"Der woke Irre" übt Selbstkritik nach Gottschalk-Interview
Für den Auftritt im "Kölner Treff" erntete nicht nur Thomas Gottschalk einen Shitstorm, sondern auch Moderator Micky Beisenherz. Letzterer äußerte sich im Podcast "Apokalypse und Filterkaffee" nun selbstkritisch: Dem Interview habe "die Leichtigkeit" gefehlt. Daran hätten beide Gesprächspartner ihren Anteil.
Im WDR-Talk "Kölner Treff" sprach Micky Beisenherz am späten Freitagabend mit Thomas Gottschalk, "Diese Sendung hat - ich sag's mal ganz vorsichtig - in den sozialen Netzwerken einen gewissen Widerhall gefunden", resümiert der Moderator das viel diskutierte Interview nun in seinem Podcast "Apokalypse und Filterkaffee".
Von seiner Lebensgefährtin und Podcast-Partnerin Nikki Hassan-Nia muss sich Beisenherz harte Kritik anhören: "Ich muss gestehen, ich fand das Gespräch misslungen, weil ich dachte, warum wird da jemand so hart angegangen." Sie wisse, dass Beisenherz Gottschalk "immer verehrt" habe, dass er "ein sehr prägender Mensch" für ihn gewesen sei. Umso unpassender habe sie die Schärfe der Diskussion empfunden. Der "Kölner Treff", der für "leichte Abendunterhaltung stehe", sei "nicht der richtige Ort für so ein Gespräch".
Micky Beisenherz räumt ein: "Ich hätte ihn vielleicht am Anfang noch mehr hochleben lassen müssen, ich hätte vielleicht noch mehr privat sein müssen, das Schöne ein bisschen mehr ausstellen, das Ganze leichter gestalten. Und ich hätte noch deutlicher machen müssen, dass es um das Buch ging."
"Der woke Irre will jetzt die Fernsehlegende erziehen"
Thomas Gottschalk veröffentlicht in Kürze sein drittes Buch - Titel: "Ungefiltert: Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann". Darin führt der frühere "Wetten, dass ..?"-Moderator aus, dass er heute nicht mehr so ungezwungen sprechen könne wie früher, weil sich die Gesellschaft allzu schnell empöre. Beisenherz hatte hier inhaltlich im "Kölner Treff" angeknüpft, den Buch-Bezug aber nach eigener Ansicht nicht klar genug hergestellt.
Deshalb müsse für viele das Gespräch eine befremdliche Wirkung gehabt haben: "Da kommt jetzt Thomas Gottschalk und lässt sich herab, zu diesem Heiopei in diese WDR-Sendung zu kommen, und der woke Irre will jetzt die Fernsehlegende erziehen." Aber darum sei es ihm gar nicht gegangen.
Beisenherz: "Das ist nicht der leichte Gottschalk, den ich kenne und schätze"
Beisenherz erinnert an Gottschalks "missglückten Monolog" am Ende seiner letzten "Wetten, dass?"-Sendung vergangenes Jahr. Damals hatte der Showmaster erklärt, er müsse sich wegen der allgegenwärtigen Shitstormgefahr vor laufender Kamera selbst zensieren: "Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen, das ist auch nicht schön."
Beisenherz hat für das Lamento wenig Verständnis: "Dann noch mal ein Buch nachzuschieben, wo man auf 350 Seiten beklagt, dass man ja nicht mehr so reden kann wie früher - da denke ich mir natürlich: Warum machst du das?" Allerdings stelle er die Frage "aus einer zugeneigten Position heraus". Er habe niemanden vorführen wollen. "Ich will's ja einfach nur verstehen."
Geglückt sei das Unterfangen nicht, resümiert der Autor, Moderator und Podcaster. "Das Ganze hatte weniger Leichtigkeit, als ich's mir gewünscht hätte. Da hab ich einen eigenen Anteil dran. Aber er natürlich auch. Weil du merkst, dass er schon sehr stark in der Defensive ist, und das ist nicht der leichte Gottschalk, den ich kenne und schätze." Quelle: teleschau