Während einer VR-Gaming-Präsentation bei "Höhle der Löwen" stockt den Investoren der Atem – es kommt zu einem Crash-Zwischenfall. Die Präsentation des Stehstuhls "Backboon" verläuft dagegen ohne Zwischenfall und gut: Ralf Dümmel schlägt zu – macht dann aber einen Rückzieher.
Ein lautes Krachen im Studio, Holz splittert. Mit dumpfem Rumpeln schlägt ein Mann der Länge nach hin und zerstört im Umfallen einen Couch-Tisch. Plötzlich ist es mucksmäuschenstill. Besorgte Stimmung auf der Investoren-Bank - und zwei Erfinder, die erschrocken wirken. Oder zumindest so aussehen wollen.
Was spektakulär rummste, entpuppt sich wenig später als ein mehr oder weniger makabrer Gag: Die "Holocafé"-Betreiber hatten einen Stuntman engagiert, um ihrem Pitch den nötigen "Wumms" zu verhelfen. "Gott sei Dank", stöhnt Judith Wiliams auf. "Jetzt hatte ich echt einen Schreck."
Was sich als dreiste Inszenierung entpuppte, sollte die Gefahr illustrieren, wie schnell man sich im heimischen Umfeld in virtuellen Spielewelten verlieren kann, wenn man eine der klobigen Gamer-Brillen trägt und seine Umwelt vergisst. Es war ein Stunt-Effekt, der für Aufregung sorgte - allerdings rasch verpuffen sollte. Für "Holocafé" gab es am Ende keinen Deal. Zu wenig originell war die Geschäftsidee.
Umso wohltuender, dass es diesmal auch wieder die guten alten DHDL-Tüfteleien gibt. Die Präsentation des "Backboon" bringt viel Schwung in die Show-Ausgabe. Der Hobby-Athlet Volker Groß, der in seiner Freizeit offenbar viel Beachvolleyball spielt, hat ein Ziel: Er will sich dem bewegungsarmen Lebensstil der Deutschen entgegenstemmen. Der Hauptgegner des 67-Jährigen: das Sitzen - gerne mal als "neues Rauchen" bezeichnet, weil das leidige Dauer-Kauern vor Bildschirmen und an Schreibtischen einer gesunden Lebensweise schwer abträglich ist.
"Früher haben wir siebeneinhalb Stunden am Tag gesessen, inzwischen sind es über zehn Stunden am Tag! Über die Hälfte unserer Wachzeit verbringen wir mittlerweile im Sitzen", klagt Volker - und die Löwinnen und Löwen nicken wissend. Vor allem Judith Williams verrät, dass ihre Büroumgebung einer Art Möbellager gleicht, weil sie immer wieder neue Sitzgelegenheiten ausprobiert - vom Ball bis hin zu einem Fahrrad-Sessel vor dem Schreibtisch. "Wir sitzen zu viel", meint Volker und spricht den Investoren ins Gewissen. 150.000 Euro möchte er für eine Erfindung haben, die hier Abhilfe schafft - für 15 Prozent der Anteile an seinem Start-up.
Dann zieht Gründer Volker ein schwarzes Tuch vom "Backboon" - und das Staunen ist groß. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein schräg gelegtes Bügelbrett auf einer eigenwilligen Fuß-Konstruktion, ist eine Stehhilfe mit Wippfunktion. Der "Backboon" soll dabei helfen, ungesundes Sitzen zu vermeiden.
Man kann damit sogar schräg stehend an einem hoch angebrachten Schreibtisch arbeiten. "Mit dem Wippen aktiveren Sie die gesamte Muskulatur im Körper", sagt der Erfinder. "Die kleinen Bewegungen steigern die Konzentrationsfähigkeit, erhöhen das allgemeine Leistungspotenzial, fördern die Durchblutung im ganzen Körper - und gleichzeitig macht die Anwendung auch noch richtig Spaß."
Judith Williams testet das Gerät als Erste. Sie ist begeistert: "Wie ein Schaukelstuhl - nur viel angenehmer", jubelt die Unternehmerin. "Ich bin geflasht von dem Körpergefühl."
Dann allerdings folgt eine Information, welche die Stimmung dämpft. Die Preis-Spanne zwischen 800 und 1.200 Euro, die der Gründer für sein Möbel aufruft, ist abschreckend teuer. Lediglich 93 Stück hat Volker bislang verkauft - bei einem überschaubarem Umsatz von 60.000 Euro.
Schnell handelt er sich eine Absage nach der nächsten ein. "Ich liebe deinen Gründer-Spirit", sagt etwa Janna Ensthaler - und zieht sich doch zurück. Ebenso raus sind in rascher Folge Judith Williams - wenn auch als großer Fan - sowie Tillman Schulz und Nils Glagau. Es bleibt nur Ralf Dümmel, der sich zuvor allerdings ebenfalls auf dem "Backboon" einspannen ließ - und von der Schräghaltung begeistert war: "Das fühlt sich gut an."
Und dann ist der Hamburger plötzlich zurück bei seinen eigenen beruflichen Anfängen. Ausgerechnet in einem der großen Möbelhäuser, bei dem Gründer Volker unbedingt sein Produkt platzieren möchte, hatte Dümmel einst seine Ausbildungszeit verbracht. Charmant spielt Judith Williams darauf an, wenn sie verrät, dass der junge Ralf quasi im Möbelhaus aufgewachsen sei.
Über die entsprechenden Kontakte in die Möbelwelt verfügt Ralf Dümmel noch immer. Und außerdem weiß er, wie man den hohen Preis für den "Backboon" rasch herunterschrauben könnte. Zudem kann er das für Volker wichtige "GS"-Prüfsiegel besorgen. Wichtiger noch: Dümmel ist offensichtlich stark interessiert. "Ich helfe dir", sagt Dümmel zu dem Gründer, der in ihm offensichtlich nostalgische Emotionen aufgerüttelt hat.
Ralf Dümmels Bedingung: Er will 25 statt 15 Prozent an der Firma haben. Volker zögert. Dümmel reagiert schnell. Fast schon im Widerspruch zu seiner üblichen hartnäckigen Verhandlungstaktik bessert er sein Angebot in Windeseile nach: 20 Prozent? Es kommt zur freudigen Umarmung. Deutschland wird wippen! Ein typischer Dümmel-Deal. "Ich war überrascht von seiner Herzlichkeit", freut sich der Gründer und kann hinter den Kulissen sein Glück noch gar nicht recht fassen.
Nach der Show herrschte allerdings Ernüchterun: Man habe nach „intensiven Gesprächen mit unseren Vertriebspartnern erkannt, dass BACKBOON nicht zu unserem Konzept passt. Daher haben wir gemeinsam mit dem Gründer schweren Herzens beschlossen, den Deal aus der Sendung nicht weiter zu verfolgen“, teilte Dümmel auf Anfrage von "Gründerszene" mit.
Am Schluss der Sendung ist es dagegen der knuffige Star-Investor selbst, der seinen Augen und Ohren kaum traut: Beim Wett-Bieten rund um das Beauty-Produkt "alla/jen" der namensgebenden Gründerinnen Alla und Jen hatte sich Ralf Dümmel auf einen ungewöhnlichen Fight ausgerechnet gegen Judith Williams eingelassen. Beide Investoren wollten sich unbedingt Anteile an den Beauty-Klebestreifen sichern, die angeblich über Nacht und damit "wie im Schönheitsschlaf" beim Kampf gegen Falten helfen sollen.
Natürlich hat auf den ersten Blick Judith Williams, die auf so viel Kosmetik-Erfahrung verweisen kann, die deutlich besseren Karten. Sie wirkt auch wie die Wunsch-Löwin der Gründerinnen. Doch dann verkündeten Alla und Jen ihre Entscheidung - und aus Ralf Dümmel bricht lauter Jubel heraus. "Ja, ja, ja!", schreit er erlöst. Für 125.000 Uhr kauft der Mann, der sich eben noch ängstlich die Hände vors Gesicht gehalten hatte, 20 Prozent an dem Unternehmen. "Da ist Freude im Karton", staunte selbst Carsten Maschmeyer über den Freudentanz, den Dümmel aufführt.
Freuen durfte sich diesmal auch das Gründerehepaar hinter "Nomadi", einer Miet-Plattform für Kinder- und Baby-Bedarf, das mit Janna Ensthaler handelseinig wurde. Ohne Deal mussten dagegen die Köpfe hinter "PuriPet" (Instant-Katzenfutter) abziehen. Und auch die "Holocafé"-Gründer, die mit Löwen-Unterstützung eine deutschland-, später sogar europaweite Kette für VR-Game-Studios, aufziehen wollen, hatten sich verspekuliert. Sie fanden keinen Geldgeber - trotz des Stuntmans. Quelle: teleschau