Intimes im medizinischen Faktencheck: Dr. Caro Holzner, Deutschlands bekannteste TV-Notärztin, klärt in ihrem neuen Buch auf.
Ein Artikel von HÖRZU-Reporterin Bettina Koch
Gerade um den Intimbereich und die Liebeslust ranken sich immer noch viele Mythen, nicht nur bei jungen Menschen. Mangelnde Kenntnis und falsche Annahmen können aber die Gesundheit gefährden und die sexuelle Zweisamkeit stören. Licht in die tabuisierten Themen bringt Deutschlands bekannteste Notärztin Dr. Carola Holzner mit ihrem neuen Buch „Ab unter die Gürtellinie“. Hier geht sie fachlich versiert sowie humorvoll gegen Hemmungen und Halbwissen vor. „Da liegen Menschen zusammen in einem Bett, haben sogar Sex miteinander und wissen gar nicht so genau, was sich da unten alles abspielt“, entrüstet sie sich.
Die Medizinerin lebt mit ihrer Familie in Mühlheim an der Ruhr und leitet als Oberärztin das Interdisziplinäre Notfallmanagement in der Helios St. Johannes Klinik Duisburg. Zudem ist sie freiberuflich als Notfallärztin unterwegs: von einigen ihrer herausfordernden Einsätze berichtet sie in der VOX-Sendung „Doc Caro“ (heute, 6. November, 2025. Uhr bei VOX).
In der neuen Staffel geht es etwa um ihre Ausbildung zur alpinen Bergretterin. „Ich bin ein sehr offener Mensch“, sagt sie im Interview mit HÖRZU, „aber wie viele bekommen es nicht mal zu Hause über die Lippen, über intime Dinge zu sprechen?“ Dieses Schweigen würde sich fortsetzen bei den Kindern und deren Beziehungen.
Es sei wichtig, über seinen Körper Bescheid zu wissen, so die Ärztin. „Ich habe festgestellt, dass oft nicht mal Erwachsene richtig Ahnung haben. Wie sollen wir dann andere aufklären?“ Sie plädiert dafür, mehr über Intimes zu reden. Alles andere schüre Halbwissen und Ängste. „Sich mit der eigenen Intimität zu beschäftigen bedeutet, dass man überhaupt rausfindet, wie schön Intimität ist, und dass man auch den Partner besser versteht.“ Das sorgt für mehr Nähe. Aus ihrem Klinikalltag weiß sie, dass vor allem Männer über Unangenehmes nicht gern reden. „Dafür muss man sich erst mal eingestehen, dass man ein Problem hat, und wenn es noch dazu die Potenz berührt, fühlen sich viele in ihrer Männlichkeit bedroht. Und dann soll man auch noch zum Arzt gehen?!“ Es würde vielen schon helfen, wenn sie wüssten, dass für eine Prostatauntersuchung zunächst eine Blutabnahme beim Hausarzt zur Bestimmung des Biomarkers PSA reicht. Nicht schlimm!
Nein, er hat keine Knochen. Doc Caro: „Aber eine Ruptur, ein Riss im Schwellkörper, ist möglich.“ Beim Geschlechtsverkehr kann es zu so einem Riss in der Bindegewebsschicht kommen. „Das passiert meist während einer Erektion, ist sehr schmerzhaft und nicht ungefährlich.“ Denn es könne zu Einblutungen im Penis kommen, und diese im schlimmsten Fall zu schweren Kreislaufstörungen führen. Hier gilt: Keine falsche Scham, ab in die Notaufnahme!
„Schmerzen ja, Stau nein“ antwortet die Ärztin kurz und bündig. „Wenn ein Mann keinen Samenerguss hat, baut der Körper die ungebrauchten Samenzellen in den Nebenhoden irgendwann ab, ein Stau kann nicht entstehen.“ Was manchmal wehtut, ist ein anderes Phänomen. Dr. Holzner erklärt: „Wenn der Sexualakt oder die Erregung längern andauern, ohne dass es zum Samenerguss kommt, kann das im Penis und Hodensack Schmerzen verursachen.“ Die Ursache für diese sogenannten Kavaliersschmerzen liegt an der verstärk ten Durchblutung in dem Bereich, zu der noch ein Krampf in der Muskulatur der Samenwege kommt. Gefährlich ist das nicht. „Kein Grund, den Rettungsdienst zu rufen, die schnellste Therapie ist eine Ejakulation und eine kühle Kompresse auf die Hoden.“