Einer der unglaubwürdigsten und trotzdem interessanteren deutschen TV-Kommissare kehrt mit einem neuen Fall zurück: In "Laim und die Toten ohne Hosen" bekommen es Lukas Laim (Max Simonischek) und sein Partner Simhandl (Gerhard Wittmann) mit einer Mordserie an den "Sexisten der Woche" zu tun. Rette sich, wer kann!
Wer noch nie einen Krimi mit dem Münchner Ermittler Lukas Laim (Max Simonischek) gesehen hat, wird sich beim Anblick des Kerls in "Laim und die Toten ohne Hosen" wundern. So einen hünenhaften, unverschämt gutaussehenden Kommissar mit Tocotronic-Gedächtnisfrisur aus den 90ern und sündhaft teurem Styler-Appartment (inklusive attraktiver One-Night-Stands) hätte man der bayerischen Landeshauptstadt nicht zugetraut. Eher dann schon so einen wie Laims Partner: Anton Simhandl (Gerhard Wittmann), der ist ein klassischer, etwas biedermeierlicher Polizeibeamter mit lokalem Zungenschlag.
Gemeinsam sollen die beiden in "Laim und die Toten ohne Hosen" (Mo, 23. September, 20.15 Uhr im ZDF) nun wieder einen ungewöhnlichen Fall lösen: Die Leiche von Verleger Jan Weigel (Pascal Breuer) wird in der Gondel eines Riesenrads gefunden. Obenrum trägt er zwar Anzug plus jene Krawatte, die ihn erwürgte. Unten hat er jedoch nichts mehr an.
Doch stört das? Eigentlich nicht, denn realistische oder besser Fernseh-realistische Ermittler gibt es im deutschen Krimi ja zuhauf. Laim ist ein manierierter Typ, dessen Wege zur Aufklärung der Verbrechen immer ein wenig rätselhaft und verschlungen sind. Dass er nun mit der Figur einer feministischen, gleichwohl lasziven Autorin zusammengeworfen wird, macht den besonderen Reiz von "Laim und die Toten ohne Hosen" aus. In diesem Psychoduell - oder ist es eine Liebesgeschichte? - sitzt jedes Wort. Jede Bemerkung ist ein kluger bis spitzfindiger Kommentar zu Geschlechterrollen oder zum eigenen respektive gegenüberliegenden Lebenskonzept. Unter der Regie von Michael Schneider ("Die Toten vom Bodensee") macht dies durchaus Spaß - wenn man sich darauf einlässt, dass Laim alles andere als ein lebensechter Krimi ist.
Ein Pfund, mit dem der neue "Laim" wuchern kann, ist die Besetzung der Nina Schott mit der charismatischen Ursina Lardi. Die 1970 geborene Schweizerin veredelt regelmäßig ambivalente Frauenrollen im deutschen Fernsehen. So zum Beispiel im Stuttgarter "Tatort: Videobeweis" (2022), in dem Lardi eine Frau spielt, die auf Video festgehaltenen Sex mit ihrem Chef hat, der einvernehmlich aussieht, aber nicht so gewesen sein soll. Es war einer der subtilsten "Tatorte" der letzten Jahre und eine Blaupause für Lardis Figur der Starautorin Nina Schott im neuen "Laim". Eine feinere Darstellerin des sexuellen Zweifels, der jede und jeden zum Mitdenken anregt, gibt es aktuell im deutschsprachigen Fernsehen wohl nicht.