzlich umgezogen. Haben Sie sich schon eingelebt?

    Muriel Baumeister: Ich lebe bereits seit 24 Jahren in Berlin. Allerdings habe ich dort lange nach einer neuen Wohnung gesucht. Das war wahnsinnig schwer. Als Doppelstaatsbürgerin bin ich ein Jahr lang zwischen Salzburg und Berlin gependelt, aber jetzt bin ich fündig geworden und wieder zurück in meiner Mutterstadt.

    Wie lange hat die Wohnungssuche insgesamt gedauert?

    Baumeister: Anderthalb Jahre. Das Problem war, dass ich die Wohnung ja auch bezahlen können muss. Eine Monatsmiete unter 1.500 Euro kannst du in der Stadt vergessen.

    Für "Die Spreewaldklinik" stehen Sie gerade in Brandenburg vor der Kamera. Kannten Sie die Region zuvor?

    Baumeister: Ich kannte den Spreewald. Dadurch dass ich die Chefärztin der Klinik spiele, bin ich hauptsächlich in der Klinik. Das heißt, beruflich sehe ich vom Spreewald gar nichts. Aber die Region ist hinreißend und wunderschön. Es reicht da teilweise schon, wenn ich mich abends ans Wasser setze und mir die Sagen erzählen lasse, die in der Region spielen.

    Wie würden Sie den Spreewald beschreiben?

    Baumeister: Es ist eine ganz eigenartige Gegend, sehr viel herber und mystischer als da, wo ich herkomme. In Österreich ist alles recht lieblich und leicht. Aber der Spreewald hat schon eine andere Atmosphäre.

    Könnten Sie sich vorstellen, auch mal privat im Spreewald Urlaub zu machen?

    Baumeister: Nein, warum sollte ich? Die Zeit, die ich für die Dreharbeiten hier verbringe, reicht. (lacht)

    In "Die Spreewaldklinik" spielen Sie die Chefärztin Dr. Berg. Was für ein Typ Mensch ist sie?

    Baumeister: Sie ist ein Eisberg. Frau Dr. Berg ist eine schwierige Persönlichkeit, sehr wölfisch, sehr darwinistisch. Sie lebt nach dem Recht des Stärkeren und ist nicht sehr empathisch und nicht sehr sozial kompatibel. Sie führt diese Klinik mit harter Hand. Ansonsten ist sie ein sehr beeindruckender Mensch.

    Dennoch bietet sie der neuen Ärztin Dr. Lea Wolff ihre Datsche zum Übernachten an ...

    Baumeister: Ja, sie bietet Frau Dr. Wolff eine ganze Menge an. Sie triggert irgendwas in ihr. Im Laufe der Folgen offenbart sich dann auch eine Verbindung zwischen den beiden, worüber ich jetzt natürlich noch nicht sprechen darf ...

    Würden Sie privat Ihr Gartenhaus ebenso schnell an eine fremde Person verleihen?

    Baumeister: Nein! Auf gar keinen Fall!

    Haben Sie und Ihre Figur denn sonst Gemeinsamkeiten?

    Baumeister: Nein! Ich bin schon auch sehr deutlich, aber sonst ... Nein. Das ist immer so lustig, weil das eine typische Journalistenfrage ist. Für mich als Schauspielerin ist es umso besser, je ferner mir eine Figur ist. Weil es viel schöner ist, zu spielen. Ich gehe ja nicht ans Set, um mich selber zu spielen. Es heißt ja Schauspieler und nicht Schauseier. Das ist ein Beruf, den wir noch gelernt haben - im Gegensatz zu den ganzen Influencern und Spielerfrauen.

    Das klingt als seien Sie Influencern am Set nicht gerade wohlgesonnen ...

    Baumeister: Ich hasse es! Ich brauche das nicht. Es soll natürlich jede und jeder machen, was sie oder er will, aber ich finde: Schuster bleib bei deinen Leisten! Schauspielerei ist ein Beruf und keine Momentaufnahme von jemandem, der sagt: "Ich bin populär. Ich kann das auch." Ich gönne jedem den Moment im Rampenlicht, aber diese Menschen sollen nicht behaupten, dass sie von dem Beruf Ahnung hätten.

    Woran liegt es, dass immer mehr Influencer unter die Schauspieler gehen?

    Baumeister: Das liegt an den Produzentinnen und Produzenten. Die Frage ist: Traue ich mich, etwas darzustellen, was ich nicht gelernt habe? Ich habe zwar auch mit 15 Jahren angefangen zu spielen, aber ich finde Respekt und Ehrfurcht vor den Berufen anderer ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Ich sage von mir ja auch: Ich spiele eine Ärztin. Und nicht: Ich bin eine Ärztin.

    Wie bereiteten Sie sich auf Ihre Rolle als Ärztin vor?

    Baumeister: Ich habe Gott sei Dank Verwandtschaft. (lacht) Meine Cousinen sind Chefärztinnen und Oberärztinnen. Insofern hatte ich da den direkten Weg.

    Haben Sie dabei etwas Neues über den Beruf gelernt?

    Baumeister: Ja, aber das müssen Sie sich in der Serie selbst angucken. (lacht) Das schöne ist ja, dass ich mir als Chefärztin nicht die Hände schmutzig machen muss.

    Sie sagten, eine Figur kann gar nicht weit genug von Ihrer eigenen Persönlichkeit entfernt sein. Gibt es eine Traumrolle, die Sie gerne einmal übernehmen würden?

    Baumeister: Ach, ich habe schon so viel gespielt ... Das Lustige ist: Umso schwerer und dramatischer ich spiele, desto weniger wollen die Leute das sehen. Es ist alles möglich! Ich habe schon so viel erlebt und bin dankbar für jedes Angebot, das kommt. Wenn man immer nur denkt: Ich will jetzt dies oder jenes spielen. Dann übersieht man vielleicht etwas, das einem zufällig am Wegesrand begegnet.

    Gibt es ein Genre, das Sie gerne einmal ausprobieren würden?

    Baumeister: Ich will super gerne mal wieder eine Komödie spielen. Das habe ich schon ein paarmal gemacht, und es hat mir großen Spaß gemacht. Ich weiß, dass Drama meins ist. Das ist auf die Dauer aber so wahnsinnig anstrengend (lacht). "Die Spreewaldklinik" ist eine Mischung und verteilt sich ja über ein mehrköpfiges Ensemble. Allein zu spielen ist immer blöd!

    Arzt-Serie sind im deutschen Fernsehen sehr gefragt. Was fasziniert die Zuschauerinnen und Zuschauer seit Jahrzehnten an diesem Genre?

    Baumeister: Ich habe keine Ahnung. Ich bin froh, wenn ich keine Mediziner und kein Krankenhaus sehe - von außen nicht, von innen nicht. Ich bin da überhaupt nicht das richtige Publikum dafür.

    Welche Genres präferieren Sie als Zuschauerin?

    Baumeister: Komödien, vor allem in Richtung Old-School. Ich gucke auch sehr gerne Horror, aber nur bis 20 Uhr, weil ich sonst nicht mehr schlafen kann (lacht). Während der Dreharbeiten gucke ich aber auch gerne Dokumentationen.

    Vor knapp zwei Jahren bekamen Sie eine Brustkrebsdiagnose und verbrachten anschließend viel Zeit mit Behandlungen. Hat man nach einer solchen Erfahrung überhaupt noch Lust, in einer Krankenhausserie mitzuspielen?

    Baumeister: Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun. Ich spiele ja keine Frau, die Brustkrebs hat. Ob die Serie im Krankenhaus spielt, ist mir egal. Die Frau Dr. Berg ist eine schöne Figur, es ist eine schöne Arbeit. Ich habe lange nicht gearbeitet, weil ich nicht konnte. Und jetzt kann ich, und das macht mir Spaß.

    Wie hat sich Ihre Sicht auf das Gesundheitswesen im Allgemeinen durch Ihre persönliche Krankengeschichte geändert?

    Baumeister: Das ist eine gute Frage. Manche Aspekte des Gesundheitswesens sah ich davor schon skeptisch. Ich hatte einfach wahnsinnig Glück! Ich bin grundsätzlich eher der Freund von universeller Medizin anstelle von Schädlingsbekämpfung. Aber in meinem Fall war ich natürlich auch froh, dass man den Krebs bekämpfen konnte. Aber wenn ich meine Gedanken dazu jetzt ausführen würde, würde das den Rahmen sprengen.

    Wie hat sich Ihr Leben durch die Erkrankung verändert?

    Baumeister: Mein Leben hat sich schon so oft verändert, und dann passiert das Nächste (lacht). Deswegen versuche ich einfach, jeden Tag dankbar zu sein, dass ich so reich beschenkt bin und relativ krass mit Sachen umgehen kann. Ich habe sehr viel Kraft, und es ist schön, dass sie jeden Morgen, wenn ich aufwache, da ist.

    Woraus schöpfen Sie diese Kraft?

    Baumeister: Auch das ist eine sehr gute Frage, die ich auf die Schnelle nicht beantworten kann. Es ist viel, aber es ist auch einfach der Versuch, das Leben anzunehmen und froh zu sein, dass ich am Leben bin.

    Wenn Sie einen Wunsch für die Zukunft freihätten. Was würden Sie sich wünschen?

    Baumeister: Weltfrieden und einen unbegrenzten Tiffany-Gutschein! Aber in der Reihenfolge (lacht). Nein, im Ernst: Ich wünsche mir mehr Menschlichkeit. Ich kann sehr gut über mich selber lachen, und ich versuche, meine Mitmenschen nicht schlechter zu behandeln, als ich behandelt werde. Natürlich gelingt es mir nicht, 24 Stunden am Tag offen und warmherzig zu sein. Aber wenn es mir zwei Stunden am Tag gelingt, ist es schon besser als gar nichts!