In der neuen Folge der ZDF-Reihe „Am Puls“ beschäftigt sich Dunja Hayali mit den radikalen Protesten in unserer Gesellschaft.
Ein Artikel von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz
Wie hat sich die Protestkultur in Deutschland gewandelt? Wie nehmen wir die Veränderungen wahr? Und sind sie gut für die Demokratie? Nur drei von vielen Fragen, auf die Dunja Hayali, Anchorfrau des „heute-journal“, in ihrer TV-Doku „Wütend, laut, radikal – die neue Protestkultur?“ nach Antworten sucht. (Do, 22. August, 22.30 Uhr im ZDF) Die 50-Jährige erklärt gegenüber HÖRZU: „In den ersten Monaten des Jahres hat sich bei mir das Gefühl eingestellt: Nicht nur irgendwer, sondern irgendwas bewegt sich in unserem Land. Ich wollte verstehen, was das ist, was die Menschen antreibt und umtreibt.“
Hayali traf Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen protestieren: AfD-Wähler, Rechtsextreme, Klimabewegte und jene, die ein Kalifat in Deutschland fordern. „Wir haben lange überlegt, was wir reinnehmen, mit wem wir reden, was überhaupt zu leisten ist“, berichtet Hayali. „Man braucht ja ein Gegenüber, das mit uns sprechen, das sich öffnen will. Und das geht nicht, wenn man nur kurz reinschneit. Manche Interviews gingen über zwei Stunden: Wenn man wirklich verstehen will, ohne auch gleich Verständnis zu haben, braucht man viel Zeit und Vertrauen.“
Der denkwürdigste Moment beim Dreh? „Eine gewonnene Erkenntnis ist, dass es zwischen Kalifat-Demonstranten und denen, die der neuen Rechten zuzuordnen sind, ähnliche Mechanismen gibt – auch was die Opferrolle betrifft und die Verweigerung uns Medien gegenüber.“ Was ist für Hayali bei Protesten ein Tabu? „Gewalt ist nie okay – egal von wem und egal gegen wen“, sagt die Moderatorin. „Politiker*innen, Medienvertreter, Ehrenamtliche oder wen auch immer anzugreifen ist eine absolute Grenzüberschreitung. Das gehört sich nicht in einer Demokratie. Es bekümmert mich, dass Menschen die Grundsätze demokratischer Auseinandersetzung missachten, sobald sie daraus nicht als Gewinner hervorgehen. Radikalen Protest, bei dem niemand zu Schaden kommt, müssen wir aber aushalten. Ob mir die Inhalte nun gefallen oder nicht.“
Wie geht sie selbst mit Protest gegen ihre Person um, etwa mit Drohungen, die mitunter in Hayalis Profil beim Nachrichtendienst „X“ gepostet werden? „Sich mit mir oder meiner Arbeit kritisch auseinanderzusetzen oder sie gar abzulehnen, ist völlig okay. Das, was dort aber in Teilen passiert – und leider nicht nur mir passiert –, sind massive Grenzüberschreitungen. Ich weiß nicht, was diese Beleidigungen, Bedrohungen, Unterstellungen und Rufschädigungen sollen. Ich werde dadurch sicher nicht ins Denken oder Hinterfragen kommen. Dazu bewegt mich nur konstruktive Kritik. Aber denen geht es ja auch nicht ernsthaft um Kritik, sondern darum, mich und andere einzuschüchtern. Der Rückzug aus dem gesellschaftlichen und politischen Diskurs, wie wir es zum Beispiel bei Bürgermeister*innen sehen, ist aber gefährlich für die Demokratie.“
"Am Puls mit Dunja Hayali: Wütend, laut, radikal – die neue Protestkultur?“: Do, 22. August, 22.30 Uhr im ZDF und in der ZDF Mediathek.