Der Überfall auf eine Tankstelle entwickelt sich für Helen Dorn (Anna Loos) im Film "Der deutsche Sizilianer" zu einer unerwarteten Reise in die Vergangenheit ihres Vaters (Ernst Stötzner).
Es ist wahrlich eine ungewohnte Wendung, die das treue Publikum der ZDF-Krimireihe "Helen Dorn" im 20. Film "Der deutsche Sizilianer" (Sa, 30, November, 20.15 Uhr im ZDF) erwartet: Zeichnete sich die von Anna Loos gespielte Hauptkommissarin bislang vor allem durch ihre unterkühlt-reservierte Art aus, werden Helen Dorn und ihre Vergangenheit diesmal unfreiweillig selbst zum Dreh- und Angelpunkt in einer durch und durch dramatischen Geschichte.
Diese beginnt vergleichsweise banal: Als der sizilianische Geschäftsmann Toni Vizzante (Peter Benedict) mit seiner erwachsenen Tochter Luisa (Liane Forestieri) an einer Tankstelle am Stadtrand Halt macht, wird eben jene Tankstelle von zwei maskierten Männern überfallen. Toni, der sich zum Tatzeitpunkt im Laden befindet, reagiert blitzschnell: Mit einer Schere sticht er auf einen der Angreifer ein, während seine von draußen herbeigeeilte Tochter den anderen erschießt. Klarer Fall von Notwehr, meint Helen Dorns Vorgesetzter Nedjo Kristic (Stipe Erceg): Die Investitionen Vizzantes in eine Obstplantage im Alten Land sind alle sauber. "Wieso ist er dann in eine Schießerei mit zwei Toten verwickelt?", will Dorn wissen. "Vielleicht Zufall", mutmaßt Kristic. "Ich glaube nicht an Zufall", entgegnet Dorn: "Ist was für Verlierer."
Gemeinsam mit Isabella Alighieri (Nagmeh Alaei) und Weyer (Tristan Seith) beginnt sie zu ermitteln und stößt schon bald auf eine unschöne Verbindung zwischen Vizzante und ihrem eigenen Vater (Ernst Stötzner), die letztlich in einer waschechten Identitätskrise endet ...
Es scheint, als habe das ZDF den Großmeister für "Helen Dorn" gefunden: Der dreifache Grimme-Preisträger Friedemann Fromm inszenierte bereits die vorangegangenen fünf Filme der Krimireihe, bei den letzten drei schrieb er zusätzlich das Drehbuch. Mit "Helen Dorn - Der deutsche Sizilianer" liefert er dem Publikum einen höchst emotionalen Fall: Die naturgemäß schlechte Laune der wortkargen Titelheldin wird durch die düster-graue Winterstimmung, die rund um Hamburg herrscht, sowie das dunkle Geheimnis ihres Vaters als ihrem einzigen Vertrauten noch verstärkt.
Fast schon erfrischend wirken vor diesem Hintergrund die unterhaltsamen Szenen, in denen Alighieri und Weyer gemeinsam Shakespeares Komödie "Viel Lärm um Nichts" proben: "Wenn wir in Rollen schlüpfen, dann ist es viel leichter, ehrlich Dinge zu sagen", erklärt Alighieri ihrer wenig erfreuten Chefin.
Zwischen 5,08 und 6,63 Millionen Menschen wollten die vergangenen fünf "Helen Dorn"-Filme unter Regie von Friedemann Fromm sehen. Das allgemeine Interesse scheint also auch zehn Jahre nach der Erstausstrahlung des ersten Falls "Das dritte Mädchen" ungebrochen. Drei weitere Filme unter den Arbeitstiteln "Mordsee", "Schwarzes Herz" und "Schuld und Sühne" sind bereits abgedreht. Auch hier stammen Regie und Drehbuch von Friedemann Fromm. Quelle: telechau