Zum 60. Geburtstag von Hape Kerkeling widmet ihm die ARD am Montag (9. Dezember) einen Themenabend. Im Interview mit HÖRZU spricht er über sein Leben, verpasste Chancen – und das Comeback seiner wohl populärsten Figur.
Ein Interview von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz
Witzigkeit kennt keine Grenzen: Auf keinen anderen deutschen Entertainer trifft dieses Motto so sehr zu wie auf den ungekrönten König der Komiker – Hape Kerkeling. Am 9. Dezember feiert der TV-Star seinen 60. Geburtstag, Das Erste widmet ihm dazu einen Themenabend (ab 20.15 Uhr). Doch wie blickt der wandlungsfähige Comedian auf die sechs Jahrzehnte zurück? HÖRZU traf Kerkeling zum Interview über sein Leben im Rampenlicht – und die stillen Momente dahinter.
HÖRZU: Happy Birthday, Hape – am 9. Dezember feiern Sie 60. Geburtstag. Wissen Sie schon, wie?
HAPE KERKELING: Wahrscheinlich ganz privat und in Ruhe. Höchstwahrscheinlich gucke ich an dem Tag Fernsehen, weil mir die ARD ja großzügigerweise einen Thementag spendiert. Ich finde, dass ich das auch würdigen muss und die Sendungen gefälligst mit meinen Lieben und einer Tüte Chips gucke. Alles andere wäre kein gutes Benehmen. Vielleicht hole ich die Feier nach.
Wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken: Welcher Filmtitel würde wohl am besten dazu passen? „Total normal“ ja ziemlich sicher nicht, oder?
Am besten treffen würde es wohl „Komiker – dass ich nicht lache?!“ So könnte ich eigentlich mein nächstes Buch nennen.
Gab es in Ihrer Karriere Momente, in denen Sie die Weichen rückblickend gern anders gestellt hätten? Ich bin sehr flexibel.
Zwischendurch hätte es mal die Möglichkeit gegeben, beim italienischen Fernsehen richtig durchzustarten, quasi als „der Deutsche“ im italienischen Fernsehen. Es gab damals sogar schon eine Co-Moderatorin: Eleonora Brigliadori – die moderiert immer noch im italienischen Fernsehen. Dem haben aber andere Verträge im Wege gestanden. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, Popstar zu werden: Bolland & Bolland, Falcos damalige Produzenten, wollten aus mir einen internationalen Popstar machen. Auch das war reizvoll. Aber auch diesen Weg bin ich nicht gegangen, weil es – wiederum – andere Verträge gab, die das nicht erlaubten. Das mit Bolland & Bolland allerdings hätte ich rückblickend wahnsinnig gerne gemacht.
Was hat sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben gezogen?
Dass ich immer sehr kritisch auf Obrigkeiten geguckt habe und versucht habe, diejenigen durch den Kakao zu ziehen, die etwas arrogant die Fäden der Macht in der Hand halten. Und Ihre Lust aufs Verkleiden? War die nicht auch so ein roter Faden? Das Verkleiden ist eher Mittel zum Zweck und weniger Lust. Tatsächlich habe ich mich als Kind gerne kostümiert. Aber klar, ich finde es spannend, wenn ich sehe, was Masken- und Kostümbildner alles aus mir zaubern können. Es facht bei mir immer wieder die Lust an, damit zu spielen und in Kostüm und Maske aufzutreten...
...was ja 2025 der Fall ist, wenn Sie sich für einen Kinofilm wieder in den Reporter Horst Schlämmer verwandeln. Wie kam es zu der Idee für sein Comeback?
Ach, ich habe den Horst viel zu lange vernachlässigt. Beinahe wäre mir der Arme in seiner Redaktion beim „Grevenbroicher Tagblatt“ – mit Rücken und Füße und was er sonst noch alles hat – verkümmert. Nein, nein, Horst muss ich unbedingt reaktivieren. Er war nicht zu Unrecht so beliebt.
Hat das Projekt etwas damit zu tun, dass 2025 Bundestagswahl ist?
Nein, das ist Zufall. Diese schweren Zeiten schreien nach klaren Antworten – und die hat eindeutig Schlämmer. Ich habe Lust, den Horst wieder in die Arena zu schicken.
Gab es in Ihrer Karriere Momente, in denen Sie überlegt haben, ganz aufzuhören?
Immer wieder. Man muss sich immer wieder zwischendurch fragen, ob das, was man da besonders öffentlichkeitswirksam tut, das Richtige ist. Auf diesen Prüfstand habe ich mich immer gestellt – wie ein Auto, das man zum TÜV bringt. Und das Ergebnis sieht man ja: Das Auto fährt noch.
Welches Modell haben wir da vor uns? Ein ganz einfaches, zuverlässiges Modell. Das, was halt jeder fährt.
Sind Sie eigentlich schon mal von Bully Herbig für „LOL“ angefragt worden?
Doch, wir sind in regem Austausch. Bully weiß, dass ich mir die Sendung wahnsinnig gerne als Zuschauer ansehe. Aber ich würde mich nicht in die Situation verfrachten lassen, mich dafür einsperren zu lassen. Und auf Teufel komm raus nicht zu lachen, funktioniert bei mir auch nicht. Das ist ausgeschlossen, das halte ich nicht aus. Insofern will ich mich da nicht auf die Probe stellen, sondern werde mir das weiter als Zuschauer angucken und von Herzen lachen dürfen. Denn ich lasse mir das Lachen nicht verbieten.