Neuauflage eines Berliner Originals: In der „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ steigt Lisa Liebling als Anwätin in die Kanzlei ihres Großvaters ein – der 1986 bis 1998 von Manfred Krug gespielt wurde.
Ein Artikel von HÖRZU-Reporterin Melanie Kroiss
Schon als Juristin Lisa Liebling (Luise von Finckh) die Kanzlei ihres verstorbenen Großvaters Robert Liebling betritt, wird sie von dessen Geschäftspartnerin Dr. Talia Jahnka (Gabriela Maria Schmeide) abgekanzelt – noch bevor diese überhaupt weiß, wer Lisa ist. Nachdem sich herausstellt, dass die junge Idealistin ihr Anteilserbe ganz in Roberts Sinne antreten möchte, sieht die erfahrene Anwältin die Kanzlei Liebling Kreuzberg und alles, wofür sie jahrelang hart gearbeitet hat, in Gefahr. Zwischen den starken Frauen auf Augenhöhe tritt im neuen Freitagabendfilm „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ (Fr, 27. September, 20.15 Uhr im Ersten) in der Folge ein Generationenkonflikt zutage, der bald zu ihrer beider wohl anspruchsvollstem Fall wird.
Fast 40 Jahre ist es her, dass die Anwaltsserie „Liebling Kreuzberg“ (1986 –1998), auf der das TV-Drama basiert, zum ersten Mal im Ersten zu sehen war. In 58 Folgen in fünf Staffeln konnte Schauspieler, Sänger und Schriftsteller Manfred Krug als Notar und Rechtsanwalt Robert Liebling das mit allen Wassern gewaschene – aber meist unrasierte – Schlitzohr im Einsatz für die kleinen Leute geben. Ihm zur Seite standen unter anderem Anja Franke als Azubi und spätere Rechtsanwaltsgehilfin Senta Kurzweg sowie Roswitha Schreiner als seine Tochter Sarah. Beide Schauspielerinnen führen ihre Figuren in „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ nun weiter.
Indes tritt Luise von Finckh („Vienna Blood“) als Hauptdarstellerin Lisa Liebling „ein Riesenerbe“ an, wie sie im Interview sagt. „Ich finde es großartig, diese Serie aktualisiert und mit überarbeiteten Stereotypen fortzuführen“, erklärt von Finckh. Die Zeiten, in denen Frauen vor allem als schmückendes Beiwerk für die Genialität des Anwalts gedient hätten, seien zumindest in diesem Film vorbei. Gerade das hat die 30-Jährige an der Rolle gereizt: „Wir erschaffen Realitäten mit dem, was wir erzählen“, ist sich von Finckh sicher. Umso bedeutender sei es, dass der politisch wachen, engagierten Kämpferin Lisa Raum gegeben werde, für sich und die Rechte anderer einzutreten und zugleich deren Beweggründe herauszufinden.
Diese anderen sind in „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ zum Beispiel ein kratzbürstiger älterer Herr, der mit seiner uneinsichtigen Art aneckt. Gespielt wird dieser vom inzwischen 79-jährigen Winfried Glatzeder, der gerade im RTL-Dschungelcamp einen Auftritt hatte. Zu Glatzeders Ur-Kreuzberger gesellen sich das Ehepaar Phan, das mit einer Räumungsklage nicht vorankommt – und ebenjener säumige Mieter samt Teenagersohn, der selbst mit einem schwierigen Problem zu kämpfen hat.
Im Mittelpunkt steht jedoch die Auseinandersetzung des Frischlings mit der Babyboomerin, die nicht in einen hysterischen 08/15-Zickenkrieg ausartet, sondern klug geführt wird. Solche Situationen kennt von Finckh, gebürtige Berlinerin mit Wohnsitz in Kreuzberg, auch aus ihrem Umfeld. In erster Linie sei es wichtig, dass man einander zuhöre. „Und nur weil etwas jahrelang gut lief, heißt das nicht, dass es auch gut für alle anderen ist“, so Luise von Finckh. Aber: „Es gibt keine allgemeinen Gültigkeiten, wir sind Produkt unserer Zeit und Umstände.“ Dem hätte Robert Liebling wohl zugestimmt.