Der Report „Jenke. Zeitreise.“widmet sich nostalgisch, aber auch kritisch der Ära der Babyboomer.
Ein Artikel von HÖRZU Reporter Dirk Oetjen
Kein Handy, kein Computer, nur drei Fernsehprogramme, aber viel Blödsinn im Kopf. So lässt sich nicht nur die Jugend von Jenke von Wilmsdorff, Jahrgang 1965, in den 80ern zusammenfassen. Eine Ära, in der sich im Vergleich zu heute die Welt gefühlt langsamer drehte. „Und alles war weiter weg! Man hat gar nicht kapiert, wie groß die Welt wirklich ist“, so von Wilmsdorff zu HÖRZU. „Distanz spielt keine Rolle mehr, heute reichen ein paar Clicks übers Internet oder ein Griff zum Handy aus.“
In seinem neuen Zweiteiler „Jenke. Zeitreise.“ (11. November 2024, 20:15 Uhr bei ProSieben) stellt der Reporter einen interessanten Vergleich an: Wie viel hat sich seit den 80ern wirklich verändert? Und ist die heutige Jugend wirklich so anders als die damalige? Eine unbeschwerte Zeit? Die Sendung wartet natürlich mit viel Nostalgie auf: Prominente wie Petra Gerster, Ingolf Lück und Oliver Kalkofe entführen in die Welt des damaligen Zeitgeschehens und der Popkultur.
Mit seinem Jugendfreund Uwe oder seiner Mutter blickt von Wilmsdorff auf seine wilden Jahre zurück. Und mit Schauspieler Dietmar Bär trifft er sich im Bonner Hofgarten, wo beide 1981 mit 300.000 weiteren Menschen – allen voran Promis wie Harry Belafonte und Heinrich Böll – für den Frieden demonstrierten. „Wir hatten natürlich diese große Angst vor dem Kalten Krieg, wir hatten Tschernobyl und immer wieder Bedrohungen, die Ängste verursacht haben“, sagt von Wilmsdorff. „Aber dieses Gefühl von heute: Scheinbar tagtäglich gibt’s eine neue Katastrophe, das hatten wir in meiner Wahrnehmung nicht.“ Heutige Ängste führten auch zu Formulierungen und Begriffen wie „Die letzte Generation“: „Da schwingt eine Weltuntergangsstimmung mit, mit der wir in den 80ern rein gar nichts anfangen konnten“, meint von Wilmsdorff.
Besonders spannend ist eine immer wieder eingestreute Talkrunde zwischen der Boomerin und Moderatorin Barbara Eligmann sowie Generationenforscher Rüdiger Maas mit zwei „Zoomern“, Vetreterinnen der heute jungen Generation Z. So erklärt etwa die 2001 geborene Autorin und Influencerin Valentina Vapaux, warum Menschen ihres Alters vor Luxusboutiquen wie Louis Vuitton, Dior und Co. Schlange stehen: Sie sparen auf kleine Statussymbole wie Mode-Luxusgüter, weil die für junge Menschen noch erreichbar seien – und zugleich der Horizont entfalle, Geld für etwas „Sinnvolles“ wie ein Eigenheim oder ein teures Auto zurückzulegen. Auch die Rente sei in ihren Freundeskreisen bereits Gesprächsthema.
12,9 Millionen Menschen gehen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. Schultern müssen das die Jüngeren, die viel einzahlen und davon nicht profitieren werden. 50 Jahre wurde das Problem verdrängt. Deshalb betont die 24-jährige Yaël Meier, Jungunternehmerin und zweifache Mutter, wie wichtig Solidarität der zahlenmäßig überlegenen älteren Jahrgänge für Veränderungen sei.
Verblüffend ist ein weiteres Segment in der ersten Folge, in der Wigald Boning die damaligen Schlagzeilen der Nachrichtenmagazine in die Kamera hält. Darin geht es um Wohnungsnot in deutschen Großstädten, Inflation oder die 35-StundenWoche – heute würde man von „Work-LifeBalance“ sprechen.
Auch die Frauenquote und der Umweltschutz sind keineswegs exklusive Themen des neuen Millenniums, wie der Blick in die damalige Presse beweist. „Der Mensch lernt nicht so schnell dazu, wie er dazulernen könnte“, ist Jenke von Wilmsdorff überzeugt. „Es war in den 80ern genau wie heute: Da interessieren sich sehr viel mehr Leute für Konsum als für Politik. Und so lange das so ist, wird sich natürlich grundlegend nichts verändern. Es ist einfach, als hätte man auf die RepeatTaste gedrückt.“