Jan Josef Liefers wird 60 und hat schlaflose Nächte

08.08.2024 um 12:45 Uhr
    Liefers alias Boerne: Als Deutschlands bekanntester Professor löst er jeden „Tatort“-Fall. | © Imago Liefers alias Boerne: Als Deutschlands bekanntester Professor löst er jeden „Tatort“-Fall. | ©Imago

    Der Mann, der alles kann: Tatort“-Star, Held einer Anwaltsserie, TV-Liebling, Vollblutmusiker: HÖRZU gratuliert Jan Josef Liefers zum großen runden Geburtstag.

    Er hat schon viele Preise erhalten, etwa so illustre wie „Das goldene Schlitzohr“ oder „Hutträger des Jahres“ – der Mann hat eben Stil. Aber auch sehr honorige Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz für sein soziales Engagement. Und natürlich die GOLDENE KAMERA von HÖRZU: Unsere Leserschaft kürte ihn und Axel Prahl bereits 2011 zum besten Krimiteam. „Tatort Münster“ – das fällt den meisten ein, wenn es um Jan Josef Liefers geht.

    Der versnobte Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne bleibt seine Paraderolle – obwohl die Figur „privat wenig mit mir zu tun hat“, wie Liefers betont. Er mag, dass sein „Tatort“ immer wieder „durch Humor aneckt“. Einzelne Folgen waren umstritten, etwa der Jubiläumsfall „Propheteus“ (läuft am 3.8. um 20.15 Uhr im NDR). Der Popularität tut das keinen Abbruch. Nach mittlerweile 22 Jahren wirkt das Duo Axel und „Janni“ – so Prahls Kosename für seinen Lieblingskollegen – wie ein altes Ehepaar. „Wieso alt?“, kontert Liefers da sofort.

    Der Traum von Freiheit und eigener Band

    Am 8. August wird er etwas … reifer. Zum 60. Geburtstag würdigt 3sat den beliebten Schauspieler mit drei Filmen der Krimireihe um Joachim Vernau: Den schnieken Anwalt verkörperte Liefers seit 2012 achtmal. Sehenswert ist auch das Tatsachendrama „Honecker und der Pastor“, wenngleich der Star hier gar nicht zu sehen ist: Liefers hat den Film um den entmachteten Diktator, der mit Gattin Margot 1990 durch eine kirchliche Stiftung Unterschlupf findet, produziert und inszeniert. Die DDR und ihre Geschichte(n) werden ihn wohl nie loslassen, sie sind Teil seiner Biografie.

    Kein Ermittlerteam ist beim deutschen Fernseh-Publikum so beliebt wie Thiel und Boerne.

    Jan Josef Liefers, 1964 in Dresden geboren, stammt aus einer Theaterfamilie. Sein Traum war aber nicht, Schauspieler zu werden, sondern Musiker. Als Teenager war er „der Junge mit der Gitarre“, spielte Lieder von Reinhard Mey, entdeckte die Beatles. Liefers wollte nicht Musik studieren, sondern eine Band gründen. Das ging höchstens über die „FDJ-Singbewegung“, mit offizieller Auftrittsgenehmigung. Nach einer Tischlerlehre in den Werkstätten der Semperoper – also immerhin hinter der Bühne – wurde der Dresdner 1983 an der renommierten Schauspielschule Ernst Busch in Berlin angenommen. Die Restriktionen, die Enge des „Freiluftknasts“ DDR haben ihn politisiert, erzählt Liefers später.

    Er engagierte sich in der Bürgerbewegung und den friedlichen Protesten, die endlich zum Mauerfall führten. Am 4. November 1989 sprach er vor Zigtausenden auf dem Alexanderplatz: „Es war auf jeden Fall das größte Livepublikum, das ich je hatte.“ Direkt nach der Wende wechselte der Schauspieler vom Deutschen Theater Berlin ans Hamburger Thalia Theater – und kündigte nach vier Jahren, um für Film und Fernsehen frei zu sein.

    Großer Durchbruch 1997: Liefers (hier mit Gudrun Landgrebe und Heiner Lauterbach) im Starensemble von Helmut Dietls Schickeria-Komödie „Rossini“.

    Trotz aller Erfolge vor der Kamera: „Musik ist die Sprache der Seele. Zum Glück brauche ich mich nicht zu entscheiden“, sagt Liefers – und macht beides. Den Mann mit der Gitarre gab er zuletzt 2023 sehr charmant bei „Wetten, dass..?“, als er für Superstar Cher deren Evergreen „I Got You Babe“ spielte. Auch Ehefrau Anna Loos teilt die Leidenschaft für die Musik. Mit seiner Band Radio Doria stellt Liefers neben eigenen Songs Bands der DDR vor, die ihn geprägt haben – wie die Gruppe Silly, deren Sängerin Loos ab 2006 war.

    „Soundtrack meiner Kindheit“ lautet denn auch der Titel seiner Autobiografie – die es selbstverständlich als Hörbuch gibt: Seine Stimme ist vielleicht sein größtes Kapital. Aktuell ist das Paar Loos und Liefers, seit 2004 verheiratet, gemeinsam auf Tour. Nicht mit Konzerten, sondern mit einer szenischen Lesung aus Nick Hornbys Roman „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“. Thema: Ein Ehepaar in der Krise geht zur Psychologin.

    Eine Art Gesprächstherapie wird Liefers’ neues Projekt: In einem Podcast will er mit Experten und Fans über Schlaf reden, das Multitalent liegt nämlich oft wach. HÖRZU gratuliert und wünscht erholsame Nachtruhe, lieber „Janni“! Als Einschlafhilfe taugen Sie einfach nicht.