Fünfter Einsatz für Sonderermittler Ingo Thiel im ZDF: Gemeinsam mit einem pensionierten Kommissar sucht er nach einem Vermissten, der seit 27 Jahren verschwunden ist. Heino Ferch & Manfred Zapatka exklusiv im Interview zu neuen Ingo-Thiel-Fall, True Crime – und warum sie nie nach Hollywood gegangen sind.
Sonderermittler Ingo Thiel (Heino Ferch) ist wieder im Einsatz – gemeinsam mit seinem ExKollegen Gerd Dennert (Manfred Zapatka). Der Fall: Obwohl Sven Nolden schon seit 27 Jahren verschwunden ist, kommen seine Eltern nicht zur Ruhe: Immer wieder erhalten sie Briefe eines anonymen Absenders namens Chris, der behauptet, der Vermisste sei wohlauf. "Briefe aus dem Jenseits": 15. April, 20.15 Uhr im ZDF.
Ein Interview von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz
HÖRZU: In „Briefe aus dem Jenseits“ suchen Sie einen Jungen, der seit fast drei Jahrzehnten vermisst wird. Warum ist der Fall außergewöhnlich?
MANFRED ZAPATKA: Mich hat die Geschichte kalt erwischt, weil meine Figur, ein pensionierter Kommissar, den Fall während seiner Dienstzeit nicht aufklären konnte.
Sein eigener Fehler?
ZAPATKA: Leider ja! Er konnte das Geheimnis nicht lüften, weil er Vorurteile gegen Schwule hatte und einer falschen Fährte gefolgt war. Ein Fehler, durch den Dennert einen Großteil seines Lebens verpasst hat.
HEINO FERCH: Für mich war es spannend, dass Ingo Thiel noch mal auf seinen pensionierten Ausbilder trifft. Ein Mensch, der unter dem Trauma leidet, dass er einen Cold Case während seiner Berufszeit nicht hat aufklären können.
Ist so etwas realistisch?
FERCH: Absolut! Für einen Kommissar gibt es nichts Schlimmeres, als einen Fall nicht lösen zu können – und den Hinterbliebenen nicht einmal mitteilen zu können, ob ein Vermisster überhaupt noch lebt.
Herr Zapatka, 2024 feiern Sie Jubiläum: 60 Jahre Filmkarriere! Nach welchen Kriterien wählen Sie Rollen wie jene des Dennert in „Briefe aus dem Jenseits“?
ZAPATKA: Früher habe ich das den Theatern und meiner Agentur überlassen, aber heute folge ich nur noch meinem Instinkt und höre auf mein Bauchgefühl.
Haben Sie mit nun 81 Jahren einen Masterplan für die Zukunft? Etwa dafür, wann Sie aufhören möchten?
ZAPATKA: Ganz ehrlich? Nein! Ich bin zwar längst in Rente, aber ein Vollblutschauspieler hat niemals einen Masterplan für die Zukunft. Wir sind ja keine Manager, leiten keine Unternehmen. Außerdem dreht sich das Rad für Schauspieler unaufhörlich weiter – weil’s immer starke Rollen gibt.
Und das nicht nur hierzulande, sondern auch in Hollywood. Warum haben Sie Ihr Glück eigentlich nie in der Traumfabrik versucht, Herr Ferch?
FERCH: Den Gedanken daran hat bestimmt jeder Schauspieler, aber es gibt einen Satz, der auf alle, die es drüben geschafft haben, zutrifft – und der lautet: „He is the guy from …“ Das bedeutet so viel wie dass man als einer von Tausenden Deutschen in Hollywood bereits einen derart starken Film gedreht haben muss – am besten einen mit einer Oscar-Nominierung –, dass man durch diese Rolle bereits drüben bekannt ist.
Gibt’s dafür Beispiele?
FERCH: Natürlich, zu den wenigen, die es geschafft haben, weil das auf sie zutraf, zählen etwa Maximilian Schell in „Das Urteil von Nürnberg“, Jürgen Prochnow mit „Das Boot“, Franka Potente mit „Lola rennt“, Christoph Waltz mit „Inglorious Basterds“, Thomas Kretschmann mit „Der Pianist“, Klaus Maria Brandauer mit „Mephisto“, Armin Mueller-Stahl mit „Music Box“ – und vielleicht bald auch Sandra Hüller dank „Anatomie eines Falls“. Nicht zu vergessen Ulrich Mühe, der nach „Das Leben der Anderen“ (2006) bestimmt ebenfalls gute Chancen in Hollywood gehabt hätte. Aber leider starb er ja 2007.