Günther Jauch: Diesen Politiker wünscht er sich seit 25 Jahren als „WWM“-Gast

13.10.2024 um 16:30 Uhr
    Günther Jauch: Diesen Politiker wünscht er sich seit 25 Jahren als „WWM“-Gast | © RTL
    Jauch (68) führt seit einem Vierteljahrhundert mit Witz und Charme durch die Sendung. | ©RTL

    25 Jahre „Wer wird Millionär?“! Zum großen TV-Jubiläum plaudert Günther Jauch im Interview mit HÖRZU aus dem Nähkästchen: über Albträume, Zukunftspläne, den Inhalt seiner Karteikarten und einen Wunschgast, der ihm seit 25 Jahren immer wieder absagt.

    Mehr als 1600 Sendungen, über 3400 Kandidaten auf dem Quizstuhl und mehr als 43.000 gestellte Fragen: Günther Jauch (68) hat eine stolze Bilanz vorzuweisen. Am 17. Oktober feiert der Moderator 25 Jahre „Wer wird Millionär?“ (ab 20.15 Uhr bei RTL). HÖRZU traf ihn zum Exklusiv-Interview im Studio und drehte den Spieß einmal um: Jauch wurde zum Kandidaten und musste sein Wissen über seine Quizshow unter Beweis stellen.

    Ein Interview von HÖRZU -Chefreporter Mike Powelz

    Herr Jauch, zu Beginn des Interviews über 25 Jahre „Wer wird Millionär?“ würden wir gern mal kurz den Spieß umdrehen – und Ihr Know-How über Ihre Sendung mit einer A-B-C-D-Frage testen. Lust?
    Günther Jauch (gedehnt): Okaaay …  

    Klasse, hier kommt Ihre Frage: Einmal in den vergangenen 25 Jahren hat Ihnen eine Kandidatin verraten, dass ihr Hund einen ungewöhnlichen Gegenstand verschluckt hatte. Was war dieser Gegenstand? A) ein Paar Socken, B) ein Spielzeugauto, C) ein pinkfarbener Stringtanga oder D) ein Telefonbuch?
    Günther Jauch: Ich schwanke zwischen A und C …

    Brauchen Sie einen 50:50-Joker?
    Günther Jauch: Nein, ich glaube, es war der Stringtanga! Aber vielleicht ist da jetzt auch mehr der Wunsch der Vater des Gedankens.

    Chapeau, Sie haben absolut Recht. Diese Anekdote war im letzten November …
    Günther Jauch (lacht): Tja, die Halbwertszeit in Bezug auf Fragen und Kandidaten wird eben auch bei mir immer kürzer.

    Stichwort lustige Vorfälle: Was war Ihre witzigste Anekdote, wenn Sie an 25 Jahre „WWM“ zurückdenken?
    Günther Jauch: Der Besuch von Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er sofort mit einer wahnsinnigen Chuzpe meinen Stuhl bestiegen hat – und mich zum Kandidaten degradierte. Das war wirklich sehr, sehr lustig.

    Doch wie feiern Sie Ihr Jubiläum? Was ist geplant? Und ist Horst Schlämmer auch wieder mit dabei?
    Günther Jauch: Das ist die Millionenfrage … Ich bin vor keiner Sendung mehr sonderlich aufgeregt, aber die Jubiläumsausgabe wird über meinen Kopf hinweg vorbereitet, insofern weiß ich gar nichts. Einerseits ist das sehr bequem, weil die Sendung keinerlei Vorbereitung erfordert. Aber andererseits muss ich mit allen möglichen Dingen rechnen. Die Situation erinnert mich an eine frühere Sendung im Fernsehen mit dem schönen Titel: „Das war Ihr Leben!“ Ein Format, das Loriot mal persifliert hat. Denn da trafen beispielsweise Menschen auf andere Menschen, und ihnen wurde erklärt: „Den kennen Sie doch noch von früher – das war der Bruder des Hausmeisters, der vor 25 Jahren bei Ihnen mal die Wasserleitung repariert hat.“ Verstehen Sie, was ich meine: Sie selbst haben überhaupt keine Ahnung, wer der besagte Bruder ist, aber Sie müssen trotzdem so tun, als wenn Sie sich irrsinnig freuen. Insofern bin ich sehr gespannt.

    Träumen Sie nachts eigentlich manchmal von „Wer wird Millionär?“ – sei es, dass es lustige Träume sind oder Albträume?
    Günther Jauch: Seltsam. Die Frage ist mir in letzter Zeit öfter gestellt worden – und klar, ich träume tatsächlich auch öfter, aber „Wer wird Millionär?“ spielt da tatsächlich nie eine Rolle. Das Einzige, was mich wirklich mal schockiert hat, war der Film „Slumdog Millionär“, der auf der Basis der indischen „Wer wird Millionär?“-Ausgabe gedreht worden ist und einen Oscar bekommen hat. „Slumdog Millionär“ war in Teilen so unfassbar grausam, wie ich das nie für möglich gehalten hätte. Wer im Zusammenhang mit „Wer wird Millionär?“ mal Albträume haben möchte, der sollte sich den Film gerne noch mal anschauen.

    Stichwort RTL. Wie oft haben Sie in den vergangenen Jahren von RTL …
    Günther Jauch: … geträumt? Albträume gehabt? (lacht)

    Nein, wie oft haben Sie in den vergangenen 25 Jahren darüber nachgedacht, den Handschlagvertrag mit RTL, der Ihre Moderationen bei „Wer wird Millionär?“ regelt, zu kündigen – und die Show an den Nagel zu hängen?
    Günther Jauch: Da kann ich mich an keinen einzigen Moment erinnern. Es gab nicht einmal die Situation, dass RTL meckerig wurde und mir erklärt hat, dass es ihnen nicht mehr gefällt – und umgekehrt genau so wenig. Ich habe „Wer wird Millionär?“ nie als Drohkulisse benutzt oder habe irgendwelche Nachbesserungen verlangt. Klar, Diskussionen gab es mal, als an der Sendung rumgebastelt und rumgedoktert wurde, um vielleicht nochmal ein ganz spezielles Spin-off reinzubringen, von dem ich dachte, dass es das jetzt eigentlich nicht braucht – aber das ist jetzt auch schon wieder viele Jahre her und wir haben das gemeinsam auch schnell wieder korrigiert. Und siehe da: schon hat die Sendung dann auch mal wieder besser funktioniert.

    Was war während der vergangenen 25 Jahre Ihr Antrieb, „Wer wird Millionär?“ so diszipliniert Woche für Woche – und Jahr für Jahr – zu moderieren? Mussten Sie sich manchmal, wie ein Beamter, selbst disziplinieren und zu Ihrem Arbeitsplatz schleppen? Oder waren Sie durch die Bank motiviert?
    Günther Jauch: Ich war tatsächlich durch die Bank motiviert, wobei es eigentlich gar keiner großen Motivation bedurfte. Natürlich gibt es normalerweise Abnutzungserscheinungen, wenn man irgendetwas so lange macht – und ich habe mich auch oft gefragt, warum mir das bei „Wer wird Millionär?“ nicht so geht, aber unterm Strich habe ich es mir so beantwortet, dass ich in der Sendung immer wieder auf neue Menschen treffe. Leute, die zwar nicht alle gleichermaßen interessant sind, die aber trotzdem irgendwelche Geschichten aus ihrem Leben erzählen können, die für den Rest der Welt interessant sind. Manche Kandidaten beispielsweise erzählen in der speziellen Stresssituation bei „Wer wird Millionär?“ viel mehr, als sie eigentlich wollen, andere brechen aus Scham oder Verzweiflung in Tränen aus – und wieder andere verdrücken ein paar Freudentränen. All das ist natürlich immer schon etwas sehr Besonderes. Gepaart mit dem immer wiederkehrenden, simplen Spielsystem – 15 Fragen plus die Chance auf eine Million Euro – ist das etwas sehr Besonderes: einerseits die simple Konstruktion der Sendung – und andererseits die unendliche Fülle und das unendliche Potenzial von Möglichkeiten, Menschen näherzukommen und „ganz normale Leute“ richtig interessant werden und wirken zu lassen.

    Apropos unendlich: Das klingt zugleich nach einer unendlichen Fülle von Möglichkeiten, weil Sie ja nie wissen, auf welchen Kandidaten Sie treffen. Richtig beschrieben?
    Günther Jauch: Ja, weil ich lediglich eine Karteikarte mit dem Namen und dem Herkunftsort der Kandidaten in die Hand gedrückt bekomme. Außerdem steht da noch drauf, ob jemand verheiratet ist. Wenn dann beispielsweise jemand vor mir sitzt, der circa Ende 50 ist und eine Kunstlederweste trägt, mutmaße ich, ob es sich bei ihm eventuell um einen Berufsschullehrer handeln könnte – und schon ist er in eine Schublade gesteckt worden. Aber natürlich lasse ich diese besagte Schulbade immer offen, insofern können die Kandidaten aus dem Klischee herausspringen. Und es gibt noch etwas, das ich ganz toll finde: Bei „Wer wird Millionär?“ kann ich mit den Kandidaten beispielsweise mehr über politische Sachverhalte sprechen als in einer politischen Talkshow – weil ich in der Quizsendung Dinge viel besser runterbrechen kann und mir von einem Finanzbeamten beispielsweise erklären lassen kann, warum Klischees über ihn nicht stimmen, etwa das Vorurteil, dass Finanzbeamte andere Leute schikanieren. Insofern hatte ich schon oft das Gefühl, dass ich bei „Wer wird Millionär?“ mehr über das Wesen anderer Menschen – in diesem Fall eines Finanzbeamten – lerne, als wenn ich ein Semester bei einem finanzwissenschaftlichen Institut besucht habe.

    Ähnlich wie Stefan Raab einstmals bei ProSieben sind Sie seit Jahren die Galionsfigur von RTL – ein Allrounder mit vielen Formaten. Als Raab ProSieben verließ, war diese Lücke nicht zu füllen. Wie gehen Sie mit dieser großen Verantwortung gegenüber Ihrem Haussender um?
    Günther Jauch: Das ist eine persönliche Sicht, die mich zwar ehrt, aber der ich trotzdem nicht uneingeschränkt zustimmen könnte, obwohl ich mich über die Definition freue. Nein, wissen Sie: Die Friedhöfe sind voll von unersetzlichen Leuten – und ProSieben ist auch ohne Raab nicht zusammengebrochen. Außerdem erinnert man sich von den gefühlt hundert Sendungen, die er erfunden hat, wahrscheinlich auch an 30 nicht mehr. Deshalb mache ich mir über Unersetzlichkeit von Menschen überhaupt keine Gedanken. Im Gegenteil: solange RTL noch Lust hat, „Wer wird Millionär?“ mit mir zu machen – und darauf hat der Sender nur Lust, wenn die Zuschauer noch Lust haben, die Sendung mit mir zu sehen, und ich wiederum Lust habe, sie weiter zu moderieren, passt alles. Erst in dem Moment, wo eine der drei Säulen wegbricht, ist die Sendung wahrscheinlich erledigt. Und ich bin mittlerweile so weit, dass ich glaube, dass ich nicht in ein furchtbar tiefes schwarzes Loch fallen würde, wenn ich die Sendung nicht mehr machen würde. Hoffe ich. Denke ich. Weiß ich!

     

    Hand auf’s Herz: Welchen TV-Sender würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen, wenn Sie sich für einen einzigen entscheiden müssten?
    Günther Jauch: Einen deutschsprachigen Nachrichtensender. Aber fragen Sie mich bitte nicht, welchen. Darüber müsste ich länger nachdenken.

    Doch was verpassen Sie nie im TV?
    Günther Jauch: Routinemäßig schaue ich immer noch Nachrichten, wobei ich inzwischen abends im Grunde nur noch den Abgleich mit dem mache, was ich tagsüber im Netz schon über das Weltgeschehen gehört habe. Abends interessiert mich beispielsweise, was aus dem heutigen Tagesgeschehen die „Tagesschau“ oder „RTL Aktuell“ für so relevant erachtet haben, dass sie es als Aufmacher wählen oder immerhin noch für eine bunte Meldung des Tages. Ansonsten schaue ich gern Talksendungen und Dokumentationen sowie ab und zu auch mal Live-Shows. Mit fiktiven Formaten tue ich mich hingegen eher schwer, beispielsweise interessieren mich irgendwelche Kriminalfilme oder Spionagethriller eher wenig – weil ich mir immer sage, dass sich das ja irgendjemand ausgedacht hat. Das ist zwar ein bisschen kindlich, führt aber dann einfach dazu, dass ich Sonntag schon mal den „Tatort“ verpassen kann. Aber wenn es danach wieder irgendein interessantes Thema im Talk gibt, bin ich sofort wieder dabei – genau wie wenn RTL Fußball überträgt. Und „Let's Dance“ schaue ich auch gern, weil es beispielsweise eine perfekt gemachte Live-Show ist. Das sehe ich nicht als verschwendete Zeit an.

    Wie glücklich bzw. zufrieden sind Sie rückblickend betrachtet mit Ihrer Karriere auf einer Skala von 0 bis 10?
    Günther Jauch: Da sehe ich mich subjektiv bei einer schönen 9.

    Heißt das, Sie würden alles wieder so machen, wie es war?
    Günther Jauch: Alles? Nein. Ich habe auch mal drei, vier oder fünf Sendungen gemacht, die nach drei, vier oder fünf Ausgaben wieder eingestellt wurden – wobei ich mich heute noch nicht mal mehr an die Titel erinnere. Aber im Wesentlichen habe ich für meine Begriffe die Weichen richtig gestellt. Das gilt sowohl für die Sendungen, die ich gemacht habe, vor allem aber auch für die Sendungen, die ich nicht gemacht habe. Beispielsweise war es sehr verführerisch, als ich noch sehr jung war, dass man mir als erstem Moderator die Sendung „Herzblatt“ angeboten hat.

    Jene Sendung, die dann Kai Pflaume moderiert hat?
    Günther Jauch: Ja, aber vor ihm noch Rudi Carrell. Ich hatte die Sendung abgesagt, nachdem ich mir in England das Original angeschaut hatte, das von einer Frau moderiert wurde, die zum Freundeskreis der frühen Beatles gehörte und die wie eine gutmütige Puffmutter durch die Sendung geführt hat. In dem Job habe ich mich nicht gesehen, es wäre einfach nicht mein Ding gewesen – gleichwohl natürlich interessant. Außerdem hätte ich mal der „News Anchorman“ von SAT.1 werden können. Wenn ich dieses Angebot angenommen hätte, hätte ich für viele Jahre einen schönen Job in Berlin gehabt, hätte nicht immer pendeln müssen und wäre auch noch glänzend bezahlt worden. Aber da habe ich auch so einen letzten Instinkt gehabt, es lieber doch nicht zu machen. Und das hat sich im Nachhinein, wahrscheinlich auch eher durch eine glückliche Fügung – und nicht, weil ich so visionär unterwegs war – als richtig erwiesen. Den ARD-Talk wiederum hätte ich mir länger vorstellen können, aber da haben mir tatsächlich die journalistischen Bedingungen nicht mehr gefallen. Dass ich da konsequent war und gegangen bin, war am Ende die richtige Entscheidung. Wenn ich insgesamt auf meine Karriere zurückblicke, sehe ich aber auch, wie knapp Manches gewesen ist – denn mein Leben hätte auch völlig anders verlaufen können. Bevor ich zum Fernsehen kam hatte ich ja zehn Jahre lang im Grunde nur Radio gemacht und hätte wahrscheinlich auch weiterhin eine durchschnittliche Karriere als Radiojournalist gemacht, was mir sicher auch gut gefallen hätte – aber stattdessen ist alles anders gekommen. Und unglücklich bin ich darüber nicht.

    Aber stimmt die Schlussfolgerung, dass Sie einen „glänzend“ bezahlten Job wie den des SAT.1-Anchormans unter anderem auch deshalb nicht angenommen haben, weil Sie einen Job nicht allein wegen der Knete machen?
    Günther Jauch: Ja, das Gesamtpaket muss schon stimmen. Aber ich muss auch sagen, dass ich jetzt fast 35 Jahre bei RTL bin – und dass nie die Gefahr bestand, dass man mich da unter die Armutsgrenze sinken ließ. 

    Auf sozialen Medien sucht man Sie vergebens. Warum haben Sie kein Facebook-, kein Instagram- und kein TikTok-Profil?

    Günther Jauch: Aus einem ganz einfachen Grund – es interessiert mich einfach nicht. Und es wäre mir auch schade, da so viel Zeit zu verbringen. Ein Tag hat ja nur 24 Stunden, von denen ich mir niemals zwei oder drei für die sozialen Medien abzwacken würde und dann auch noch eigene Seiten pflegen und mir überlegen müsste, welchen Content ich denn heute verbreite. Dazu fehlt mir wirklich der Antrieb, und ich hätte – ehrlich gesagt – auch große Probleme, jeden Tag etwas Interessantes, geschweige denn Relevantes, was mit mir zu tun hat, zu posten. So interessant kann im Allgemeinen kein Leben sein. Ich bin da vielleicht aus der Zeit gefallen.  Thomas Gottschalk hingegen hat eine Instagramseite, die relativ professionell begleitet wird. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut an seine Anfangszeit bei Instagram, als wir mal zusammen essen waren und er zu mir meinte, dass er seit zwei Tagen nichts mehr zu erzählen gehabt hätte und mich fragte, ob er ein Foto machen könnte, wie wir zwei beim Essen in Berlin säßen – weil er sich dann die nächsten zwei Tage keine Gedanken machen müsste. Damals habe ich gedacht, dass es ein sehr mühsamer Job ist, wenn man jedes Mal sein Frühstück posten muss. Aber andererseits habe ich mir inzwischen auch sagen lassen, dass eine Instagramseite wie die von Thomas in Kombination mit einem Podcast wohl ziemlich gut funktioniert – und er hat ja auch inzwischen seine 113.000 Follower. Momentan ist mir die Zeit dafür noch zu schade, aber vielleicht wird mir ja irgendwann mal so langweilig, dass ich sage: Okay, jetzt lasse ich mir was einfallen.

    Stichwort Prominenten-Special von „Wer wird Millionär?“ Welchen Promi hätten Sie unbedingt gern mal dabei? Und wer hat Ihnen bislang immer eine Absage gegeben?
    Günther Jauch: Bislang eine Absage gegeben hat immer Gregor Gysi. Am Anfang waren es noch mehr oder weniger elegante terminliche Entschuldigungen. Irgendwann habe ich aber mal rausbekommen, dass er Angst vor der Sendung hat – also Angst, dass sein Witz und seine Eloquenz, abnehmen, wenn er bei der 500-Euro-Frage unter Umständen völlig blank ist. Und dass dann alles in sich zusammenfällt.

    Aber schimmert charakterliche Authentizität nicht immer durch? Und ist sie nicht sogar das Salz in der Suppe?
    Günther Jauch: Klar, ich glaube, dass Gysi ein guter Gast wäre. Wir werben auch regelmäßig um ihn. Vor ein paar Wochen hat er mir mal wieder geschrieben – und mitgeteilt, dass er vielleicht eine Chance sehe, nach 25 Jahren voller Absagen innerhalb der nächsten 25 Jahre vielleicht doch mal zuzusagen. Schauen wir mal! Wen ich gerne dabei hätte? Angela Merkel ist kein schlechter Vorschlag. Sie wäre wahrscheinlich ein guter Gast, weil sie im kleinen Kreis sehr witzig und originell ist. Vielleicht hat sie im Rahmen ihrer im Herbst erscheinenden Biografie ja etwas Druck, aber ich wette, dass sie sich auch da wahrscheinlich mit Presseterminen sehr zurückhält. Es sei ihr gegönnt.


    Bleibt nur eine Frage: Gehen Sie irgendwann in TV-Rente – etwa, um privat mehr zu reisen, was laut Ihren eigenen Worten bislang zu kurz gekommen ist? Oder denken Sie nicht ans Aufhören?
    Günther Jauch: Was das Reisen betrifft merke ich auf einmal, dass mich Länder oder gewisse Kontinente gar nicht mehr so richtig interessieren. Was ich mir hingegen wünsche, ist, dass mein Tag manchmal etwas weniger vollgepackt ist – wobei ich mir abends oft ehrlich eingestehe, dass ich selbst schuld daran war, dass ich für den nächsten Morgen schon wieder so viele Termine abgemacht habe. Aber nein, solange das in der Abwägung immer noch mehr Spaß macht, als dass es mir Missvergnügen bereitet, ist auch das völlig in Ordnung. Ich hoffe natürlich schon, dass man mich nicht gewaltsam aus dem Studio heraustragen muss – sondern das ich selbst den Zeitpunkt finde, wo ich den Leuten noch glauben kann, wenn sie sagen: „Ach, das ist schade, dass Sie die Sendung nicht mehr machen“ – oder: „Ich habe es immer gerne gesehen.“ Aber aktuell denke ich weder über’s Aufhören noch über meine TV-Rente nach.